Der Franken ist letzte Woche auf ein Rekordhoch zum Euro gestiegen. Auch gegen den Dollar und fast alle anderen Währungen befindet sich der Franken wieder auf dem Vormarsch.
Das sind per se keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Der Franken wertet sich seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten gegen die wichtigsten Devisen der Welt auf. Für diese Währungsstabilität erntet die Schweiz international oft Bewunderung, bisweilen aber auch Neid.
Eine «starke» Währung wie der Franken ist grundsätzlich eine Auszeichnung für ein Land oder einen Währungsraum. Sie zeugt von hohem Vertrauen in den Produktionsstandort, in die wirtschaftliche Resilienz, in das politische System. Daher ist der Franken bei Krisen und politisch bedingten Schocks jeweils als «Safe Haven» gesucht. Dazu kommen die jahrelang tiefe Inflation und ein grosser Aussenhandelsüberschuss der Schweiz.
Die Geschichte des starken Frankens ist aber auch eine Geschichte von teils heftig klagenden Exporteuren und Touristikern. Die Bedenken und Ängste sind auch jetzt wieder zu hören. Denn in der Schweiz hergestellte Produkte verteuern sich im Ausland gegenüber der Konkurrenz. Die Quartalsresultate von Schweizer Firmen mit hohem Exportanteil sind wegen der Währungseinflüsse eingetrübt - kommt dazu, dass sich derzeit eine allgemeine Wirtschaftsschwäche und damit Auftragsschwund breit machen.
Wird die festere Landeswährung nun zum Sorgenkind für die Schweiz? Zumal beim Franken wegen des Nahost-Konflikts weiterer Aufwertungsdruck besteht?
Nein. Die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zeigt, dass sich die Schweizer Wirtschaft an neue Währungsrealitäten angepasst hat. Kostensenkungen, Produktivitätssteigerungen, Restrukturierungen: Es mag paradox tönen, aber der Druck des starken Frankens hat viele Schweizer Firmen agiler und schlussendlich wettbewerbsfähiger gemacht.
Die letzte grössere Wirtschaftskrise in der Schweiz liegt 15 Jahre zurück - und hatte nicht eine Frankenstärke als Grund, sondern war eine Folge der Verwerfungen an den Finanzmärkten. Mehr noch: Seit dieser Finanzkrise hat sich der Franken gegen den Euro auf Basis der Wechselkurse um fast 50 Prozent aufgewertet. Einen heftigen Wirtschaftsabschwung haben wir in der Schweiz seither nicht notiert. Eine Krise traf nicht einmal nach der hauruckartigen Aufhebung der Kursuntergrenze im Januar 2015 ein, als der Franken gegen den Euro zeitweise durch die Decke ging.
Nicht vergessen dürfen wir, dass der starke Franken auch Vorteile bringt. Firmen, die es können, kaufen ihre Ware billig im Ausland ein. Wichtiger noch: Die tiefe Inflation in der Schweiz, die auch ein Resultat der harten Landeswährung ist, hält die Kostensteigerungen in Grenzen.
Der Inflationsbekämpfung mithilfe einer festen Währung misst die Schweizerische Nationalbank derzeit höchste Priorität zu. Es deutet wenig darauf hin, dass die SNB ausländische Devisen kauft, um den Franken an den Märkten wieder zu schwächen. Man sollte davon ausgehen, dass die Schweiz auf einen noch stärkeren Franken zusteuert. Wir werden damit leben können.
4 Kommentare
Solange die Inflation im Euro-Raum hoeher als in CH ist, wird sich der Euro weiter abwerten. Real ist da nicht viel passiert. Die SNB braucht deshalb nichts zu machen und ist zudem froh, dass der importierte Teil der Inflation so minimal ist.
Als 2015 der Franken nach oben schoss, versprach die Politik die Unternehmen von Kosten zu entlasten. Das hat man dann unterlassen.
Meines Erachtens gibt es viele für Unternehmen sinnlose Kosten wie Schwerverkehrsabgabe, Parkregimes, VOC Abgabe usw. die sinnlos die Kosten der Unternehmen erhöhen.
Letzthin fand ich in meinem Portemonnaie einen Silber-Einfränkler, Jahrgang, glaub ich, 1887. Ich werde ihn darin lassen. Zur Stärkung meines Glaubens an die Schweiz. Ausser ich gebe ihn aus Versehen wieder aus.
Ein Franken ist ein Franken. 1887 wie 2023. Wo gibt es das noch auf der ganzen Welt?
Es ist neben anderen genauso wichtigen wirtschafts- und staatspolitischen Grundsatzfragen nicht zuletzt die Entwicklung im Währungsbereich der Grund, dass mir jegliches Verständnis zunehmend fehlt, wenn auch aus Unternehmerkreisen der Ruf nach engerer EU-Anbindung nach wie vor laut wird.
Mit keinem anderen Land bestehen nämlich seitens der EU in Handelsverträgen Übernahme-Verpflichtungen in allgemein-rechtlichen Belangen.