Auf den ersten Blick waren die Nachrichten heute Morgen keine guten für die Ems-Chemie. Der Spezialchemiekonzern musste erstmals seit dem Frankenschock 2015 einen Umsatzrückgang vermelden. Von Januar bis Juni sank der Umsatz um 3,5 Prozent auf 1,16 Milliarden Franken, was unter den Erwartungen von Analysten lag. Vor allem die äusserst schlechte Entwicklung des Automobilsektors – Geschäfte mit Autobauern machen rund 60 Prozent des Umsatzes aus – sowie weiterer Industriezweige drückten die Verkaufserlöse.

Insbesondere China, aber auch Europa fragten weniger Komponenten für die Autoproduktion nach. Allerdings: Der rückgängige Verkaufserlös war zum Teil auch auf den starken Franken zurückzuführen. Den stärkeren Schweizer Franken herausausgerechnet, wären die Ems-Verkäufe in der Berichtsperiode nur um 1,4 Prozent gesunken.

Höhere Profitabilität

Verbessern konnte sich die Ems bei der Margenentwicklung. Die Gewinne sind denn auch gestiegen. Und zwar deutlicher als von Analysten erwartet. So lag der Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda mit 346 Millionen Franken um 1,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Das operative Ergebnis Ebit nahm um 1,1 Prozent zu auf einen neuen Rekordwert von 316 Millionen Franken. Daraus ergibt sich eine um 1,2 Prozentpunkte höhere Marge von 27,3 Prozent.

Analysten bewerten die Profitabilitäts- und Gewinnsteigerungen umso höher, als dass sich die Mehrheit der Konkurrenten im derzeitigen Marktumfeld schwerer tun. So hat BASF jüngst eine Gewinnwarnung aussprechen müssen. Auch Autozulieferer in der Schweiz tun sich merhheitlich schwer. Gestern veröffentliche Sensirion seine Zahlen und musste eine Gewinnwarnung herausgeben. Analysten führen die solide Gewinnentwicklung der Ems-Chemie auf frühzeitig eingeleitete Effizienzprogramme zurück sowie auf tiefere Rohstoffpreise und einen guten Produktmix.

Schwieriges Marktumfeld

Das Management der Ems-Chemie selbst rechnet für das Gesamtjahr mit einem Ebit mindestens auf Vorjahresniveau. Schätzungen zur Umsatzentwicklung gibt der Konzern hingegen keine ab. Die Frage ist, wie sich der Spezialchemiekonzern weiter im schwierigen Marktumfeld behaupten kann.

Analysten der ZKB sehen die Zukunft des Unternehmens durchaus positiv. Zwar hätte man sich der allgemeinen Abschwächung der Konjunktur und der schwachen Entwicklung des Automobilsektors nicht komplett entziehen können. Innovative Produkte und der Ausbau des US-Geschäfts hätten dennoch den organischen Umsatzrückgang in Grenzen halten können.

Als grossen Pluspunkt sehen die ZKB-Analysten die steigende Profitabilität, die auf eine konsequente Umsetzung der zahlreichen Kosteneffizienzmassnahmen schliessen lasse. Zudem zeigen die steigenden Margen eine weitere Verbesserung des Produktmixes. Die ZKB erwartet für das Gesamtjahr 2019 einen weiteren Rückgang in der Umsatzentwicklung. Die Gewinnschätzungen wolle man aber nur geringfügig ändern. Insgesamt beurteile man die Performance des Spezialchemiekonzerns dank der Margenentwicklung leicht positiv. Die Aktie bleibt auf «Marktgewichten».

Aktie hebt ab

Analysten der Bank Mirabaud halten die Aktie der Bank auf «hold». Grund: Die Aktie der Ems-Chemie ist hoch bewertet. Zudem ist der Chemiekonzern auf Wachstum angewiesen, welches sich im zweiten Halbjahr allgemein eintrüben dürfte.  

Die Märkte bewerten die Zahlen von Ems am Morgen offensichtlich positiv. Die Aktie hebt beim Start in den Handelstag geradezu ab. Der Titel schoss am frühen Vormittag bis zu sieben Prozent in die Höhe. Derzeit liegt der Kurs bei einem Plus von 5,6 Prozent. Die solide Margenentwicklung scheint zunächst höher bewertet als der Umsatzrückgang und das schwierige Marktumfeld.