Spitzenverbände der Wohnungswirtschaft fordern von der Bundesregierung ein Umsteuern im Wohnungsbau und warnen vor dramatischen Kostensteigerungen für Mieter bei Nebenkosten. Der GdW-Spitzenverband und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) plädierten am Donnerstag in Berlin vor allem für weitere Bundesmittel, um über die Förderbank KfW die Zinsen bei der Baufinanzierung zu senken. «Wir brauchen schnelle Impulse, um den Absturz im Wohnungsbau wenigstens abzubremsen», sagte BFW-Präsident Dirk Salewski. GdW-Präsident Axel Gedaschko warnte vor immensen Preissteigerungen bei der zweiten Miete durch den Ausbau des Strom- und des Fernwärmenetzes.

Der BFW befürchte, dass aus dem Ziel der Bundesregierung von 400'000 neuen Wohnungen jährlich 200'000 würden, sagte Salewski. «Es gibt auch Stimmen, die noch weniger befürchten.» Die sogenannten Immobilienweisen hatten am Dienstag in ihrem Frühjahrsbericht gewarnt, die Marke könnte auf 150.000 sinken. Hohe Baukosten und gestiegene Zinsen hätten zu einem Einbruch im Wohnungsbau geführt, der sich unvermindert fortsetze.

«Wir müssen mit den Kosten runter», forderte Salewski. «Es muss wieder günstiger werden zu bauen.» Dazu müsse der Staat Standards absenken, sowohl bei den Vorschriften im öffentlichen Recht als auch im Zivilrecht. Das koste den Finanzminister kein Geld, schaffe aber Spielraum für mehr Investitionen.

Gedaschko rechnete vor, dass Neubaukosten für ein Mietshaus mit dem Energiestandard EH 55 und ohne Förderung im Schnitt auf eine Quadratmetermiete von 18,10 Euro hinausliefen. Das sei für die Wenigsten tragbar, daher würden die Investitionen drastisch zurückgefahren. Beide Verbände begrüssten, dass der Bund eine Milliarde Euro für ein Zinsförderprogramm für bezahlbare Wohnungen bereitstellen will. Mit der Förderung könnten rechnerisch etwa 35'000 Wohnungen zusätzlich gebaut werden, sagte Gedaschko, «mit einer Miete zwischen zehn und zwölf Euro».

Die Verbände befürchten zudem eine dramatische Kostensteigerung durch den erforderlichen Ausbau des Strom- und des Fernwärmenetzes. Die Bundesnetzagentur veranschlage die Kosten für den Stromnetzausbau bis 2035 nun auf 540 Milliarden Euro statt bisher 175 Milliarden Euro, sagte Gedaschko. Die Kosten werden auf den Strompreis umgelegt. Bei der Fernwärme gebe es Kostensteigerungen, die viele Mieter überforderten. Gedaschko forderte daher eine gesetzliche Vorschrift zur Kostentransparenz bei der Fernwärme. «Es kann nicht sein, dass die zweite Miete keiner staatlichen Preiskontrolle unterliegt», sagte Gedaschko. Vom Bund forderte er einen «Kassensturz für diese Nebenkosten, die auf die Menschen zukommen». 

(Reuters)