Der Dollar ist die globale Leitwährung. Über 50 Prozent aller Devisenreserven werden in der US-Währung gehalten, meist über US-Staatsanleihen. Diese Reserven werden hauptsächlich von Notenbanken, aber auch von Privatfirmen und Sparern gehalten, die ihrer Landeswährung möglicherweise weniger vertrauen.

Wer Gold besitzt, hortet im Grunde den Gegenwert in Dollar, da der Goldpreis weltweit in Dollar berechnet wird. Das gilt auch für andere Rohstoffe wie Rohöl. Für die Währung bedeutet dies: Mit jeder Feinunze Gold und jedem geförderten Fass Öl werden praktisch weitere Dollar aus dem Boden geholt.

Der Dollar-Index, der den Wert des Dollars gegenüber einem Währungskorb misst, zeigt seit 2008 einen Aufwärtstrend. Seit Januar 2022, als der Index den höchsten Stand seit 2001 erreichte, ist jedoch ein Wertverlust von knapp 10 Prozent zu verzeichnen. Es sind wieder warnende Stimmen zu hören, die vor einer Entdollarisierung der Weltwirtschaft sprechen, was die US-Währung unter Druck setzen könnte.

US-Verschuldung und Haushaltsdefizit

Laut einem kürzlich durchgeführten Webinar von JPMorgan Research ist die Entdollarisierung nur insoweit ein Problem, wie es die USA zulassen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass die grösste Bedrohung für die Dominanz des Dollars die wachsende US-Verschuldung und die Haushaltsdefizite sind, die die Verantwortlichen in Washington angehen könnten. Dies berichtet die Finanznachrichtenplattform Markets Insider.

«Die grösste Herausforderung für die Dominanz des US-Dollars sind die USA selbst angesichts der steigenden Staatsverschuldung und der hohen Haushaltsdefizite», heisst es in einer Notiz von JPMorgan, die das Webinar zusammenfasst. Die Nachfrage aus dem Ausland nach US-Schatzpapieren stärkt die internationale Stellung des Dollars, da ausländische Investoren die Währung benötigen, um US-Schulden zu erwerben. Im Dezember 2023 entfielen laut der Peter G. Peterson Foundation 29 Prozent der öffentlichen Bundesschuldtitel auf ausländische Inhaber.

Dies könnte sich jedoch ändern, wenn Bundesanleihen ihre Anziehungskraft verlieren, warnen einige Experten. Obwohl Staatsanleihen aufgrund ihres Rufs als sicherer Hafen attraktiv sind, äussern mehrere Analysten die Sorge, dass diese Attraktivität gefährdet ist. Seit der Pandemie sind die Ausgaben der USA stark gestiegen, und das derzeitige Defizit liegt bei etwa 6 Prozent des BIP - deutlich über dem 50-jährigen Durchschnitt von 3,7 Prozent.

Laut den neuesten Regierungsprognosen wird die Schuldenquote bis 2034 von 97,3 Prozent im letzten Jahr auf 122,4 Prozent ansteigen. Je höher diese Quote ist, desto schwieriger wird es für die USA, ihre Schulden zu bedienen. Experten warnen, dass Washington bei Fortsetzung dieses Trends bereits in 20 Jahren ein Zahlungsausfall drohen könnte.

Grössere Gefahr unter Trump-Regierung?

Mark Sobel, ein ehemaliger Ökonom des Finanzministeriums, der am Webinar teilnahm, warnte, dass die USA ihre «gigantischen Defizite» in den Griff bekommen müssen, um eine nachhaltige Finanzpolitik zu gewährleisten. In früheren Kommentaren hat er darauf hingewiesen, dass diese Gefahr unter einer Trump-Regierung noch grösser werden könnte.

Darüber hinaus betonten die Experten des Webinars, dass der handelsgewichtete Dollar nach praktisch allen langfristigen Massstäben überbewertet ist. Die robuste US-Wirtschaft, attraktive Renditen und grosse Kapitalzuflüsse haben laut JPMorgan in den letzten zehn Jahren zu einer handelsgewichteten Aufwertung des Dollars um 30 Prozent geführt.

ManuelBoeck
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