Mit der Glarner Kantonalbank (GLKB) hat erstmals eine Anbieterin von Robo Advisor das Angebot "investomat.ch" zurückgezogen (cash berichtete). Diese automatisierte, von Algorithmen gesteuerte Anlagestrategie hat in der Schweiz noch wenige Kunden.

Der mutmasslich grösste Anbieter Swissquote hatte nach eigenen Angaben Mitte 2019 im eigenen Robo Advisor 225,8 Millionen Franken an Vermögen unter Verwaltung. Dies befindet sich im Promillebereich dessen, was in der Schweiz an Vermögen verwaltet wird. Robos besetzen eine sehr kleine Nische.

Die Skepsis gegenüber dem Angebot zeigt sich in einer Onlineumfrage von cash.ch, an der über 2000 Personen teilgenommen haben. Nur 30 Prozent der Leserinnen und Leser sind der Ansicht, diese Anlageform verdiene einen festen Platz in der Vermögensverwaltung. Der Rest will lieber selber anlegen oder dies unter Mithilfe eines Bankberaters tun.

Nun sind cash-Leser traditionell auch Privatanleger, welche in der Verwaltung ihres Vermögens gerne selbst den Takt angeben. Hier zeigt sich eine Schwäche, welche Robo Advisor in der öffentlichen Wahrnehmung haben: Man muss das Produkt, das in der Regel auf einer breiten Diversifizierung mittels kostengünstiger Exchange Traded Funds (ETF) basiert, gut verstehen, um Vertrauen in die Strategie gewinnen zu können. Gleichzeitig soll der Kunde aber ausser dem Einzahlen von Anlagebeträgen nichts selbst machen. Umgekehrt: Wer sich wenig mit Anlagen auskennt, wird grössere Mühe haben, einem automatisierten System zu vertrauen. 

Wer sich wiederum etwas mit ETF auskennt, kann alternativ selber ein Portfolio zurechtlegen, und dies günstiger als beim Robo Advisor: Passive Anlageprodukte gibt es heute mit einer Gebühr von 0,1 bis 0,2 Prozent des angelegten Vermögens. Schweizer Robo Advisor kosten ab 0,5 Prozent aufwärts.

Kritik an der Technologie

In den USA etwa sind die Kosten für Robo Advisor tiefer. Die Gebühren weisen viele Anbieter 0,25 Prozent aus, wobei es auch noch günstigere Angebote gibt. Aber auch anderweitig scheinen die "Anlageroboter" in den USA ein besseres Image zu haben. In Zuschriften, welche die cash-Redaktion erreichte, schreiben Leser von einer wesentlich besseren Technologie, die in den USA verwendet werde.

Teilweise setzten die Anbieter hier auf eine veraltete Technologie, während in den USA bereits künstliche Intelligenz in fortgeschrittenem Entwicklungsstadium als Entscheidungshilfe für die Anlagetätigkeit eingesetzt werde. Andererseits muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass ein Teil des Geschäftsmodells der Schweizer Robo Advisor ist, neben der Vermögensverwaltung auch ihre Technologie weiterzuverkaufen.

Automatisierung hat dennoch Zukunft

Wie profitabel die US-Robos sind, ist aber wieder eine andere Frage, wie folgender Tweet deutlich zu machen versucht:

Eine Tatsache bleibt derzeit, dass Robo Advisor in den USA, aber auch in Grossbritannien und Deutschland schon besser etabliert sind als in der Schweiz. Die Zukunft des Produkts in der Schweiz wird dennoch nicht in Frage gestellt.

Der Luzerner Finanzprofessor und Digitalisierungsexperte Andreas Dietrich sagte zur Nachrichtenagentur AWP, es werde in Zukunft mehr hybride Modelle geben. Das persönliche Gespräch mit dem Bankberater bleibt, aber das Anlegen wird vermehrt automatisiert.

Gänzlich abgeneigt sind Schweizer Kundinnen und Kunden von Banken den Digitalisierungsangeboten nicht. Die GLKB, die ihren Robo Advisor abstellt, verzeichnet gleichzeitig eine anhaltende Beliebtheit beim Online-Hypothekenangebot "Hypomat".