Im Bereich digitaler Währungen herrscht Goldgräberstimmung. Laufend kommen neue Anwendungen und mit ihnen neue Währungen auf den Markt. 820 waren es am Freitagmittag,  wie eine Auflistung bei coinmarketcap.com zeigt. Zusammen kommen sie auf einen Wert von 95 Milliarden Dollar:

Der Wert aller Kryptowährungen (Quelle: coinmarketcap, Stand 21.07.17)

Allen Kryptowährungen gemeinsam ist die Verwendung der Blockchain: Eine grosse Datenbank, die nicht auf einem einzigen Server liegt, sondern dezentral auf viele Rechner verteilt ist. Gemeinsam haben sie auch eine beeindruckende Wertvermehrung in den letzten Monaten, begleitet von hoher Volatilität.

Das lockt private und professionelle Investoren an: Inzwischen gibt es einige Anlagevehikel, die auf Kryptowährungen setzen. Zertifikate, Hedgefonds und ETF (die noch vor der Zulassung stehen). Der günstigste und direkteste Weg ist aber immer noch das Kaufen und Verkaufen der Währung. Ein Überblick über die grössten und liquidesten Kryptowährungen:

Bitcoin (45,2 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung)

Die Mutter der digitalen Währungen ist immer noch am grössten, bekanntesten und am meisten verbreitet. Entwickelt wurde Bitcoin, um Online-Zahlungen schnell und günstig durchzuführen – basierend auf einer dezentralen Datenbank (die sogenannte Blockchain). Bitcoin ist auch jene Kryptowährung, die im "physischen" Zahlungsverkehr zunehmend Verbreitung findet. Auch in der Schweiz gibt es Geschäfte, die Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. 

Ob sich Bitcoin als neues Geldsystem durchsetzen wird, ist fraglich. Kritiker monieren vor allem Kapazitätsengpässe. Ein Softwareupdate soll diesbezüglich Abhilfe schaffen, stellt aber auch den Zusammenhalt innerhalb der Bitcoin-Gemeinschaft auf die Probe. Auch die hohe Volatilität ist ein Problem. Nicht selten schwankt der Bitcoinkurs innerhalb eines Tages um 10 Prozent oder mehr. 

Wertzuwachs 2017: +182 Prozent

Ethereum (21,9 Milliarden Dollar)

Im Unterschied zu Bitcoin will das Ethereum-Netzwerk nicht das Finanzsystem abschaffen, sondern eine neue Struktur für das Internet erschaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die Dezentralisierung weg von grossen Servern. In der Konstruktionsweise von Ethereum liegt viel Hoffnung, sodass die eigene Währung namens Ether jüngst immer wieder grosse Kurssprünge machte.

Der rasante Aufstieg von Ether hat etlichen Leuten zu Reichtum verholfen, verleitet aber auch zu Missbrauch (siehe Ethereum Classic). Eben erst wurden durch einen Hackerangriff 153‘000 Ether im Wert von rund 32 Millionen Dollar gestohlen.

Wertzuwachs 2017: +2814 Prozent

Ripple (7,2 Milliarden Dollar)

Im Mittelpunkt von Ripple steht eine Technologie, um den Austausch digitaler Vermögenswerte in Echtzeit zu ermöglichen. Die Website btc-echo.de bezeichnet Ripple auch als "Bitcoin für Banken", weil Finanzinstitute damit Transaktionen, zum Beispiel im Devisenhandel schnell, günstig und fälschungssicher vornehmen können. Bereits sind einige grosse Banken (darunter UBS, Santander oder Mitsubishi UFJ) dem Ripple-Netzwerk beigetreten.

Die zugrunde liegende Währung mit dem Kürzel XRP kann genutzt werden, um Vermögenswerte im Netzwerk hin- und herzuschieben. Die Coins können aber auch als Investment gehalten werden. Mit knapp 0,2 Dollar ist Ripple zudem eine der günstigsten Kryptowährungen.

Wertzuwachs 2017: +2586 Prozent

Litecoin (2,4 Milliarden Dollar)

In technischer Hinsicht ähnelt die Internetwährung Litecoin stark Bitcoin: Ein dezentrales Netzwerk verwaltet alle Transaktionen. Im Unterschied zu Bitcoin hat Litecoin einige technische Hürden bereits überwunden und funktioniert zum Beispiel schneller. Eine Bitcoin-Transaktion dauert etwa zehn Minuten, bei Litecoin sind es 2,5. Als Ende Juni etliche Digitalwährungen stark einbrachen, konnte sich Litecoin aus diesen Gründen vergleichsweise gut halten.

Wertzuwachs 2017: +974 Prozent

Ethereum Classic (1,5 Milliarden)

Nachdem ein Hacker im letzten Jahr 50 Millionen Dollar aus dem Ethereum-Netzwerk abzweigen konnte, wurde eine neue Version der Blockchain aufgesetzt. Die ursprüngliche Version läuft aber immer noch und wird nun "Ethereum Classic" genannt. 

Wertzuwachs 2017: +1299 Prozent

Dash (1,4 Milliarden Dollar)

Auch Dash ist eine Weiterentwicklung von Bitcoin, zum Beispiel im Bereich Geschwindigkeit und Anonymität. Zusammen mit Bitcoin, Ethereum, und anderen Digitalwährungen ist Dash zudem Teil von Blockpay. Das Startup ermöglicht Transaktionen im Detailhandel. Anders als bei Kreditkarten müssen Händler hier keine Gebühren zahlen. Auch spannend: Dash (wie auch Bitcoin) sind in Venezuela als Alternative zur Krisenwährung Bolivar beliebt.

Wertzuwachs 2017: +1583 Prozent

NEM (1,4 Milliarden Dollar)

Die Abkürzung geht zurück auf den Ausdruck "New Economic Movement". Denn NEM versteht sich als mehr als eine Kryptowährung. Es ist zum Beispiel auch ein verschlüsselter Nachrichtendienst. Zentral ist die Idee des "Proof of Importance": Jedes NEM-Konto erhält einen Wichtigkeitswert, der je nach Kontostand, Aktivität und Interaktionen steigen oder fallen kann. Dadurch soll die Umlaufgeschwindigkeit der Währung erhöht werden.

Wertzuwachs 2017: +3873 Prozent