Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Börsenjahr 2019 als ein aussergewöhnlich gutes in die Geschichte eingehen wird. Sofern es bis Jahresende keine grösseren Verwerfungen mehr gibt, wird der Swiss Market Index (SMI) das Jahr so gut abschliessen wie seit 13 Jahren nicht mehr.
Was soll man da noch von einer Jahresendrally erwarten? Ein positiver Schlussspurt nach diesem famosen Börsenjahr wäre so etwas wie die Kirsche auf der Torte, heisst es derzeit in Finanzkreisen.
SMI-Performance seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch.
Dass Anleger auf diese Kirsche durchaus hoffen dürfen, dafür spricht das vorsichtige Comeback einer Aktien-Kategorie, auf die dieses Jahr lange eingeprügelt wurde: die Zykliker. Während 2019 vor allem das Jahr der defensiven Titel war, litten vom Konjunkturverlauf abhängige Unternehmen gerade in der ersten Jahreshälfte unter rückläufigen Auftragseingängen und allgemeinen Rezessionsängsten. Doch zuletzt konnten sich die Zykliker etwas erholen.
Und die Aussichten für diese Aktien sind vielversprechend. "Die wirtschaftlichen Vorlaufindikatoren haben sich stabilisiert", sagt Anastassios Frangulidis, Chefstratege von Pictet Asset Management, auf cash-Anfrage. "Wenn externe Störfaktoren, wie etwa eine Eskalation im Handelsstreit, weitestgehend ausbleiben, gehe ich davon aus, dass die positive Entwicklung anhält und Zykliker profitieren." Hier eine Auswahl von Aktien, die von einer Jahresendrally besonders profitieren könnten.
SGS ein Kauf
Ein Unternehmen, dass noch dieses Jahr zu Kurssprüngen ansetzen könnte, ist der Warenprüfkonzern SGS. Per Halbjahr hatte das Unternehmen Kosteneinsparung durchgeführt, die sich langsam positiv auf die Margen auswirken sollten. "Bei SGS gibt es Überraschungspotenzial, weil der Markt die Margenverbesserung derzeit noch unterschätzt", sagt Fondsmanager Jan Widmer von der St. Galler KB zu cash.
Zudem gibt es bei SGS ein Plus: Auch wenn der Genfer Konzern als zyklisches Unternehmen einzuordnen ist, ist er durch seine geographische Diversifikation weniger anfällig auf wirtschaftlich schwierige Zeiten. Die Performance der Aktie blieb dieses Jahr unter dem Markt. Doch seit Oktober zeigt der Trend nach oben.
Kursentwicklung der SGS-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch.
Geheimtipp DKSH
Ein wenig als Geheimtipp sieht Widmer die DKSH-Aktie. Der auf Marktexpansionsdienstleistungen spezialisierte Konzern hat zuletzt stark unter der Schwäche Asiens gelitten, wo er 2018 rund 96 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete. Doch zuletzt hat sich das Management neu aufgestellt und Geschäftsbereiche wurden restrukturiert. "DKSH sollte bald die Früchte seiner Transformation ernten", ist Widmer überzeugt, auch wenn es für eine Jahresendrally wohl noch etwas zu früh ist.
Doch sollte sich der Handelskrieg tatsächlich etwas eindämmen, "könnte DKSH 2020 explodieren", so Widmer. Allerdings sei das Unternehmen auch ohne eine Einigung im Handelsstreit auf einem guten Weg. Nachdem die Aktie dieses Jahr nur die Richtung nach unten kannte, ist das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis bei sehr tiefen 15 angelangt. Anleger sollten die Aktie für das nächste Jahr auf jeden Fall im Auge behalten.
Lafarge-Holcim noch nicht ausgereizt - und die Banken?
Nach zwei Jahren im Amt hat CEO Jan Jenisch Lafarge-Holcim auf Vordermann gebracht. Zuletzt konnte der weltgrösste Baustoffkonzern fünf Quartale in Folge seine Profitabilität überproportional steigern – vor allem in Asien, aber auch in Europa, war der Ebitda-Zuwachs enorm. Der Ansatz, sich aus schwierigen Märkten wie Südostasien zurückzuziehen, sowie eine erfolgreiche Übernahmestrategie sind Teil des Erfolgs.
Auch wenn der Markt die Fortschritte bereits honoriert – seit Anfang Jahr stiegen die Titel um knapp 30 Prozent – ist die Aktie mit einem geschätzten KGV von 13 noch nicht ausgereizt. "Lafarge-Holcim ist noch immer attraktiv bewertet und sollte weiter steigen", ist auch Widmer überzeugt. Anleger sollten jetzt auf den Zug aufsteigen.
Neben der Industrie könnte die jüngste Entwicklung auch weiterhin den Finanztiteln zugutekommen. "Von der sich andeutenden Erholung der Konjunktur könnten Banken-Titel profitieren", sagt Pictet-Experte Frangulidis. Widmer von der St. Galler KB blässt ins selbe Horn: "Höhere Assetpreise sind gut für Finanz-Titel". Positiv blickt er vor allem auf die UBS und Vontobel.
«Weihnachts-Aktie Logitech»
Ein regelmässiger Teilnehmer einer Jahresendrally ist (meistens) Logitech. Der Waadtländer Computerzubehör-Hersteller ist Weltmarktführer bei kabellosen Peripheriegeräten – wie etwa Computermäusen oder Lautsprecher. Das Unternehmen profitiert am Ende des Jahres stets vom blühenden Weihnachtsgeschäft. Auch dieses Jahr sollte das der Aktie wieder einen Schub geben.
Das Gros der Analysten ist denn auch von der Aktie des Elektronik-Herstellers überzeugt. Die Bank Vontobel lobt das ausgewogene Produktportfolio und kommt zum Schluss, "dass die operative Umsetzung hervorragend bleibt und solide Brutto- und operative Margen ermöglicht." Das geschätzte KGV ist 18 durchaus noch im Rahmen. Ein Kauf biete sich auch dieses Jahr an.