Das letzte Mal so richtig gewackelt hat es am Aktienmarkt vor gut einem Monat: Der grösste Teil der Titel an der Schweizer Börse wurde von neuen Abwärtsstrudeln erfasst, die ihren Ursprung in Rezessionsängsten und den seit Monaten umhergehenden Unsicherheiten bezüglich des globalen Handels hatten.

In der Zwischenzeit hat sich der Markt zwar von diesem Einbruch ein gutes Stück erholt, was die reinen Zahlen betrifft: Der den breiten Markt abbildende Swiss Performance Index stand vor fünf Wochen bei knapp 10‘900 Punkten, fiel dann auf 10‘200 Punkte und ist seitdem wieder auf 10‘677 Punkte geklettert. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage und die Erwartungen fragil bleiben.

 

Auch zahlreiche Einzeltitel zeigen wieder steigende Kurse. Nicht wenige bewegen sich gar auf Allzeit- oder Langzeithochs. An der Entwicklung der Sektoren wird aber erkennbar, dass Anleger wieder verstärkt nach defensiven Titeln suchen und nach solchen, die für Substanz stehen. Bei folgenden Aktien bestehen berechtigte Hoffnungen, dass sie sich weiter gut entwickeln:

Swiss Life

Die vor wenigen Tagen vorgelegten Zwischendaten zum Jahresverlauf von Swiss Life haben die Experten überzeugt. Der Lebensversicherer und Vorsorgeanbieter wächst solide im Heimmarkt, steigert weiter die Gebühreneinnahmen in den europäischen Märkten und ist in den vergangenen Jahren dank einer überarbeiteten Produktpalette rentabler geworden. Das (sehr) langsam steigende Zinsniveau stützt Swiss Life ebenfalls.

Die Aktie hat sich mit einer Jahressteigerung von knapp 11 Prozent im turbulenten Markt behauptet und befindet sich nun auf einem Allzeithoch. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12 ist Swiss Life aber immer noch günstig bewertet. Die Dividendenrendite käme beim aktuellen Kurs auf etwa 4 Prozent zu stehen, was sehr ansehnlich ist. Die Dividende dürfte aber noch erhöht werden. Am 29. November wird Swiss Life den Investorentag durchführen und möglichweise neue Ziele bekanntgeben.

Versicherungsaktien sind im Moment sowieso etwas vom solidesten, was der Schweizer Markt zu bieten hat. Auch mit den Aktien von Zurich und Helvetia ist man aus ähnlichen Gründen wie bei Swiss Life gut bedient.

Gurit

Unter den weitherum abgestraften Small und Mid Caps sticht Gurit heraus: Der Kurs hat seit Anfang Jahr um fast 20 Prozent zugelegt, und der Kurs ist bei fast genau 1000 Franken rund 10 Prozent mehr wert als Anfang Oktober. Der anerkannte Spezialist für Hochleistungsverbundstoffe für Windräder, Flugzeuge, Autos wie auch Schiffe und Bahnen hat am Markt wieder an Ansehen gewonnen.

Nach einer Nachfrageschwäche im wichtigen Windrädergeschäft zeigten die Drittquartalszahlen wieder ermutigende Signale. Gurit dürfte es gelingen, im wichtigen Markt Indien wieder vermehrt Fuss zu fassen. Auch der Formenbau läuft gut.

cash-Kurzinterview mit Gurit-CEO Rudolf Hadorn von Ende September:  «Das zweite Halbjahr wird versöhnlicher»

Das kleine, aber weltweit verzweigte Unternehmen dürfte die angepeilte Umsatzsteigerung von etwa 9 Prozent dieses Jahr erreichen. Auch das Ziel bei der wichtigen Betriebsmarge von 8 bis 10 Prozent zu erreichen gilt inzwischen als realistisch. Eine stabile Bilanz und starke Cashflows im operativen Geschäft dürften das Vertrauen in Gurit stärken. Das KGV von 20 ist nicht zu hoch für ein Engagement bei Gurit.

