44 Prozent der Frauen und 63 Prozent der Männer befürworten einen Kurswechsel in der Energiepolitik. Insgesamt sprechen sich 53 Prozent für den Bau neuer Kernkraftwerke aus. Das geht aus einer Umfrage hervor, über welche die «SonntagsZeitung» berichtet. Der Bundesrat hatte die Diskussion um Atomkraftwerke (AKW) Ende August mit seinem Plan zur Aufhebung des Neubauverbots neu entfacht - nachdem dieses Verbot 2017 vom Volk mit 58 Prozent Ja beschlossen worden war.
In der Umfrage gaben 43 Prozent aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, den Neubau von AKW abzulehnen. Keine Angaben machten vier Prozent. Damit zeigte sich eine Kehrtwende gegenüber einer früheren Befragung, in der sich 51 Prozent gegen AKW-Neubauten aussprachen.
In der am Sonntag veröffentlichten Umfrage zeigte sich neben dem Geschlechtergraben der bekannte Rechts-Links-Graben bei der Atomenergie. Grüne lehnten die Aufhebung des Neubauverbots mit 81 Prozent ab, bei der SP waren es 73 und bei den Grünliberalen 59 Prozent.
Mitte-Anhängerschaft kippt ins Ja-Lager
Die Mitte-Anhängerschaft kippte mit 52 Prozent ins Ja-Lager. Dabei hatte Parteipräsident Gerhard Pfister den Bundesratsentscheid zum AKW-Bau kritisiert. Die Landesregierung wolle den Volksentscheid von 2017 offenbar nicht akzeptieren, so Pfister. Die SVP-Anhängerinnen und -Anhänger stellten sich mit 82 Prozent hinter die Aufhebung des Verbots, die FDP-Sympathisanten mit 77 Prozent.
Die Online-Umfrage wurde vom 19. bis zum 22. September 2024 vom Institut Leewas im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia durchgeführt. 19'552 Personen aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin nahmen teil. Der Stichproben-Fehlerbereich beträgt plus/minus 1,7 Prozentpunkte.
(AWP)
5 Kommentare
Es wird keine neuen Kernkraftwerke in der Schweiz geben - mal abgesehen von untragbaren Risiken sind KKLs nicht wirtschaftlich. Selbst die Stromproduzenten wollen keine AKWs mehr. Nur ein geraffelter Herdöpfel zur Warmzubereitung hat's noch nicht begriffen.
Der Bau von AKW's dauert zu lange, stellt keine mittelfristig verfügbare und finanzierbare Lösung dar.
Bsp. Olkiluoto 3 (Finnland), Baubeginn 2005, geplante Inbetriebnahme 2009, tatsächliche Inbetriebnahme 2023 (Verzögerung 14 Jahre, Kostenüberschreitung ca. 8 Milliarden EUR (mehr als das dreifache der ursprünglichen Schätzung).
Bsp. Flamanville 3 (Frankreich), Baubeginn 2007, geplante Inbetriebnahme 2012, geschätzte Inbetriebnahme 2024 (Verzögerung 12 Jahre bisher), Kostenüberschreitung ca. 9,9 Milliarden EUR (mehr als das vierfache der ursprünglichen Schätzung). Der Hauptauftragnehmer AREVA kam in Schieflage und musste vom französischen Staat gerettet werden!
Kein Wunder haben Axpo, BKW, und Alpiq kein Interesse am Bau neuer AKW's. Die Risiken hätte der Steuerzahler zu tragen.
Schade. Denn kaum einer der befragten BefürworterInnen kennt die Lösung der offenen Frage zur Endlagerung sowie die Situation um Tschernobyl. Die waren bestimmt noch nie dort. Und haben Fukushima schon vergessen.
Sie mögen recht habe, aber so lange die politisch links orientierten Organisationen den Ausbau der alternativen Energien verhindern verstehe ich das Verhalten der CH-Bevölkerung.
@andreijani
Der Widerstand gegen den Ausbau der Alternativen kommt in erster Linie von rechts, nicht von links. Kleines Beispiel: Wie viele % der Bergler im Wallis und Graubünden, die alpine Windräder und Solaranlagen reihenweise bodigen, glauben Sie, wählen links? Und wieviele rechts?