2023 geht als ein ziemlich launisches Börsenjahr in die Geschichtsbücher ein. Noch selten zuvor lagen Erfolg und Misserfolg aus Anlegersicht so nahe beieinander wie in den vergangenen 12 Monaten. Geld verdiente nur, wer auf die richtigen Einzelaktien setzte.

Wie die Basler Kantonalbank schreibt, hat der Teuerungsschub mit Blick aufs neue Börsenjahr an Kraft und damit auch an Schrecken verloren. Den bankeigenen Strategen zufolge dürfte künftig die fragile Wirtschaftslage in den Mittelpunkt rücken. Sie raten ihrer Anlagekundschaft deshalb zu einem selektiven Ansatz.

"Defensiv" ist plötzlich wieder "in"

Mit den Aktien des Schokoladeherstellers Barry Callebaut, des Spezialitätenchemiekonzerns Clariant, des Verpackungsmaschinenspezialisten SIG Group, der Grossbank UBS und des Versicherungskonzerns Zurich Insurance nehmen die Experten der Basler Kantonalbank immerhin fünf der letztjährigen Favoriten ins 2024 mit.

Neu hinzu kommen jene des Milchverarbeiters Emmi, des Aromen- und Duftstoffherstellers Givaudan, der ehemaligen Novartis-Tochter Sandoz, des Bauchemiespezialisten Sika sowie die des Schweizer Marktführers Swisscom.

Die Liste umfasst Aktien, welche auch andere Banken in der Favoritenrolle stehen. Auf die Valoren von UBS und Givaudan setzt man etwa auch bei der Bank Vontobel. Und der Börsendebütant Sandoz scheint es neben der Basler Kantonalbank auch der Bank Julius Bär angetan zu haben. Die Zürcher Bank wähnt mit Lindt & Sprüngli und Nestlé zwei bestens bekannte Unternehmen aus der Nahrungsmittelindustrie in der Favoritenrolle.

Richemont nicht länger in der Favoritenrolle

War vor Jahresfrist noch Richemont die am häufigsten von Banken genannte Aktie, teilen sich mit Givaudan, Tecan und Nestlé neuerdings gleich deren drei diese Rolle. Eines haben die drei Unternehmen gemeinsam: Sie alle gelten mit ihren Geschäftsmodellen als vergleichsweise krisensicher. Die Banken und ihre Strategen scheinen sich also einig, dass das wirtschaftliche Umfeld in den kommenden zwölf Monaten zusehends schwieriger wird. Da sind "defensive Qualitäten" wieder gefragt.

Zu Richemont rät mittlerweile nur noch die Bank Vontobel. Interessant ist, dass die Zürcher Bank ihre Empfehlungsliste nochmals ausgedünnt hat. War die Liste vor Jahresfrist 15 Aktien stark, kürt Vontobel für 2024 gerade mal noch elf Favoriten – von "A" wie ABB über "H" wie Holcim und "P" wie PSP Swiss Property bis hin zu "U" wie UBS. Bei diesen vier Titeln handelt es sich übrigens vom solche, die auch schon unter den Favoriten für 2023 zu finden waren. Ins Jahr 2022 gingen die Zürcher einst sogar mit 24 Aktien.

In diesem Jahr keine "Exoten", aber dennoch einige mutige Empfehlungen

Beinahe schon minimalistisch kommt die Empfehlungsliste der US-Investmentbank Jefferies daher. In einem 24 Seiten starken Strategiepapier zählen die Amerikaner zwar 20 europäische Titel auf, welchen sie in den kommenden 12 Monaten eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zutrauen. Mit Richemont steuert die Schweiz allerdings nur einen einzigen zu dieser Auswahl bei.

Im vergangenen Frühjahr war die Favoritenliste mit Cosmo Pharmaceuticals, Idorsia, Kardex, Meyer Burger und Pierer Mobility um einiges Schweiz-lastiger. Jefferies versuchte es damals mit "Exoten", wobei die Bilanz ganz schön ernüchternd ausfällt. Die Aktie des Solarunternehmens Meyer Burger ist 64 Prozent günstiger zu haben als damals, jene von Idorsia hat sogar mehr als 80 Prozent an Kurswert eingebüsst. Und auch bei Pierer Mobility ist die Jahresbilanz nicht erst seit der überraschenden Gewinnwarnung von vor wenigen Wochen ebenfalls negativ.

Nicht gleich mit "Exoten", zumindest aber mit mutigen Empfehlungen gehen AlphaValue und die Zürcher Kantonalbank ins Rennen. Die Zürcher Kantonalbank setzt unter anderem auf die Aktie von AMS Osram. Der Sensorenhersteller gilt als eines der Sorgenkinder der letzten Jahre und sah sich erst kürzlich zu einer ziemlich kostspieligen Bilanzsanierung gezwungen. Unter den Favoriten von AlphaValue ist hingegen der Windenergiezulieferer Gurit zu finden. Der Hersteller von Spezialkunststoffen kämpft schon seit geraumer Zeit mit einer Nachfrageflaute.

39 verschiedene Schweizer Titel auf den Listen

Mit einer Mischung aus defensiven Aktien wie jenen des Pharmazulieferers Lonza, Nestlé, Roche oder Zurich Insurance sowie aus zyklischen Papieren wie Geberit, Georg Fischer, Inficon, Kardex und Straumann versucht es die Zürcher Privatbank Märki Baumann. Sie setzt dabei eigenen Angaben zufolge auf exzellente Unternehmen in strukturellen Wachstumsfeldern. Denn auch bei Märki Baumann rechnet man für die nächsten Monate mit einem anspruchsvollen Börsenumfeld.

Zumindest in diesem einen Punkt sind sich die Banken und ihre Strategen einig. Von den Aktienfavoriten für 2024 lässt sich das hingegen nicht behaupten. Auf den cash.ch vorliegenden Empfehlungslisten sind nicht weniger als 39 verschiedene Schweizer Titel zu finden. Während es aus Anlegersicht durchaus Sinn macht, die Risiken möglichst breit zu streuen und nicht nur auf eine Handvoll Einzelaktien zu setzen, sollte man sich auch nicht zu stark verzetteln.