Die Unterzeichnung sei ein bedeutender Meilenstein der Schweizer Handelspolitik, teilte das Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) am Sonntag mit.
Ihre Unterschrift unter das Abkommen setzten Wirtschaftsminister Guy Parmelin, seine Efta-Amtskolleginnen und -kollegen und der indische Handelsminister Piyush Goyal. Der indische Premierminister Narendra Modi und Bundespräsidentin Viola Amherd begleiteten die Unterzeichnung mit Videobotschaften.
Der Schweiz und den anderen Efta-Staaten Island, Fürstentum Liechtenstein und Norwegen sei es gelungen, als erster europäischer Partner ein Freihandelsabkommen mit Indien abzuschliessen, schrieb das WBF. Das Ziel sei es, dass die Schweiz das Abkommen spätestens im Jahr 2025 ratifizieren könne.
Vielversprechendes Abkommen
Im Laufe der Jahre sei mit Indien ein aussergewöhnliches Vertrauensverhältnis aufgebaut worden, erklärte Parmelin auf der Plattform X. Mit seiner rasant wachsenden Wirtschaft und dem riesigen Markt biete Indien für Schweizer Unternehmen grosse Handels- und Investitionsmöglichkeiten. «Dieses Abkommen wird Millionen von Menschen zugute kommen und den Weg für eine vielversprechende wirtschaftliche Zukunft für alle ebnen», so der Wirtschaftsminister.
Bundespräsidentin Amherd erklärte ihrerseits auf X, mit dem Abkommen gebe es für Schweizer Unternehmen mehr Möglichkeiten, neue Investitionen würden angeregt und hochwertige Arbeitsplätze gefördert.
Indien ist inzwischen das bevölkerungsreichste Land der Welt. Bisher hatte Indien auf die meisten Produkte sehr hohe Importzölle erhoben. Mit dem Freihandelsabkommen wird Indien die Zollansätze für 95,3 Prozent der Einfuhren von Industrieprodukten aus der Schweiz (ohne Gold) entweder sofort oder mit Übergangsfristen aufheben, beziehungsweise teilliberalisieren.
Die Schweiz erhält zudem nach einer Übergangsperiode von bis zu zehn Jahren für ausgewählte Landwirtschaftsprodukte zollfreien Zugang zum indischen Markt. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Exporten in Indien gestärkt. Die Zugeständnisse der Schweiz an Indien für Landwirtschaftsprodukte orientieren sich laut WBF an bisherigen Freihandelsabkommen und liegen im Rahmen der Schweizer Agrarpolitik.
Mit dem neuen Abkommen gibt es auch Verbesserungen bei den geistigen Eigentumsrechten. Verfahren bei Patenten und beim Schutz der Swissness. Der Zugang zu Medikamenten in Indien wird dabei nicht eingeschränkt.
Lichtblick für Exportwirtschaft
Dank des Freihandelsabkommens könnten Schweizer Exporteure von jährlichen Zolleinsparungen von bis zu 166 Millionen Schweizer Franken profitieren, rechnete das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vor.
Schweizer Wirtschaftsverbände begrüssten die Unterzeichnung des Efta-Freihandelsabkommens mit Indien. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse bezeichnete die Unterzeichnung auf der Plattform X als Meilenstein für die Exportnation Schweiz. Die Efta und Indien setzten damit ein deutliches Signal gegen Abschottung und Protektionismus.
Zurückhaltender äusserte sich am Sonntag der Verband Scienceindustries, der die Branchen Chemie, Pharma und Life Sciences vertritt. «Wenn richtig ausgestaltet, kann ein Freihandelsabkommen mit Indien ein wichtiger Schritt für den Wirtschaftsstandort Schweiz sein, um den indischen Markt besser zu erschliessen», liess sich Scienceindustries-Direktor Stephan Mumenthaler in einer Mitteilung zitieren.
Definitiver Textentwurf nötig
Als grösste Exportindustrie sei die chemisch-pharmazeutische Industrie besonders stark auf den globalen Zugang zu relevanten Absatz- und Beschaffungsmärkten angewiesen. Eine abschliessende Beurteilung des Freihandelsabkommens sei aber erst nach Vorliegen des definitiven Textentwurfes möglich. Für Scienceindustries sei es wichtig, dass das Gesamtpaket stimme.
Für den Verband der Schweizer Tech-Industrie Swissmem ist der Abschluss des Freihandelsabkommens «ein Lichtblick in einer schwierigen Phase für Export-Unternehmen». Zölle von bis zu 22 Prozent würden nun wegfallen. Das Abkommen verbessere die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Tech-Industrie in diesem wichtigen Wachstumsmarkt erheblich.
(AWP)