Zur offiziellen Inbetriebnahme werden erneut Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwartet. LNG spielt eine wichtige Rolle bei den Bemühungen Deutschlands, unabhängig von russischen Erdgaslieferungen, die seit letztem Jahr weitgehend der Vergangenheit angehören, zu werden. Die Bundesregierung und diverse Unternehmen treiben Pläne für LNG-Terminals hierzulande voran. Es folgt eine Übersicht über die wichtigsten Projekte.

Schwimmende LNG-Terminals

Die Bundesregierung hat fünf schwimmende LNG-Terminals (Floating Storage and Regasification Units, FSRU) gechartert. Diese Spezialschiffe sollen das gekühlte Flüssiggas von anderen Schiffen entgegennehmen und in seinen ursprünglichen gasförmigen Zustand umwandeln, mit dem es ins deutsche Gasnetz eingespeist wird. Jeder FSRU hat eine Kapazität von mindestens fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr - etwa fünf Prozent des deutschen Jahresverbrauchs beziehungsweise zehn Prozent der bisherigen Lieferungen aus Russland. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Kosten von 2022 bis 2038 auf bis zu 9,7 Milliarden Euro beziffert.

Lubmin/Ostsee

Der Terminal "Deutsche Ostsee" ist hierzulande der erste komplett privat finanzierte schwimmende Flüssiggas-Terminal. Nach den Plänen des Konsortiums Deutsche ReGas soll die Anlage eine Jahreskapazität von bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter haben. Der Pipeline-Betreiber Gascade hatte am 25. November den Anschluss an das Pipeline-Netz im Festland, an die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL) und die Ostsee Pipeline Anbindungsleitung (OPAL), fertiggestellt.

In Lubmin soll in diesem Jahr zudem ein von der Bundesregierung gemietetes FSRU zum Einsatz kommen.

Wilhelmshaven

Der Energiekonzern Uniper bringt hier im Auftrag der Bundesregierung LNG mit einem FSRU an Land. Die erste schwimmende Anlage mit dem Namen "Höegh Esperanza" war Mitte Dezember in Wilhelmshaven eingetroffen.

Ebenfalls in Wilhelmshaven wollen der Energiekonzern E.ON, die Investoren Tree Energy Solutions (TES) und der französische Versorger Engie im Auftrag der Bundesregierung eine schwimmende Anlage betreiben, die zu Beginn der Heizsaison 2023 in Betrieb gehen kann. Hierbei wird ein für fünf Jahre gechartertes FSRU des Unternehmens Excelerate Energy eingesetzt. TES will in Wilhelmshaven ab 2025 auch einen Wasserstoff-Terminal an Land in Betrieb nehmen.

Brunsbüttel

Der Energiekonzern RWE ist Hauptinvestor der Projektgesellschaft Elbehafen LNG, die im Auftrag der Bundesregierung ein FSRU betreiben soll. Die Anlage soll Anfang 2023 in Betrieb gehen. RWE hatte im September mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) eine Vereinbarung geschlossen. Ab 2023 soll ADNOC nach einer Grundsatzvereinbarung LNG nach Deutschland liefern - zum einen über den schwimmenden Terminal und zusätzlich über andere Wege. RWE, der niederländische Pipeline-Betreiber Gasunie und die deutsche Staatsbank KFW haben zudem eine Grundsatzentscheidung für den Bau eines festen LNG-Terminals in Brunsbüttel mit einer Kapazität von rund acht Milliarden Kubikmeter unterzeichnet. Baubeginn könnte dieses Jahr sein und die Inbetriebnahme 2026. Der Energiekonzern Shell hat die Abnahme bestimmter Mengen zugesagt. Langfristig soll das Terminal für den Import von grünem Wasserstoff beziehungsweise Wasserstoffderivaten wie Ammoniak umgerüstet werden.

Stade

Im Hafen der Stadt an der Elbe soll Ende 2023 ein FSRU anlegen und im Auftrag der Bundesregierung von dem Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) betrieben werden. HEH will auch einen festen Terminal errichten. Zu der Gruppe gehören der belgische Netzbetreiber Fluxys, der Investor Partners Group, der Logistik-Konzern Buss und der Chemiekonzern Dow. Der Karlsruher Versorger EnBW will jährlich drei Milliarden Kubikmeter abnehmen. Eine Investitionsentscheidung wird in der Mitte dieses Jahres erwartet. In Betrieb könnte die feste Anlage 2026 gehen.

(Reuters)