Anfang Juni beendete der Swiss Market Index (SMI) seinen Aufstieg in diesem Jahr - zumindest vorübergehend. Ein ähnliches Muster zeigt der Swiss Performance Index (SPI), er fiel von 16'263 auf unter 16'000 Punkte.

Manche Einzelwerte konnten sich dem Trend des Gesamtmarktes widersetzen, zugelegt haben im Juni beispielsweise Swiss Life und Roche. Hingegen endete für eine Gruppe von Einzeltiteln vor wenigen Wochen eine Reise: Sie hatten sich bis Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni auf ein Hoch gesteigert - und sind dann gefallen. Werden sie von nun an weiter an Wert verlieren oder gibt es Grund zur Zuversicht?

Ein Beispiel für eine Verliereraktie der letzten Wochen ist der Valor von Richemont: Auf das Jahreshoch von 150 Franken Anfang Juni folgte der Abstieg auf gegenwärtig 140 Franken. Die Aktie habe sich der Korrektur am Gesamtmarkt nicht entziehen können, schreibt Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. Er sagt jedoch auch: «Das Unternehmen besticht durch seine regionale Aufstellung, die in Nordamerika ein starkes Standbein hat.»

Zudem besitze Richemont mit den Marken Cartier und Van Cleefs & Arpels eine überaus attraktive Position im Luxusschmuckmarkt. «Dank der Ausrichtung auf dieses oberste Segment mit den preisunempfindlichsten Kunden bleibt Richemont attraktiver als die Konkurrenz.»

Die für Richemont zuständige Analystin der UBS hebt in ihrer Notiz von letzter Woche das veränderte Geschäftsmodell des Luxusgüterkonzerns hervor, das unter anderem einen höheren Anteil an Schmuck im Vergleich zu Uhren sowie eine unterdurchschnittliche Gewichtung Chinas aufweise. Die Expertin sieht daher weiteres Aufwärtspotenzial und traut dem Titel einen Wert von 160 Franken zu. Barclays sieht Richemont in den kommenden zwölf Monaten gar auf ein Allzeithoch von 169 Franken steigen sieht.

Schon früher als Richemont hatte Sonova den Zenit des bisherigen Jahres überschritten: Die Differenz zum Jahreshoch von 297 Franken per Ende Mail beträgt aktuell mehr als 15 Franken. Das bedeutet einen Verlust von über fünf Prozent in eineinhalb Monaten.

HSBC veranschlagt das Kursziel aber auf 330 Franken und spricht - wie sechs weitere Experten - eine Kaufempfehlung aus. Den insgesamt sieben «Buy»-Ratings stehen drei «Sell»-Ratings und zwölf «Hold»-Einstufungen gegenüber.

Sika und Zehnder dürften von einer Erholung der Bauwirtschaft profitieren

Der Raumklimaspezialist Zehnder hat das Allzeithoch von über 100 Franken zwar schon seit fast drei Jahren verlassen. Doch die Aktie ist im laufenden Jahr wieder etwas besser in Schwung gekommen, sie stieg im Mai auf ein Jahreshoch von 61,60 Franken. Seither befindet sich der Titel wieder auf Talfahrt, er hat inzwischen rund 13 Prozent eingebüsst.

Das Management hatte für das erste Halbjahr 2024 unter anderem einen Umsatzrückgang im mittleren Zehnerprozentbereich in Aussicht gestellt. Die schwache Bautätigkeit und Nachwirkungen der Lieferkettenprobleme belasten das Geschäft.

Der Experte der Bank Vontobel sieht die Zehnder-Aktie mittelfristig aber wieder bei 70 Franken. Für den Titel sprechen laut der Luzerner Kantonalbank die mittel- und langfristigen Trends wie gesunde Luft in Räumen. Geht es nach dem Schnitt aller Analysten, dürfte die Aktie in den kommenden zwölf Monaten auf über 66 Franken steigen. Investoren werden Ende Juli weitere Anhaltspunkte erhalten. Dann berichtet Zehnder über den Geschäftsgang im ersten Halbjahr.

