Givaudan und Sonova gehörten bis vor Kurzem zu den Highflyern des Jahres am Schweizer Aktienmarkt. Bis Ende Oktober legten die Givaudan-Titel knapp 22 Prozent zu und die Sonova-Aktien preschten bis Ende September um über 36 Prozent vor. Seit den jeweiligen Jahreshöchstständen befinden sich nun beide Valoren in einer Abwärtsdynamik, bei der sie einen grossen Teil der Jahresgewinne wieder hergegeben haben.

Die Givaudan-Aktien notieren nun mit einem Jahresgewinn von knapp über 12 Prozent, während sich die Sonova-Titel mit noch knapp 10 Prozent im Plus befinden. Die Abwärtsbewegungen erhalten am heutigen Dienstag neuen Schub. Sonova verliert kurz nach Börsenstart 1,6 Prozent, während Givaudan mit 0,7 Prozent in die Verlustzone rutscht. Zur Einordnung: Der Swiss Market Index notiert mit über 0,7 Prozent im Plus.

Grund für die Gewinnmitnahmen sind Ratingherabstufungen und Kurszielanpassungen. JPMorgan senkt Sonova auf «Untergewichten» - was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt - und legt das 12-Monate-Kursziel bei 224 Franken fest. Das entspricht einem Verlustpotenzial von 25 Prozent gegenüber dem derzeitigen Kursniveau.

Die Herabstufung der Privatbank Van Lanschot Kempen setzt wiederum den Givaudan-Titeln zu. Sie setzen Givaudan ebenfalls auf «Verkaufen» und legen das Kursziel bei 3500 (zuvor: 4000) Franken fest - damit liegt das Abwärtspotenzial bei etwa 10 Prozent.

Die diesjährige Kursentwicklung von Sonova und Givaudan in Franken.

Bei Sonova wird als Grund für eine Herabstufung die derzeitige Überbewertung genannt. Die Titel des Hörgeräteherstellers werden aktuell mit einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 27 gehandelt. Der langjährige Durchschnitt, in dem auch die massive Überbewertung in den Jahren 2020 und 2021 enthalten ist, liegt bei etwa 23,8 - also etwa 12 Prozent tiefer.

Auch im Peer-Vergleich werden die Valoren von Sonova mit einem deutlichen Premium gehandelt. Dieser liegt nämlich deutlich höher als während der Überbewertung von 2020 und 2021.

Für Givaudan setzt Kempen eines der tiefsten Kursziele im Markt. Nur Jefferies sind noch etwas pessimistischer, mit ebenfalls einer Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von 3400 Franken. Als Gründe für die Zurückhaltung werden das bisher phänomenale Wachstum und die damit einhergehende Normalisierung des Umsatzwachstums genannt. Doch auch die Sorge über einen Lagerabbau der Givaudan-Kunden werden zur Begründung der pessimistischen Einschätzung genannt. 

Besonders die Experten von Jefferies befürchten, dass die Kunden des Aromen- und Riechstoffkonzerns während der letzten Jahre die Lager überfüllt haben könnten. Damit wären die hohen Wachstumsraten von Givaudan erklärt. Nun aber besteht die Gefahr eines Abbaus. Dies würde das Umsatzwachstum zusätzlich hemmen.

Mit dieser Meinung stehen die Jefferies- und Kempen-Analysten jedoch fast alleine da. Für Givaudan lassen sich sechs Analysten mit einer Kaufempfehlung und 17 mit einem «Halten» finden. Nur drei Experten raten zum Verkauf, wobei Barclays der dritte im Bunde ist. Der derzeitige Kurszielkonsens der 26 Analysten liegt knapp 7,5 Prozent über dem jetzigen Kursniveau. 

Luca_Niederkofler
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