Noch am Tag vor der Quartalsergebnisveröffentlichung machten bei der Credit Suisse (CS) Gerüchte rund um eine Zahlenenttäuschung die Runde. Dass die Aktie der Grossbank den ganzen Nachmittag über gesucht war und um fast 3 Prozent höher aus dem Handel ging, liess dann aber doch Zweifel an diesen Gerüchten aufkommen.
Zu Unrecht, wie der Zahlenkranz vom frühen Donnerstagmorgen zeigt. Trotz kostenseitigen Fortschritten war es der CS nicht möglich, die rückläufigen Geschäftserträge im dritten Quartal aufzufangen. Gegenüber dem Vorjahr resultierte ein Rückgang der Erträge um 1,7 Prozent, gegenüber dem vorangegangenen zweiten Quartal gar ein Rückgang um gut 12 Prozent. Dabei wurden die Analystenerwartungen verfehlt.
Neben der Schweizer Universalbank steuerte auch die Geschäftseinheit Asien Pazifik weniger als erhofft zum Vorsteuergewinn bei. Die Einheit Global Markets schrieb gar einen Verlust vor Steuern. Einziger Lichtblick, so ist man sich in Expertenkreisen einig, war der erneut sehr starke Nettoneugeldzufluss.
Händler berichten mir von auffälligen Umschichtungen aus den Aktien der @CreditSuisse in jene der beiden Erzrivalinnen @UBS und @juliusbaer. $CSGN $CS $UBSG $UBS $BAER
— cashInsider (@cashInsider) November 1, 2018
Das alleine reicht allerdings nicht aus, damit die CS-Aktie die Kursgewinne vom Vortag halten kann. An der Schweizer Börse SIX verliert sie zur Stunde noch 1,5 Prozent auf 13,02 Franken. Die frühen Tagestiefstkurse liegen gar bei 12,60 Franken. Der cash Insider berichtet von Umschichtungen in Richtung der Aktie der Erzrivalin UBS. Diese gewinnt rund 1 Prozent auf 14,24 Franken.
Capital Markets belastet das Gruppenergebnis
Die Zürcher Kantonalbank zeigt sich leicht enttäuscht vom vorliegenden Ergebnis. Zwar seien die Kosten im dritten Quartal erstmals bei unter 4 Milliarden Franken zu liegen gekommen. Die Erträge seien allerdings schwach ausgefallen. Die CS müsse am diesjährigen Investorentag zeigen, wie sie nach drei Jahren Restrukturierung den Ertrag steigern wolle, so heisst es weiter. Dennoch wird die CS-Aktie vom Bankenanalyst der Zürcher Kantonalbank weiterhin mit "Übergewichten" zum Kauf empfohlen.
Sein Berufskollege bei Baader-Helvea hat mit Capital Markets denn auch einen Hauptschuldigen für die Ergebnisenttäuschung. Die Geschäftseinheit weist für das dritte Quartal überraschend einen Verlust aus. Schuld sind tiefere Erträge, wobei die diesbezüglichen Erwartungen um rund 11 Prozent verfehlt werden. Unter Ausklammerung von Capital Markets bewege sich das Gruppenergebnis hingegen in etwa im Rahmen der Erwartungen, so der Analyst. Auch er rät mit einem Kursziel von 20 Franken zum Kauf der Aktie.
Erfreuliche Fortschritte beim Kernkapital
Der für J.P. Morgan tätige Bankenanalyst kann sich den Quartalsverlust bei Capital Markets nur bedingt erklären. Einen Grund sieht er in der schwachen Entwicklung bei verbrieften Produkten. Seinen Berechnungen zufolge übertrifft der um einmalige Faktoren bereinigte Vorsteuergewinn jedoch die Markterwartungen. Der Analyst hält deshalb an der "Overweight" lautenden Kaufempfehlung sowie am Kursziel von 20 Franken fest.
Zum selben Schluss kommt der Autor eines Kommentars aus dem Hause Barclays. Auch er sieht den bereinigten Vorsteuergewinn über den Markterwartungen liegen. Gleichzeitig begrüsst er die beim Kernkapital erzielten Fortschritte, selbst wenn die Eigenkapitalentwicklung nur leicht besser ausfällt. Die CS-Aktie wird bei Barclays mit "Equal Weight" und einem Kursziel von 15,60 Franken eingestuft.
Die Bank Julius Bär nimmt auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes leichte Anpassungen im Bewertungsmodell vor. Neu lautet das Kursziel für die mit "Reduce" zum Verkauf empfohlene Aktie noch 15,50 (zuvor 16) Franken. Die derzeitige Bewertung lasse sich nur dann rechtfertigen, wenn die Eigenkapitalrendite in den nächsten zwei Jahren in die Nähe der Zielgrösse von mehr als 10 Prozent steige, so heisst es.