Die Aktie des weltgrössten Lebensmittelkonzern verliert am Freitag im frühen Handel bis 11 Uhr beinahe 2,1 Prozent im Vergleich zum Gesamtmarkt (gemessen am SMI), der 0,2 Prozent zulegt. Am Tag zuvor sackte die Aktie um 5,1 Prozent auf 88,82 Franken ab. Mit einem Tagestief von 88,26 Franken markierte der Titel somit den tiefsten Stand seit Februar 2019.

Zudem senken gleich fünf Banken ihre Kursziele zu den Valoren: 

  • JPMorgan senkt auf 95 (105) Fr. - Neutral
  • Berenberg senkt auf Hold (Buy) - Ziel 99 (116) Fr.
  • Bank of America senkt auf 112 (115) Fr. - Buy
  • UBS senkt auf Neutral (Buy) - Ziel 95 (117)
  • Vontobel senkt auf 105 (112) Fr. - Buy

Die uneinheitlichen Bewertungen lassen darauf schliessen, dass eine Unsicherheit bezüglich der zukünftige Entwicklung des Unternehmens herrscht. Zurückzuführen ist diese auf die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am Donnerstag und besonders auf die Senkung der Wachstumsprognose. «Bei den Preisanpassungen haben wir eine schnellere Verlangsamung beobachtet als erwartet. Daher halten wir es für angemessen, unseren Ausblick für das Gesamtjahr anzupassen. Wir erwarten neu ein organisches Umsatzwachstum von mindestens 3 Prozent», so Firmenchef Mark Schneider. Zuvor hatte er mit «rund 4 Prozent» gerechnet. 

Obwohl teilweise erwartet, kam diese Senkung des Ausblicks in Börsenkreisen nicht gut an. Ein Händler zeigte sich wenig erstaunt und meinte, Anleger hätten ihre Nestlé-Aktien gegen die des Konkurrenten Unilever getauscht, welcher besser abgeschnitten hatte. ZKB-Analyst Jean-Philippe Bertschy schreibt, der Nahrungsmittelkonzern habe sich in den Jahren schlechter entwickelt als die Konkurrenten Unilever, Danone, Pepsico und P&G. Angesichts starker, milliardenschweren Marken, führenden Positionen in wachstumsstarken Produktkategorien und einer nach wie vor starken Cash-Generierung gebe er die Hoffnung für Nestlé aber weiterhin nicht auf. Zudem verweist er auf die "anspruchslose" Bewertung und die Dividendenrendite von 3,5 Prozent.

Aktienkursentwicklung von Nestlé.

Auf das gesamte Jahr hat Nestlé bereits beinahe neun Prozent Kursverlust verkraften müssen. Bereits die Erstquartalszahlen fielen enttäuschend aus und somit büsste der Lebensmittelkonzern viel Anlegervertrauen ein: Im April stellte die Zürcher Kantonalbank die schlechteste Investorenstimmung gegenüber Nestlé seit mehr als 25 Jahren fest.

Zudem kämpft der Konzern aus Waadt schon länger mit Reputationsproblemen. Unter anderem geriet das Unternehmen im April in die Schlagzeilen, nachdem NGOs Babynahrung von Nestlé auf ihren Zuckergehalt hin untersucht und festgestellt haben, dass die Produkte oft mit Zucker versetzt sind. Ausserdem ging der Fall von kontaminierten Pizzen der Marke Buitoni in Frankreich an die Öffentlichkeit, wie auch die Probleme der Wassersparte mit verbotenen Filtermethoden. 

(cash/AWP)