Die Versand-Apotheke DocMorris veröffentlicht am 11. Juli ihren Halbjahresbericht. Die Firma dürfte im ersten Halbjahr mehr umgesetzt haben. Analysten rechnen mit einem Plus von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der AWP-Konsens geht von einem Nettoumsatz von 539 Millionen Franken (Vorjahr: 501 Millionen Franken) aus. Wie bereits im vergangenen Jahr, wurde der Grossteil von über 90 Prozent davon in Deutschland erwirtschaftet und weniger als 10 Prozent innerhalb Europas. Den Gewinn für das erste Halbjahr wird DocMorris erst am 20. August bekannt geben.

Vor allem aber erhoffen sich die Auguren "interessante Einblicke" in die Entwicklung der Umsätze mit dem elektronischen Arztrezept in Deutschland, wie es bei der ZKB heisst. Denn seit dem 17. April können E-Rezepte in Deutschland auf Basis einer Gesetzesänderung rein digital über die DocMorris-App eingelöst werden. Das Unternehmen sieht darin eine entscheidende Weichenstellung für künftig deutlich steigende Umsätze mit dem E-Rezept. 

Das Augenmerk der Analysten wird sich am 20. August vor allem auf die Marketingausgaben im Kampf um Marktanteile mit Redcare, dem grossen Konkurrenten beim E-Rezept in Deutschland, richten.

Die ZKB warnt aber auch davor, zu viel in die ersten Einblicke hineinzuinterpretieren. Da der Ramp-up erst seit Mitte April läuft, müssten sich die Konsumenten erst mit dem neuen Prozess vertraut machen, so die Argumentation. Zudem seien im Mai noch viele Deutsche in den (Pfingst-)Ferien gewesen, weshalb weniger Arzttermine wahrgenommen worden seien. Als aufschlussreich erachtet die ZKB da vor allem die Entwicklung im Juni. Der zuständige Analyst setzt allerdings ein Fragezeichen dahinter, ob DocMorris diesen Monat separat ausweisen wird.

Für das Gesamtjahr 2024 ging DocMorris zuletzt von einem Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent aus. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) soll zwischen -35 und 0 Millionen Franken zu liegen kommen, wie das Management im April anlässlich der Q1-Ergebnisse mitteilte und damit die bisherige Prognose bestätigte. Die mittelfristige EBITDA-Zielmarge von 8 Prozent wurde ebenfalls bestätigt.

Die Aktie von DocMorris verlor seit Jahresbeginn rund einen Fünftel an Wert, während der Gesamtmarkt (SPI) um gut 10 Prozent zulegte. Im Jahr davor hatte sich der Wert der Aktie allerdings fast verdreifacht.

Gian Marco Werro von der Zürcher Kantonalbank sagt: "Das 2Q24 wird sicher interessante Einblicke in die Ramp-up Dynamik der Online-Einlösung von eRx geben. Wir raten jedoch, in einen verhaltenen Umsatzanstieg noch nicht zu viel hineinzuinterpretieren, da der Ramp-up erst seit Mitte April läuft und Konsumenten erst mit dem neuen Prozess vertraut gemacht werden müssen. Zusätzlich waren im Mai wohl noch viele Deutsche in den (Pfingst-)Ferien, wodurch weniger Arzttermine wahrgenommen wurden."

"Der Juni wird wohl der relevanteste Datenpunkt für die Ramp-up-Dynamik sein - wenn er denn separat ausgewiesen wird. Die Schätzungen für die neuen eRx- Umsätze im 2Q24E sind jedoch sehr unsicher (kein Konsens verfügbar da teils nicht erhoben). Zudem sollte berücksichtigt werden, dass die vorherigen Rx- Umsätze von DocMorris hauptsächlich papierbasiert waren und nun stark rückläufig sind", so Werro weiter.

Im Mai stellte DocMorris Daniel Wüest als neuen Finanzchef vor. Er kommt von Arbonia, wo er die letzten fünf Jahre als CFO tätig war, und folgt auf das DocMorris-Urgestein Marcel Ziwica, der sich nach 23 Jahren im Unternehmen beruflich neu orientieren will, wie es hiess. Die Stabübergabe soll per 1. Oktober 2024 erfolgen. Im Mai kündigte die Online-Apotheke zudem die vorzeitige Rückzahlung einer Wandelanleihe mit Laufzeit bis 2025 an. Dies, nachdem Mitte April eine neue Wandelanleihe über 200 Millionen Franken mit einer Laufzeit bis 2029 platziert worden war.

(AWP/cash)