Die Aktien der Grossbank UBS haben einen Lauf. Der Titel hat sich insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2021 nochmals deutlich nach oben bewegt und zeigt auch im neuen Jahr mit einem Kursplus von 4,7 Prozent keine Schwäche. Am Donnerstag, wo der Markt gemessen am Swiss Market Index wegen den neu entfachten Zinsängsten 0,9 Prozent verliert, gewinnen die UBS-Aktien 0,2 Prozent.
Die heimische Konkurrentin Credit Suisse lässt die UBS damit weit hinter sich. Deren Aktienkurs kommt seit dem selbstverschuldeten Einbruch im April des vergangenen Jahres nicht vom Fleck und markierte am 20. Dezember ein Jahrestief bei 8,32 Franken. Seither hat sich der Titel erholt und gehört mit einem Kursplus von 3,1 Prozent sogar zu den Gewinneraktien im neuen Jahr.
Doch am Donnerstag schlägt sich der Titel mit minus 1,1 Prozent schlechter als der Markt. Bei der Marktkapitalisierung ist die UBS inzwischen mit 63,3 Milliarden Franken mehr als zweieinhalbmal so wertvoll wie die Credit Suisse mit 24,2 Milliarden Dollar.
Kursentwicklung der Aktien von UBS (blau) und der Credit Suisse (grün) seit Januar 2021 (Quelle: cash.ch).
Die derzeitige Kursstärke bei der UBS - und in geringerem Ausmass auch bei der Credit Suisse - steht auch aufgrund der steigenden Anleihenrenditen auf solidem Fundament. Die Rendite für die US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ist im vergangenen Monat von 1,48 auf 1,73 Prozent angestiegen - das höchste Niveau seit letztem April. Für die Banken bedeutet dies eine höhere Marge im traditionellen Zinsgeschäft, was die Eigenkapitalrendite steigert.
Kurs-Katalysator im Februar
Unterstützung erhält der UBS-Titel am Donnerstag durch gleich drei Kurszielerhöhungen von Analystenseite. Die Investmentbank Jefferies erhöht das Kursziel von 22 auf 23 Franken und belässt die Einstufung auf "Buy". Dies impliziert ein Aufwärtspotenzial von 35 Prozent auf die nächsten zwölf Monate.
Flora Bocahut, Analystin bei Jefferies, geht davon aus, dass die Präsentation des Jahresergebnis und der neuen Strategie mit den Mittelfristzielen am 1. Februar ein Kurs-Katalysator sein werde. Bocahut sieht Spielraum für gleich drei positive Überraschungen: Ein Ergebnis für das vierte Quartal, das die Erwartungen übertrifft. Neue ehrgeizigere Rentabilitätsziele, was zu einer Neubewertung der Aktie führt. Und eine Ankündigung von Aktienrückkäufen für den Zeitraum 2022 bis 2023, das über den Erwartungen liegt.
JPMorgan erhöht wiederum in einer Sektorstudie das Kursziel von 21 auf 22 Franken und bestätigt die Einstufung "Overweight". Das Analystenteam um Kian Abouhossein geht davon aus, dass Investmentbanken weltweit nach einem "soliden" Schlussquartal 2021 und einem "starken" Start ins neue Jahr 2022 nun bei der Ertragsentwicklung eine Normalisierung erleben.
Die Experten von JPMorgan bestätigten vor diesem Hintergrund ihr Overweight-Rating für den Sektor. Die UBS zählen sie dabei zu den am stärksten aufgestellten Banken in Europa und erhöhen ihre EPS-Prognosen für die Grossbank. Im derzeitigen Umfeld dürfte die UBS überdurchschnittlich gut abschneiden und die Aktie sei attraktiv bewertet. Zudem ermögliche die starke Kapitalposition Aktienrückkäufe, was dem Kurs weiteren Halt gebe, so die Analysten.
Abhängigkeit der Credit Suisse vom Investment-Banking
Und auch die Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods sieht bei der UBS noch Aufwärtspotenzial und erhöht das Rating von "Market Perform" auf "Outperform". Das Kursziel wird jedoch "nur" bei 19 Franken festgezurrt, was einem Aufwärtspotenzial von 11 Prozent entspricht. Die UBS-Konkurrentin Credit Suisse fällt hingegen bei Keefe, Bruyette & Woods durch. Das Rating wird von "Market Perform" auf "Underperform" gesenkt. Das Kursziel beträgt 9,8 Franken. Und auch JPMorgan belässt bei der Credit Suisse das Rating auf "Underweight", wobei sie immerhin das Kursziel von 10,4 auf 10,6 Franken erhöht.
Insgesamt dürfte das vierte Quartal 2021 der globalen Investment Banken solide ausgefallen sein, schreibt Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan. Für 2022 erwarte er nun ein neues "normalisiertes" Ertragsniveau. Credit Suisse schaue optisch zwar günstig aus, aber unter anderem angesichts der anhaltenden Abhängigkeit vom Investment-Banking sehe er im aktuellen Umfeld UBS, Julius Bär und Morgan Stanley besser aufgestellt.
(cash/Bloomberg)