In der letzten Woche ging es mit der Emmi-Aktie steil bergauf. 48 Franken oder 7,6 Prozent betrug das Kursplus an zwei Handelstagen – ausgelöst durch eine Kaufempfehlung der Investmentbank Baader Helvea. Bereits ein wenig früher hatte auch die UBS ihr "Buy"-Rating für Emmi bestätigt.

Alleine aufgrund dieser Analysteneinschätzungen beträgt das Kursplus des Luzerner Milchverarbeiters in den letzten vier Wochen 11 Prozent (aktuell 680 Franken), während der breite Swiss Performance Index (SPI) in dieser Zeit bloss 2,5 Prozent zulegen konnte.

Diese jüngsten Bewegungen zeigen, wie wenig es bei einer eher kleineren Aktie wie Emmi (Börsenwert: 3,67 Milliarden Franken) braucht, um den Aktienkurs in die eine oder andere Richtung ausschlagen zu lassen. Im Falle von Emmi kommt hinzu, dass der Titel zwischen Sommer 2015 und Sommer 2017 seinen Wert mehr als verdoppeln konnte und somit reif war für eine Korrektur, die den ganzen Herbst hindurch andauerte.

Die Emmi-Aktie (rot) und der SPI (grün) in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch

Dementsprechend lautete der Titel des jüngsten Helvea-Analystenkommentars "Schwäche als Chance": Durch die Unterperformance der letzten Monate sei ein günstiger Einstieg in ein qualitativ hochstehendes Investment möglich gewesen. Denn auf lange Sicht werde Emmi immer mehr zum Anbieter von Premium-Produkten. Das Segment mache derzeit rund 30 Prozent des Umsatzes aus.

Als Beispiel dafür gilt Caffè Latte. Der kalte Kaffee aus dem Plastikbecher trägt laut Berechnungen der Zürcher Kantonalbank (ZKB) inzwischen rund 5 Prozent zum Umsatz und 10 Prozent zum Gewinn des Konzerns bei. Tendenz steigend. Denn ab Oktober 2017 ist das Getränk auch bei Migros erhältlich. Die positiven Kursziele von Helvea und der UBS lauten 730 respektive 770 Franken – 7,3 oder 13,2 Prozent über dem Stand von Dienstag.

«Run» auf Nahrungsmittel-Aktien

Auf der anderen Seite ist ZKB-Analyst Patrik Schwendimann alles andere als optimistisch für den weiteren Verlauf des Aktienkurses. Er findet die Aktie auf dem aktuellen Niveau immer noch zu teuer: "Emmi und auch andere Schweizer Nahrungsmittelhersteller waren in der Vergangenheit aufgrund ihres defensiven Charakters bei den tiefen Zinsen sehr beliebt."

Während einige Nahrungsmittel-Aktien wie Bell oder Hochdorf im laufenden Jahr kaum mehr vom Fleck gekommen sind, hat der "Run" nun andere Titel erreicht. So ist der Schokoladeproduzent Barry Callebaut in diesem Jahr 54 Prozent teurer geworden, alleine in den letzten vier Wochen 15 Prozent.

Schwendimann weist auch darauf hin, dass das Umfeld für Schweizer Nahrungsmittelhersteller nicht einfach sei: "In der Schweiz ist der Markt gesättigt, und auch im Ausland ist das Wachstum in einigen Märkten schwieriger geworden", sagt er. Trotz internationaler Expansion und zahlreicher Zukäufe macht der Heimmarkt bei Emmi immer noch mehr als 53 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Der ZKB-Experte hat stattdessen zwei andere Nahrungsmittel-Aktien auf dem Kaufzettel: Lindt & Sprüngli weise immer noch das höchste langfristige Wachstumspotenzial aller kotierten Schweizer Nahrungsmittelunternehmen auf.  Und Orior sei attraktiv, weil der Sprung ins Ausland gelungen sei, die Dividendenrendite überdurchschnittlich und der Bewertungsabschlag zum Sektor zu gross sei.

Helvea und UBS positiv, ZKB skeptisch. Einigkeit unter Experten sieht wahrlich anders aus. Anleger müssen sich somit mehr als sonst eine eigene Meinung zur Emmi-Aktie bilden.