Nach einem rekordhohen Zuwachs im Jahr 2021 sind die geschätzten globalen Vermögen vergangenes Jahr weltweit um 2,4 Prozent geschrumpft. Es ist der erste Rückgang seit 2008 und teilweise auf die Aufwertung des Dollars zurückzuführen.
Insgesamt besitzen alle Privathaushalte zusammen Immobilien, Wertschriften und andere Vermögenswerte im Umfang von 454,4 Billionen Dollar – oder 454’400 Milliarden.
Das zeigt der jährliche "Global Wealth Report" der Credit Suisse, der neu unter dem Namen des Mutterhauses UBS publiziert wird.
Der Bericht wurde am Dienstag von CS-CIO Nannette Hechler-Fayd’herbe gemeinsam mit UBS-Chefökonom Paul Donovan in einem Webinar der UBS vorgestellt. Es war der erste gemeinsame Auftritt der UBS und der CS auf Ebene des Research und damit auch das erste sichtbare Ergebnis der laufenden Integration.
Der CS-Wealth-Management-Report passt perfekt zur neuen UBS, welche sich schon vor der CS-Übernahme als grösste Vermögensverwaltungsbank der Welt bezeichnete.
Der grösste Teil der Vermögen konzentriert sich nach wie vor in den USA, gefolgt von Europa und China, wo sich über die letzten Jahre ein Vermögen von über 80 Billionen Dollar angehäuft hat.
Europa und Nordamerika waren aber auch jene Regionen, in denen die Vermögen 2022 am stärksten gesunken sind. Insgesamt 11 Billionen lösten sich durch die fallenden Kurse bei Aktien und Obligationen und die Korrektur am Immobilienmarkt 2022 in Luft auf.
Ein regionaler Ausreisser war Lateinamerika. Dort sind die Vermögen um 2,4 Milliarden gestiegen, unterstützt durch eine Aufwertung der wichtigen Währungen. Die grössten Vermögenszuwächse auf Länderebene konnten Mexiko, Indien und Brasilien erzielen, aber auch Russland, was wohl mit der letztjährigen Rubelaufwertung zu tun haben dürfte. Damit ist aber Schluss und der Rubel ist so schwach wie seit März 2022 nicht mehr.
Schweiz mit schiefer Verteilung auf Rang eins
In Bezug auf das Vermögen pro Erwachsenen liegt die Schweiz weiterhin an der Spitze mit 685’230 Dollar, gefolgt von den USA, Hongkong, Australien und Dänemark.
Das hat vor allem mit den wenigen Superreichen zu tun, die den arithmetischen Mittelwert nach oben ziehen.
Beim Medianvermögen liegt die Schweiz mit 167’000 Dollar nur auf Platz 6. Diese Kennziffer bedeutet, dass die Hälfte der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer mehr als 167’000 Dollar Vermögen haben, die andere Hälfte weniger. In Belgien, der Nummer 1, liegt dieser Medianwert bei 250’000, in den USA bei 107’000 Dollar.
Den grössten Vermögensverlust pro Erwachsene verzeichneten 2022 Schweden und Neuseeland. Zulegen konnten Norwegen, Singapur und die Vereinten Arabischen Emirate.
Mit dem Rückgang der Vermögenswerte hat sich auch die Vermögensschere etwas reduziert. Der Anteil der reichsten 1 Prozent am globalen Vermögen fiel auf 44,5 Prozent, ist damit aber immer noch über dem Niveau von vor der Pandemie.
Die Zahl der Dollar-Millionäre sank um 3,5 Millionen auf 59,4 Millionen. Diese Zahl berücksichtigt jedoch nicht die 4,4 Millionen "Inflationsmillionäre", die bei einer Anpassung des entsprechenden Schwellenwerts an die Inflation im Jahr 2022 nicht mehr als Millionäre erfasst würden.
Rosiger Ausblick
In den nächsten fünf Jahren dürfte das globale Vermögen um rund 40 Prozent zunehmen, schätzen die Autorinnen und Autoren des Berichts.
Die Zahl der Millionäre soll von rund 60 auf 86 Millionen klettern, während die Zahl der Ultrareichen (UHNWI) auf 372’000 zunehmen dürfte. Für die UBS sind das schöne Aussichten.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Handelszeitung.ch unter dem Titel: "Zinswende und Dollarstärke lassen die Vermögen schmelzen".