Novartis

Ein Pharmakonzern wie Novartis könnte in der Tat vom Ausgang der amerikanischen Midterm-Wahlen betroffen sein: Dann, wenn Präsident Trump mit dem Demokraten im Kongress zusammenspannt und die Medikamentenpreise senkt. Aber das ist bis jetzt nur eine Theorie.  

Novartis ist mit einer Jahresperformance von 8,5 Prozent die viertbeste SMI-Aktie. Der Kurs hat sowohl den Einbruch im Januar als auch im Oktober überwunden und befindet sich auf einem Dreijahres-Hoch. Was Novartis interessant macht, ist der Umbauprozess. Dem Management unter Vasant Narasimhan wird attestiert, mit einem sinnvollen strategischen Plan zu operieren. Novartis will sich, wie vergangene Woche an einem Forschungstag dargelegt wurde,  auf das Pharmageschäft fokussieren. Derzeit seien 26 Wirkstoffe in der Pipeline, die das Potential zu Blockbustern haben – also sehr gefragten Medikamenten. Die Augensparte Alcon wird, wie schon länger bekannt, aus der Gruppe ausgegliedert.

Wer jetzt in Novartis investiert, oder schon investiert ist, wird sein Geld in einigen Jahren in einem deutlich veränderten Unternehmen angelegt sehen. Aber die strategische Marschrichtung, so wie sich dies im Moment abschätzen lässt, scheint zu stimmen und daher positiven Einfluss auf den Aktienkurs zu haben.

Givaudan

Auch die Aktie von Givaudan befindet sich de facto auf einem Allzeithoch. Von den 2472 Franken, welche die Aktie Anfang Oktober wert war, ist der Kurs nur um 60 Franken entfernt. Im Gegensatz zu Swiss Life ist Givaudan aber leider hoch bewertet, dies mit einem Jahres-KGV von 31.

Allerdings wird dem Aromenstoff- und Duftmittelhersteller zugetraut, Gewinne und Liquidität weiter verbessern zu können. Aussichten auf solche finanzielle Solidität lässt eine hohe Bewertung erträglicher erscheinen.

Aus den  Drittquartalszahlen von vergangener Woche leiteten Analysten ab, dass Givaudan Marktanteile hinzugewonnen hat. Ausserdem scheint das Unternehmen gestiegene Einkaufspreise ohne grosse Probleme an die Kunden weitergeben zu können.

CPH Group (Chemie + Papier Holding)

Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Aktie der Zentalschweizer CPH um die Hälfte gesteigert. Die durch den Oktobersturz verursachte Delle im Kursverlauf ist ausgebügelt. Lange litt das Unternehmen unter dem Papiergeschäft, das etwa 55 Prozent zum Umsatz beiträgt: Vor allem der Bedarf an Zeitungspapier in Europa nimmt laufend ab. Allerdings haben die Papierpreise dieses Jahr wieder angezogen, mit positiver Wirkung auf die CPH Group und deren Kurs.

Kursverlauf bei CPH seit November 2017 (Grafik: cash.ch)

Auch das Geschäft mit Alpapier läuft gut, genauso wie die Herstellung von Verpackungen, wo die Pharmabranche wichtiger Kunde ist. Schliesslich profitiert mittlerweile auch die Chemiesparte von den Restrukturierungen der vergangenen Jahre. Im Geschäftsjahr 2017 kam die CPH Group nicht zuletzt dank Immobilienverkäufen überhaupt erst aus den roten Zahlen. 2018 soll nun der Gewinn verdoppelt werden können.

Bei der CPH sind die Handelsvolumen eher klein, was auch daran liegen mag, dass der Free Float unter 50 Prozent liegt. Dies kann aber auch dazu beitragen, dass der Kurs bei positiven Neugkeiten und verbesserten Kennzahlen schneller ansteigt. Mit einem Jahres-KGV von 13 ist die Aktie auch noch günstig bewertet.