Noch nie sind die Märkte so schnell so stark eingebrochen wie vor einem Jahr. Die Börse sackte innerhalb von 23 Handelstagen um 35 Prozent ab: Der Corona-Crash war höchstens vergleichbar mit dem Krach von 1987.
Aussergewöhnlich war auch die darauffolgende Erholung, vor allem in den USA. Diese wurde befeuert durch die Reaktion der Notenbanken und Regierungen – mit massiven geldpolitischen und Konjunkturmassnahmen. Die schnelle Entwicklung von Impfstoffen beflügelte die Börsen dann gegen Ende des Jahres weiter.
Dieses "wirklich bemerkenswertes Jahr an den Finanzmärkten", wie Richard Kersley es nennt, haben der Leiter des Forschungsbereichs Globale Märkte bei der Credit Suisse zusammen mit der London Business School untersucht. Im "Global Investment Returns Yearbook 2021" tragen sie die historische Entwicklung verschiedener Geldanlagen zusammen.
Aktien, Anleihen und Schatzwechsel
Doch was ist langfristig die beste Geldanlage? Ungeschlagen sind Aktien: Seit 1900 haben sie jährliche Renditen von 5,3 Prozent (in US-Dollar) beziehungsweise 4,4 Prozent (global) erzielt. Damit lagen sie deutlich vor Staatsanleihen mit 2,1 Prozent beziehungsweise 3,1 Prozent und Schatzwechseln – also kurzfristige Geldmarktpapiere – mit 0,8 Prozent.
Die Schweiz ist weltweit einer der besten Märkte für Staatsanleihen-Anleger: Die Realrendite liegt hier bei 3,1 Prozent in US-Dollar und bei 2,4 Prozent in Franken. Hinzu kommt, dass die Inflationsrate hierzulande auf sehr lange Sicht – also seit 1900 – mit 2,1 Prozent die niedrigste der Welt ist. Was sich positiv auf die Realrenditen und -zinsen auswirkt.
Die Risikoprämien für Aktien schätzen die Experten im jüngsten "Global Investment Returns Yearbook" künftig auf 3,5 Prozent. Das heisst, Aktienanleger dürften ihr Geld im Vergleich zu kurzfristigen Staatsanleihen in 20 Jahren zu verdoppeln.
Grösster Aktienmarkt der Welt ist mit grossem Abstand die USA: Mehr als die Hälfte des Börsenwerts, in den Einzelanleger investieren können, stammt von amerikanischen Unternehmen. Zum Vergleich: Zweitgrösster Markt ist Japan mit 7,4 Prozent aller Aktien weltweit, gefolgt von China mit rund 5 und Grossbritannien mit rund 4 Prozent. Schweizer Papiere machen 2,6 Prozent des globalen Aktienmarkts aus.
Babyboomer profitierten, Generation Z verliert
Vor allem in den 1980er und 1990er Jahren profitierten Anleger von hohen Renditen. Seither liegen die realen Aktienrenditen unter ihren historischen Durchschnittswerten, trotz der starken Erholung seit 2009 und der erfolgreichen Bewältigung des Pandemie-Crashs.
"Die Baby-Boomer-Generation profitierte von der hervorragenden Performance weltweiter Aktien, Anleihen und gemischter Portfolios. Ihre Enkelkinder der Generation Z blicken einer Zukunft mit weitaus geringeren erwarteten Anlagerenditen entgegen", sagt Paul Marsh von der London Business School.
In einer Sache sind sich die Experten sicher: Renditen wie in der Vergangenheit werden künftige Generationen nicht mehr sehen. Schuld daran sind die niedrigen Zinsen: "Unsere Forschung zeigt, dass niedrige Realzinsen niedrige reale Vermögensrenditen ankündigen", sagt Paul Marsh.
Für künftige Anleger wird eine Welt mit geringer Rendite zum Problem, schätzen die Autoren. Zumal Obligationenrenditen in Zukunft sogar negativ sein werden, in vielen Ländern sind sie es bereits. Kombiniert mit Aktien versprechen Anleihen dennoch einen Ertrag.
Schwellenländer holen auf
Besonderes Augenmerk schenken die Autoren den Schwellenländern, welche sie Anlegern zur Diversifizierung ihres Portfolios ans Herz legen, da die Aktien aus diesen Gegenden künftig noch wichtiger werden dürften.
"Vor gerade einmal 20 Jahren bildeten Schwellenländer nur einen winzigen Anteil an der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung. Heute repräsentieren sie fast ein Sechstel des investierbaren Universums globaler Aktien in Streubesitz", sagt Kersley.
Auf lange Sicht – also in den vergangenen 121 Jahren – schnitten Aktien aus Schwellenländern um insgesamt 1,4 Prozent schlechter ab als die Aktien der entwickelten Märkte. Allerdings: 1960 wendete sich das Blatt. Seither entwickelten sich Schwellenländer-Aktien um etwa 1,5 Prozent pro Jahr besser als jene der entwickelten Märkte.
Ähnlich wie im globalen Markt die USA, so dominiert China mit fast 40 Prozent die Schwellenländer-Aktien. Zusammen mit Südkorea und Taiwan macht das Reich der Mitte etwa zwei Drittel dieses Marktes aus – jene Länder also, welche die Pandemie recht schnell unter Kontrolle brachten. Das sei vielversprechend.
Zudem sei ein diversifiziertes Anlage-Portfolio aus Schwellenländer-Aktien heute nur noch etwas riskanter als Industrieländer-Aktien. Längerfristig rechnen die Experten sogar damit, dass erstere besser abscheiden werden.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf handelszeitung.ch unter dem Titel: "Anlagen: Die Generation Z zählt zu den grossen Verlierern".