Seit Jahresbeginn warten die Schweizer Halbleiter-Zulieferer Comet (+26 Prozent), Inficon (+21 Prozent) und VAT Group (+16 Prozent) mit überdurchschnittlichen Kursgewinnen auf. Die drei Titel erreichten diese Woche neue Jahreshochs. Zudem notieren Inficon und VAT auf Rekordständen, während Comet noch acht Prozent davon entfernt ist. 

Ein Teil der jüngsten Hausse ist der auch in diesem Sektor aufkeimenden Hoffnung geschuldet, dass die drei Schweizer Halbleiterzulieferer indirekt vom Boom für Künstliche Intelligenz partizipieren können. Gegen die Kursperformance von Nvidia (+140 Prozent) haben die drei hiesigen Firmen allerdings keine Chnce.

Entscheidenden Einfluss auf die Kurse haben nicht die KI-Fantasie, sondern die zyklischen Aufs und Abs bei den Prozessor- respektive Speicher-Chipherstellern. Diese machen die sogenannte Halbleiter-Branche aus. Und da wurde die Talsohle vor rund zwölf Monaten durchschritten, wie Michael Foeth, Aktienanalyst bei Vontobel auf Anfrage von cash.ch festhält. «Wir haben klare Anzeichen von den drei Unternehmen. Es geht bei den Kunden bergauf. Wie schnell, das ist immer noch offen, aber der Zyklus kommt.»

Allerdings sind nicht alle drei Unternehmen gleich schnell unterwegs. Die unterschiedliche Geschwindigkeit zeigte sich bei den Abschlüssen im ersten Quartal. Während die auf Vakuumventile und Bewegungskomponenten spezialisierte VAT Group und Inficon in etwa Umsätze auf dem erwarteten Niveau kommunizierten, hinkte Comet hinterher.

Entsprechend stark wurde der Titel des Flamatter Unternehmens, welches Geräte für Plasmakontroll- und Röntgentechnologie für die Halbleiterindustrie herstellt, am 3. April nach der Publikation der Quartalszahlen kurzfristig zurückgeworfen. Der "Ausverkauf" war allerdings nur von kurzer Dauer, ehe Anschlusskäufe einsetzten und die Kurse in den Folgetagen auf neue Jahreshöchststände trieb. Kursbewegungen von acht und mehr Prozent pro Tag sind bei diesen volatilen Titeln deshalb keine Seltenheit.

Dies hängt damit zusammen, dass niemand genau weiss, auf welchen Lagerbeständen die Endkunden noch effektiv sitzen und somit der Rollout der neuen Produkte beginnt. Deshalb sei das Risiko respektive die Schwankungsanfälligkeit in so einem zyklischen Umfeld normal, ergänzt Foeth. «Das sehen wir im Verlauf der Aktienkurse, die noch relativ volatil sind mit gewissen Sprüngen drin. Aber im Prinzip ist die steigende Tendenz da.» 

Im Vergleich zu Comet oder VAT ist bei Inficon der Aktienkurs etwas weniger volatil, da die Firma Sensoren und Software zur Prozesssteuerung in verschiedenen Bereichen an unterschiedliche Kundengruppen liefert. Zudem hat das Unternehmen auch Abnehmer ausserhalb der Halbleiterindustrie. Inficon könnte dabei wegen der erwarteten Marktbeschleunigung mit einer Anhebung der konservativen Finanzziele im Laufe des Jahres auffallen. 

Namhafte Kunden bei VAT

Bei VAT liest sich der Kundenstamm wie das "Who-is-Who" am Halbleiter-Ausrüster-Markt. Dazu zählen unter anderem Applied Materials, LAM Research oder ASML. VAT ist daher mit einem hohen Anteil vom Umsatz in dieser Industrie und mit einer breit abgestützten Kundenbasis wahrscheinlich am besten aufgestellt, meint Foeth von Vontobel. 

Die Helvetische Bank betont bei VAT, dass der Aufschwung an Momentum gewinnt. Der Markt fokussiert nun auf den erwarteten dynamischen Aufschwung der nächsten zwei Jahre. Das Jahr 2025 dürfte dabei noch dynamischer als das Jahr 2024 sein.

Ähnlich wie VAT hat Comet gute Chancen. Das Unternehmen ist etwas weniger breit abgestützt, hat aber neue, vielversprechende Applikationen im Portfolio. «Comet wird ein klarer Gewinner des nächsten Halbleiteraufschwungs und der längerfristigen Wachstumstrends sein», erklärt der ZKB-Analyst Michael Inauen gegenüber cash.ch. Er führt als Argumente das Volumenwachstum, Anpassung der Kostenstruktur und Produktmixänderung als Margentreiber an. 

Für Comet ist vor allem die Erholung der sogenannte NAND-Speicherchips von zentraler Bedeutung. Dies ist ein Flash-Speicher, der mit der sogenannten NAND-Technik gefertigt wird. NAND-Speicherchips haben eine hohe Verbreitung und werden zum Beispiel in SD-Karten und in Solid-State-Drives - sogenannte SDD-Festplatten - verwendet. 

Wann die Investitionen in die für Comet und VAT wichtigen NAND-Chips wieder anziehen, ist gemäss Inauen noch nicht ganz klar. Diese könnte wahrscheinlich erst zum Ende des Jahres der Fall sein. Selbst VAT hat kommuniziert, dass es 2025 werden könnte. Deshalb könnte die Erholung auch bei Comet erst später im Jahr starten, während auf der anderen Seite der breitere Fokus bei VAT oder auch Inficon bereits vorher helfen könnte, so der ZKB-Experte. 

Von eher konservativ bis spekulativ 

Drei wichtige Punkte können Anlegerinnen und Anleger mitnehmen: Erstens hat der Aufwärtszyklus bei den Halbleiter-Zulieferern erst begonnen, weshalb weiteres Aufwärtspotenzial besteht. In diesem Falle dürften auch die Volatilität abnehmen.

Zweitens können die vergleichsweise hohen Kursschwankungen zur Optimierung der Kaufpreise genutzt werden. Da Comet und VAT ein Anziehen beim Zyklus im Bereich der Halbleiter-Ausrüster deutlicher als Inficon spüren, können Anleger hier stärker auf allfälligen Kursrücksetzern setzen.

Die Titelwahl hängt drittens von den Präferenzen ab. Die konservativere Variante ist Inficon, welche breiter abgestützt ist und nicht ausschliesslich den Höhen und Tiefen des Halbleiter-Sektors unterworfen ist. VAT ist die Wahl für Investierende, welche den Branchen-Primus bevorzugen.

Etwas spekulativere Investoren sind dagegen bei Comet gut aufgehoben. Und wer der Diversifizierung ein hohes Gewicht beimisst, kann kleinere Positionen in allen drei Titeln halten, um das Portfolio mit diesen Schweizer Wachstumswerten aufzupeppen. 

Thomas Daniel Marti
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