Während der marktbreite Swiss Performance Index auf Jahressicht auf der Stelle tritt, gibt es unter den Schweizer Einzeltiteln extreme Diskrepanzen. So zeigen Tech-Titel wie die Onlineapotheke Zur Rose oder der Peripheriegerätehersteller Logitech eine deutliche Outperformance gegenüber dem Index. Demgegenüber haben Unternehmen wie Swatch oder Rieter ihre Verluste vom März noch nicht aufgeholt und hinken dem SPI hinterher.
Auch Fondsmanagerin Birgitte Olsen hat Titel wie Logitech, Zur Rose und Swissquote, aber auch Gesundheitswerte wie Roche in ihrem Portfolio. Gerade bei den letzteren "muss man den Stift spitzen, denn die Bewertungen sind natürlich sehr hoch", sagt die Expertin von Bellevue Asset Management im cash-Börsen-Talk.
Denn die Performanceunterschiede gerade auch im SMI seien noch nie so extrem gewesen. Während die Lonza im SMI sei Jahresbeginn 61 Prozent zulegt, verlieren die Swiss-Re-Aktien 33 Prozent. "Man soll nachschauen, ob es bei den Verlierern dieses Jahr nicht paar unterbewertete Unternehmen gibt." Vor diesem Hintergrund seien Schweizer Unternehmen interessant, die in der Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Olsen nennt Belimo, Gurit oder Arbonia als Kandidaten.
Heisst dies, dass man bei den performancestarken Tech-Titeln eher vorsichtig sein muss? Olsen, die Senior Portfolio Managerin der BB Entrepreneur-Strategien ist, verneint. Für sie wird das Umfeld für Technologie-Aktien auch in den kommenden Monaten gut bleiben.
Dabei sei das Softwareunternehmen SoftwareOne eine Möglichkeit, um an dieser Entwicklung zu partizipieren. "Denn wer mehr PCs und mehr Laptops kauft, braucht auch mehr Software", begründet Birgitte Olsen ihr Interesse am Unternehmen. Die in Wallisellen beheimatete Softwareschmiede ist seit Jahresbeginn immerhin 5 Prozent im Plus - seit dem Börsengang im Oktober 2019 haben die Aktien 45 Prozent an Wert hinzugewonnen.
Performance der SoftwareOne-Aktien seit dem Börsengang im Oktober 2019 (Quelle: cash.ch).
Partners Group als Evergreen
Finanzunternehmen gehören in der Corona-Krise auch in der Schweiz tendenziell nicht zu den Börsengewinnern. Die Vermögensverwalterin Partners Group widersetzt sich diesem Trend. Auf Jahressicht stehen dessen Aktien immerhin 4 Prozent im Plus. Für Birgitte Olsen kommt dies nicht von ungefähr, profitiert der Finanzdienstleister doch von den Bestrebungen der Pensionskassen und Anlegern zur Diversifikation. "Private Equity ist da ein wichtiges Thema", sagt sie im cash-Börsen-Talk.
Zudem sei die Corona-Krise für Partners Group eine Gelegenheit, lukrative Investments zu tätigen. Auch gäbe es in Europa kein vergleichbares Unternehmen, was Partners Group attraktiv erscheinen lässt. Doch: "Sicherlich hat ein Investment in Partners Group seinen Preis." Damit spricht Olsen die Tatsache an, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis beim Baarer Unternehmen mit 27 eher hoch ist.
Industrietitel werden zunehmend interessant
Für den Schweizer Aktienmarkt sieht die Expertin bis Jahresende eine volatile Seitwärtsbewegung als realistisch an. Sie begründet diese Einschätzung mit der zunehmenden Unsicherheit über eine mögliche zweite Corona-Welle. Doch sollte ein Impfstoff auf den Markt kommen, "könnte dies den zuletzt weniger erfolgreichen Unternehmen an der Börse einen Rückenwind geben". Dabei seien insbesondere Industrietitel interessant: "Viele dieser Titel sind heute 20 bis 50 Prozent tiefer als ihre Höchststände von 2017".
Doch der Grund für Olsens Interesse an den Industrietiteln liegt schlussendlich auch darin begründet, dass diese dank den Interventionen der Zentralbanken und den Regierungen ab 2021 vom stärkeren Wachstum profitieren könnten.
Birgitte Olsen, CFA, ist seit 2008 als Senior Portfolio Manager BB Entrepreneur-Strategien bei Bellevue Asset Management tätig. Davor war sie über neun Jahre bei Generali Investments in Köln als stv. Leiterin für das Portfolio Management Aktien Europa zuständig. Olsen hat ein Studium in der Vertiefungsrichtung Finanz- und Rechnungswesen an der Universität St. Gallen abgeschlossen.
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