Die DocMorris-Valoren haben am späteren Donnerstag ein Kursfeuerwerk gezündet und sind innerhalb von zwei Stunden vom Tagestief bei 70 Franken auf 81,50 Franken hochgeschnellt. Der Tagesgewinn belief sich am Ende auf 8,59 Prozent. Am Freitag notieren die Titel 1,1 Prozent tiefer bei 80,60 Franken. Der Swiss Performance Index (SPI) gibt 0,10 Prozent ab. 

Die Nationale Agentur für Digitale Medizin - kurz gematik - hat am Donnerstagabend bekannt gegeben, dass sie die Spezifikation für die NFC-Lösung zur Einlösung von eRx (elektronische Rezepte) über Smartphone-Apps beschlossen hat. Sobald die Spezifikation in den kommenden Tagen veröffentlicht ist, dürfte die Anpassung an die Spezifikation und die offizielle Freigabe der bereits entwickelten Apps von DocMorris und dem holländischen Konkurrenten Redcare durch die gematik eine bis zwei Wochen dauern, schreibt Gian Marco Werro, Analyst von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Danach werden die beiden Unternehmen endlich Umsätze mit eRx generieren.

Diese Entwicklung wird die Medienpräsenz der Onlineapotheken durch Berichterstattungen und eigene grosse Marketing-Kampagnen verstärken und die Anlegerfantasie weiter beflügeln. Der ZKB-Analyst hält als Fazit fest, dass diese Neuigkeiten aufgrund der Risikoreduktion einen positiven Trigger darstellen. «Aufgrund des starken Implementierungserfolgs des eRx in Deutschland - diese machen etwas mehr als 70 Prozent aller Rx aus - und der nun veröffentlichten Spezifikation sehen wir eine deutliche Risikoreduktion für den Investmentcase.»

Schätzungen nach unten angepasst

Von Euphorie will der ZKB-Analyst Werro allerdings nichts wissen. «Wir reduzieren unseren gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten eines Unternehmens (WACC) auf 9,0 Prozent (vorher 10,3 Prozent) und erhöhen unseren fairen Wert pro Aktie auf 70 Franken (von 55 Franken). Dies entspricht immer noch mit 12,5 Prozent einem deutlichen Abwärtspotenzial.

Neben den Implementierungsfortschritten des eRx bleibt die grosse Frage, wie viele dieser eRx zukünftig online bei Versandapotheken wie DocMorris eingelöst werden. Die ZKB sieht hierbei 5 Prozent aller eRx im Jahr 2025 im Vergleich zu Schweden mit 13 Prozent und geht von einem erwarteten Marktanteil von neu 40 Prozent im Online-Kanal ab 2025 aus.

Dies würde bis 2026 zu einem geschätzten Anstieg der Umsätze von DocMorris von circa 90 Prozent oder 900 Millionen Franken gegenüber 2023 führen. «Wir sehen jedoch weiterhin Potenzial für eine zeitnahe Ernüchterung nach der jüngsten Euphorie, da hohe zusätzlichen Marketingausgaben das Erreichen eines zeitnahen Break-evens erschweren werden», so die Konklusion von Werro.

Gemäss Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg wird die Aktie von DocMorris von 9 Analysten mit Kaufen, 3 mit Halten und einem Verkauf eingestuft. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 78,70 Franken. 

Thomas Daniel Marti
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