Eine Aktie, die in den vergangenen vier Wochen 3 Prozent im Kurs gestiegen ist? Ein Titel, der seit Ende Juli, also seit drei Monaten, den Kurs um knapp 12 Prozent gesteigert hat? Also eine Aktie, die gegenteilig zu dem verlaufen ist, was der Gesamtmarkt vollführt hat. Nämlich dass der SPI innert Monatsfrist um 5 Prozent getaucht ist und seit Anfang August um fast 6 Prozent im Minus liegt.
Eine Aktie mit einem solch defensiven Charakter ist Barry Callebaut. Der Schokoladenproduzent mit belgischen und französischen Wurzeln – der zweite Teil des Firmennamens wird übrigens "Kallebaat" ausgesprochen, da flämischen Ursprungs – ist der führende Schokolade- und Kakaoproduzent. Der Konzern betreibt ein reines Business-to-Business-Modell. Schokolade oder Kakao von Barry Callebaut ist in jedem vierten Lebensmittel der Welt enthalten.
Die Mehrheit des Geschäfts wird mit Kunden gemacht, für die Barry Callebaut Schokoladenmasse herstellt. Grosskunden sind beispielsweise Nestlé und der amerikanische Süssigkeitenkonzern Hershey.
Der Kurs der Barry-Callebaut-Aktie seit Anfang 2017 (Grafik: cash.ch)
An der Börse befindet sich Barry Callebaut relativ nahe am Rekordhoch. Wie viele Schweizer Aktien befand sich der Kurs von Barry Callebaut Mitte Januar bei 2086 Franken auf dem höchsten bisher verzeichneten Wert. Bis Anfang August fiel der Kurs auf ein Jahrestief bei 1660 Franken, erholte sich aber wieder auf 1916 Franken.
Einen Kursschub hat die Aktie Mitte September dank einer anderen Analystenmeinung erhalten: Die UBS stufte die Aktie von "reduce" auf "neutral" herauf und erhöhte das Kursziel von 1340 auf 1790 Franken, was inzwischen schon übertroffen wurde.
Die Ratingagentur Moody’s hat ebenfalls im September die Firmenanleihen von Barry Callebaut auf "Investment Grade" heraufgestuft. Eine Heraufstufung des Schulden-Ratings bedeutet zum einen, dass gewisse Investoren die Aktie nun überhaupt kaufen können. Non-Investment-Grade oder volkstümlich "Ramsch" verbietet manchen Pensionskassen oder Fonds, die Aktie zu kaufen.
Die Combined Cocoa Ratio (Grafik: barry-callebaut.com)
Dem Unternehmen wird nun vermehrt zugetraut, Gewinne und Cashflows in den nächsten 12 bis 18 Monaten zu verbessern. Ein tieferer Weltmarktpreis für Kakaobohnen dürfte dazu beitragen, dass die Profitabiltiät steigt. Barry Callebaut orientiert sich an der "Combined Cocoa Ratio", um die Auswirkungen des Kakaomarktes auf die eigene Profitabilität auszurechnen. Aktuell steht diese aufwändig errechnete Kennzahl bei einem Wert um 4, was positiv für den Ebit ist (eine tiefere Combined Cocoa Rating würde den Ebit eher belasten). Tiefere Futures auf Kakaopreise werden denn auch als weiterer Grund für den steigenden Aktienkurs bei Barry Callebaut in den vergangenen Wochen gesehen.
Barry Callebaut hat aber auch ganz allgemein davon profitiert, dass Anleger bei unsicheren Märkten wieder mehr in Werte wie jene von Nahrungsmittelherstellern gehen. So hat auch die Nestlé-Aktie dem Abwärtstrend standgehalten. Bei Barry Callebaut kommt dazu, dass der weltweite Schokoladenkonsum zunimmt, vor allem in den Schwellenländern, und damit einen Wachstumsmarkt darstellt. Genauso dürfte das Unternehmen weiterhin vom Trend zum Outsourcing profitieren.