Die Verkäufe am Markt für Staatsobligationen haben sich nach der Freitags-Rede von Fed-Chef Jerome Powell intensiviert. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen ist als Folge davon auf 3,47 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Stand seit November 2007. 

Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen gilt als besonders sensibel, was die Investorenerwartungen bezüglich der Zins-Politik der US-Notenbank Federal Reserve betrifft.  Deren Chef Jerome Powell stimmte die Finanzmärkte am Freitag auf einen langen Kampf gegen die ausufernde Inflation ein.

Die Wiederherstellung der Preisstabilität werde für "einige Zeit" eine restriktive Geldpolitik nötig machen, sagte Powell auf dem Zentralbank-Symposium von Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Die Äusserungen wurden als deutliches Signal wahrgenommen, dass die Federal Reserve an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten wird. 

Die Bemerkungen Powells kontrastierten mit einigen Erwartungen von Investoren, die darauf gesetzt hatten, dass die US-Notenbank wegen einer drohenden Rezession auf einen scharfen Zinserhöhungskurs verzichten würde. Die Investoren und Investoren starren nun gebannt auf die Entwicklung der Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen. Sie haben dabei zwei Schwellen im Visier.

Insbesondere Tech-Aktien gefährdet

"Wenn die Renditen wieder auf 3,5 Prozent steigen, wird das die Märkte erschüttern und im Besonderen für Technologieaktien schmerzhaft sein", wird Nancy Tengler, Anlagechefin von Laffer Tengler Investments, bei Bloomberg zitiert. Zum letzten Mal stieg die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen im Juni in die Nähe dieses Werts. 

Falls die Rendite weiter steigt, wird dies grössere Auswirkungen haben: "Wenn wir 4 Prozent erreichen, wird sich der gesamte Aktienmarkt verschieben und neu kalibrieren", ist Tengler überzeugt. 

Diese Schwellen dienen Strategen oft als Orientierung, wie sich Investoren verhalten könnten - und natürlich reagieren die Märkte bei Überschreiten der Marken nicht immer so, wie die Strategen vorausgesagt hatten. Auch die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen, die oft für Prognosen herangezogen wird, hat in den letzten Wochen wieder deutlich angezogen. Sie steht am Montag bei 3,11 Prozent. Anfang August stand sie noch bei 2,57 Prozent. Das Jahreshoch, erreicht am 14. Juni, liegt bei 3,47 Prozent.

Tengler sieht kurzfristig vor allem Probleme auf den Bereich der Tech-Aktien zukommen und empfiehlt, sich von jüngeren, noch unprofitablen Softwareunternehmen fernzuhalten. Auf Sicht der nächsten drei bis fünf Jahre setzt sie auf Cybersicherheitsaktien und Unternehmen mit Cloud-Diensten wie etwa Amazon, Microsoft und die Google-Muttergesellschaft Alphabet. Sie meidet dagegen Social-Media-Unternehmen wie die Facebook-Muttergesellschaft Meta.

(cash)