Frau von Veltheim, der Referenzzinssatz ist erstmals gestiegen. Wie viele der Mieterinnen und Mieter in Wohnimmobilien der Schweizerischen Post müssen diesen Herbst mit einer Mietzinserhöhung rechnen?
Nadia von Veltheim: Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen: Klar ist, die Mietzinsgestaltung der Post für Wohnungen richtet sich nach den gesetzlichen Vorgaben. Und als Unternehmen des Service public sind wir uns unserer sozialen Verantwortung sehr wohl bewusst und werden auch weiterhin bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen.
Als Staatsbetrieb steht die Post – wie auch die SBB – unter Druck, für bezahlbaren Wohnraum in den Städten zu sorgen. Kommen Sie diesem Wunsch aus der Gesellschaft bei Ihren aktuellen Bauvorhaben für Wohnimmobilien nach?
Ja, das liegt mir sehr am Herzen. Die politischen Forderungen erfüllen wir sowieso in allen Projekten. Post Immobilien hat sich in ihrer Portfoliostrategie zudem selbst das Ziel gesetzt, zukünftig einen Teil der neu gebauten Wohnungen als preisgünstigen Wohnraum anzubieten. Und das auch, wenn keine expliziten politischen Vorgaben bestehen.
Aktuell sind rund 25 Objekte von Post Immobilien zum Verkauf ausgeschrieben. Ist das Interesse an diesen Wohnungen und Häusern gesunken, seit die Hypothekarzinsen gestiegen sind?
Ja, wir verkaufen dieses Jahr tatsächlich rund 25 kleine Stockwerkeinheiten, die wir postalisch nicht mehr nutzen. Bei diesen Objekten ist der Effekt der Hypothekarzinserhöhungen weniger direkt spürbar. Unsere Strategie sieht einen restriktiven Umgang mit Verkäufen vor: Grundsätzlich verkaufen wir keine betriebsnotwendigen Immobilien. Liegenschaften an guten Lagen verkaufen wir nur in Ausnahmefällen. Wir prüfen jeden Verkauf von Immobilien sehr sorgfältig. Verkäufe werden in erster Linie getätigt bei Objekten, die für unser Portfolio nicht interessant sind, etwa Stockwerkeigentum in ländlichen Regionen, das wir postalisch nicht mehr nutzen.
Die Post vermietet auch viele Büroräumlichkeiten. Ist die Vermietung anspruchsvoller geworden, weil Unternehmen wegen Homeoffice auf Flächen verzichten?
Der Büroflächenmarkt ist bekanntermassen ein relativ volatiler Markt. Unsere Flächen sind häufig mit Gewerbe- oder Verkaufsnutzungen gekoppelt und verhältnismässig klein. Allerdings ist die Vermietung von grossen Büroflächen tatsächlich schwieriger geworden, und wir setzen vermehrt auf unkonventionellere Ansätze wie beispielsweise Kleinbüros mit gemeinsam genutzten Räumen oder Co-Working-Spaces. An den gut erschlossenen zentralen Lagen ist die Nachfrage jedoch nach wie vor hoch und wir haben keine Mühe, diese Büroflächen zu vermieten, etwa im Postparc in Bern.
Das Postnetz ist unprofitabel. Wird ein Teil der Filialen deshalb in gewöhnliche Wohn- oder Geschäftsliegenschaften umgewandelt?
Unser Filialnetz ist mit seinen rund 800 Filialen stabilisiert. Wenn aber in Einzelfällen Räumlichkeiten einer Filiale frei werden, prüfen wir eine Alternativnutzung. Sofern das Grundstück und die Lage geeignet sind, prüfen wir auch das mögliche Entwicklungspotenzial.
Wie werden sich die Preise für Renditeliegenschaften in den nächsten eineinhalb Jahren entwickeln?
Unser Portfolio besteht zum grössten Teil aus Betriebsliegenschaften (Paket- und Briefzentren, Filialen und so weiter) und weniger aus Renditeliegenschaften. Wir gehen im Moment von einer – lokal unterschiedlichen – leicht negativen Marktkorrektur aus.
Nadia von Veltheim leitet seit Anfang 2020 als CEO von Post Immobilien das Gebäudeportfolio des Transportkonzerns. Zuvor war die Betriebsökonomin mit einem Master of Real Estate Management die Immobilienchefin beim Discounter Lidl Schweiz.
Nadia von Veltheim beantwortete die Fragen schriftlich.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Handleszeitung.ch unter dem Titel: "Wir werden weiterhin bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen".