Die Aktie der Banque Cantonale Vaudoise, kurz BCV, ist eine Dividendenperle. Das hat einerseits mit der zuletzt üppigen Ausschüttung in Höhe von 3,60 Franken je Titel zu tun. Andererseits durften sich die Aktionärinnen und Aktionäre in den letzten Jahren mehr als nur einmal über einen Zustupf in Form einer Sonderdividende freuen.
Doch während ein Gros der Schweizer Nebenwerte seit Monaten von einem Kursrekord zum nächsten eilt, sackte die BCV-Aktie immer weiter ab. In den letzten Tagen tauchte ihr Kurs auf 76 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit den Börsenturbulenzen rund um die Covid-19-Krise vom Frühling 2020. Damals erreichte die Aktie einen Tiefstand von 67,50 Franken.
Die Aktie kostet 25 Prozent weniger als noch Mitte Februar dieses Jahres. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus immerhin noch gut 20 Prozent. Damit zählt die Aktie zu den diesjährigen Verlierern an der Schweizer Börse.
Dividende an Stelle von Wachstum
Zu aktuellen Kursen beträgt die Dividendenrendite mittlerweile attraktive 4,7 Prozent. Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, ist die grosszügige Ausschüttungspolitik aus Anlegersicht denn auch die einzige Attraktion. Dadurch, dass die BCV in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 90 Prozent des Jahresgewinns an die Aktionäre weitergegeben habe, sei kaum Geld in künftiges Wachstum geflossen.
Davon zeugt auch das Ergebnis aus der ersten Jahreshälfte. Zwar konnte der Reingewinn im Jahresvergleich um 9,5 Prozent auf 173 Millionen Franken gesteigert werden. Allerdings war die Gewinnentwicklung in der ersten Hälfte 2020 pandemiebedingt rückläufig. Zudem haben die Geschäftsvolumen noch nicht wieder das Niveau von vor der Krise erreicht.
Daumen runter bei Credit Suisse und Vontobel
Fantasie geht von der starken Eigenkapitalbasis aus. Mit 17 Prozent darf die Kernkapitalquote (CET1) der BCV als sehr solide bezeichnet werden. Sie bietet Hand für künftige Dividendenerhöhungen, wenn nicht gar für eine weitere Sonderdividende. Dennoch geht die Zürcher Kantonalbank kommendes Frühjahr "nur" von einer um 10 Rappen höheren Jahresdividende von 3,70 Franken aus.
Während die BVC-Aktie bei der Zürcher Bank mit "Marktgewichten" eingestuft wird, sind Vontobel und Credit Suisse trotz guten Dividendenaussichten um einiges zurückhaltender. Vontobel stuft den Titel mit "Reduce" und einem Kursziel von 80 Franken, die Credit Suisse mit "Underperform" und sogar nur einem Kursziel von 74 Franken ein.
Letzteren beiden Banken ist gerade die hohe Bewertung ein Dorn im Auge. Berechnungen der Bank Vontobel zufolge wird die Aktie mit dem zweifachen ihres bereinigten Buchwerts bewertet. Das ist angesichts der verhaltenen Wachstumsaussichten ziemlich viel.
Dennoch dürfte die hohe Dividendenrendite das weitere Rückschlagspotenzial der Aktie bei Kursen um 76 Franken eingrenzen.