Steil bergab ging es beim Bauchemiekonzern Sika. Das Minus, das sich seit dem Jahreshoch vom Mai bei 284,80 Franken ergeben hat, beträgt rund zehn Prozent. Aktuell notiert die Aktie bei 255,80 Franken.

Laut Beat Pfiffner von der Schwyzer Kantonalbank dürften Synergien durch die Übernahme der MBCC Group aber zunehmen. Die LUKB attestiert Sika ein innovatives Produktportfolio und ein starkes regionales Vertriebssystem. So werde es möglich, weiterhin Markanteile zu gewinnen. Auch die konjunkturelle Talsohle im Baubereich sollte langsam durchschritten sein, schreibt der zuständige Analyst. Die Sika-Aktie hat, so sagen es Analysten, bis 290 Franken Luft nach oben.

Georg Fischer in Zukunft weniger konjunkturabhängig

Zwei weitere SPI-Titel sind in den letzten Wochen ins Rutschen geraten, nachdem sie sich im Mai auf Hochstände vorgearbeitet hatten. Rieter büsste 15 Prozent ein, Georg Fischer (GF) verlor 14 Prozent.

Der Schaffhauser Industriekonzern habe mit der Akquisition des finnischen Unternehmens Uponor die Voraussetzungen geschaffen, «globaler Marktführer für nachhaltige Rohrleitungssysteme für den Transport von Wasser und flüssigen Medien zu werden», schreibt LUKB-Analyst Marco Estermann. Die Wasserverteilung und Wasseraufbereitung gelte in vielen Ländern als systemrelevant. «Daher dürfte GF/Uponor in Zukunft noch weniger von Konjunkturzyklen abhängig sein als in der Vergangenheit.»

Schon die UBS stimmte im Mai positive Töne zu GF an. Das Geschäftsmodell sei weiterentwickelt worden, etwa durch die Veräusserung von Auto-Subsegmenten und Investitionen in die margenstärkere und wachstumsstärkere Rohrleitungssparte. Der zuständige Analyst sieht den Rohrleitungsbau als strukturellen Werttreiber für die Aktionäre. Mit einem Kursziel von 80 Franken avisiert er ein Allzeithoch der GF-Aktie - und ist damit um knapp fünf Franken optimistischer als der Expertendurchschnitt. Doch auch mit 75 Franken würde der Titel wieder auf dem höchsten Niveau der vergangenen Jahrzehnte notieren.

Inficon hat für manche Experten noch Potenzial

Inficon gehört zu den Langzeitaufsteigern an der Schweizer Börse. In zwei Jahrzehnten kletterte die Aktie des Technologieunternehmens von unter 50 auf 1500 Franken. Doch seit Anfang Juni beträgt das Minus mehr als sieben Prozent. «Die Aktie bewegte sich im Grossen und Ganzen etwa so wie der Halbleiter- und Halbleiterausrüstungsmarkt global», schreibt der Analyst der LUKB.

Es sei zu Gewinnmitnahmen gekommen, die auch mit der ein Stück weit abklingenden Euphorie um künstliche Intelligenz zusammenhängen dürften. Dank der Digitalisierung hat der Halbleiterbereich aber strukturell Rückenwind, wie Beat Pfiffner von der Schwyzer Kantonalbank sagt. Davon dürfte Inficon profitieren.

Analysten schreiben dem Unternehmen zudem eine dominante Marktstellung bei vielen seiner Produkten und ein resilientes Geschäftsmodell zu. Diese Vorzüge dürften im gegenwärtigen Aktienkurs allerdings schon eingepreist sein. Zudem liegt das durchschnittliche Kursziel unter dem aktuellen Aktienpreis. Zuversichtlich stimmen allerdings die jüngsten Prognosen: Drei Experten, die im Juni eine Einschätzung abgegeben haben, trauen der Aktie einen Wert von 1500 Franken zu.