Firmen und öffentliche Hand in den USA haben im August etwas weniger Stellen geschaffen als angenommen. Es kamen 142.000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Ökonomen hatten mit 160.000 gerechnet.

Die Daten von Juni und Juli fielen allerdings um rund 86.000 geringer aus als bisher gemeldet. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank im August wie von Ökonomen erwartet auf 4,2 Prozent. «Damit kann es nun keinerlei Zweifel mehr geben, dass die Fed am 18. September die Leitzinswende einleitet», sagte LBBW-Analyst Elmar Völker. «Die Fed hat freie Fahrt für eine geldpolitische Lockerung», sagte auch Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

Ein Stellenzuwachs von rund 100.000 Jobs pro Monat gilt unter Experten als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen. John Williams, der Präsident des Fed-Ablegers von New York, signalisierte bereits eine Zinswende. Da die Wirtschaft nun im Gleichgewicht sei und die Inflation auf dem Weg zu zwei Prozent, sei es angebracht, die strikte Geldpolitik zu lockern und den Leitzins zu senken, sagte Williams laut Manuskript für eine Rede, die er vor einer Versammlung des Council on Foreign Relations in New York halten wollte.

25 oder 50 Basispunkte?

Notenbank-Chef Jerome Powell hat den Arbeitsmarkt jüngst als weiter stark, aber nicht überhitzt bezeichnet. Die Federal Reserve beliess den Leitzins zuletzt in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent und öffnete zugleich die Tür für eine Senkung, die an den Finanzmärkten für September erwartet wird. Zuletzt gab es vermehrt Spekulationen, dass die Fed nicht nur einen Schritt um 0,25 Prozentpunkte wagen könnte, sondern sogar eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte.

LBBW-Experte Völker erwartet nun eine «intensive Debatte» in den Spitzengremien der Fed, ob eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ausreiche, um der Eintrübung der Arbeitsmarktlage hinreichend gerecht zu werden - oder ob 50 Basispunkte nötig seien, um ein klares Signal zu senden.

«Nach den heutigen Zahlen steht diese Entscheidung nach unserer Einschätzung auf Messers Schneide.» Den Ausschlag über die Grösse des Zinsschritts könnten nun die Daten geben, die noch bis zum 18. September veröffentlicht würden - «etwa die Inflationsdaten und die Einzelhandelsumsätze für August».

Viele Experten rechnen derweil mit einem kleineren Schritt. «Argumente für einen grossen Schritt von 50 Basispunkte gibt es unseres Erachtens nicht», sagte Ulrich Wortberg von der Helaba. Auch NordLB-Fachmann Tobias Basse setzt eher auf einen kleinen Zinsschritt. «Die Offiziellen der Fed werden unserer Auffassung nach Augenmass beweisen wollen.» Ein solches Vorgehen würde auch den Dollar grundsätzlich stützen. 

(Reuters)