Gewiss, Schweizer Anlegerinnen und Anleger investieren ihr privates Vermögen vorwiegend in der Heimat. Wenn ausländische Märkte im Fokus stehen, sind dies vor allem die USA, Deutschland und zu einem geringeren Ausmass auch das übrige Europa und die Schwellenländer. Will man an einem bestimmten Markt teilnehmen, kauft man zum Beispiel Indexprodukte wie ETF, also Exchange Traded Funds, die wichtige Indices abbilden.
In einem exotischen Markt zu investieren, ist für die wenigsten interessant. Aber dann, Zimbabwe wäre es gewesen - theoretisch. In den vergangenen Jahren ist es zu einer Regel geworden: Der bestperformende Börsenplatz der Welt ist ein Exot. 2018 war dies das früher Rhodesien genannte Land im südlichen Afrika. Und die Gründe dafür sind schnell gefunden. Die Knappheit ausländischer Devisen im von politischen und wirtschaftlichen Problemen heimgesuchten Land, verbunden mit einer Anleihenkrise, haben Investoren in Aktien getrieben.
Dort wähnen sie den einzig sicheren Ort für ihr Geld. So legte der Index beispielsweise im Oktober innerhalb weniger Tage um 55 Prozent zu - in einem westlichen Land undenkbar. Und so schaffte es Zimbabwe dieses Jahr an die Spitze der MSCI-Länderindices mit einem Plus von fast 120 Prozent. Aber eben, das ist vor allem ein Krisensymptom. In früheren Jahren fiel diese - eher zweifelhafte - Ehre häufiger dem von Wirtschaftschaos, Hyperinflation und Währungsverfall geplagten Venezuela zu.
MSCI-Indices wollen Aktienmärkte abzubilden, beispielsweise von Ländern. Sie unterscheiden sich etwas von den gängigen Indices der lokalen Börsen. Der MSCI Switzerland umfasst anders als der SMI mit seinen 20 Titeln insgesamt 38 Aktien, hauptsächlich Large Caps, aber auch einige mittelgross kapitalisierte Werte. Der MSCI Switzerland hat in Dollar gerechnet 10,5 Prozent nachgegeben. In Franken sind es -9 Prozent.
Weltweit beste und schlechteste MSCI-Indices
Beste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2018 (in Prozent) | Schlechteste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2018 (in Prozent) |
Zimbabwe | +119,7 | Argentinien | -55 |
Katar | +27,7 | Botswana | -42,9 |
Jamaica | +21,2 | Türkei | -42,4 |
Saudi-Arabien | +15,7 | Panama | -42,3 |
Kuwait | +12,8 | Griechenland | -35 |
Kursindices von Large und Mid Caps / Vergleichsdaten in US-Dollar / Quelle: www.msci.com
Bei den weltbesten Börsenplätzen finden sich drei Märkte von der arabischen Halbinsel: Katar, Saudi-Arabien und Kuwait. Ein Treiber in diesen Ländern war zumindest bis im Herbst der stark steigende Ölpreis. Katar und Kuwait im speziellen profitierten auch davon, dass sie dank Reformen, neu gelisteten Unternehmen und eines diversifizierten Marktes für internationale Anleger interessanter geworden sind.
Argentinien mit dem schlechtesten MSCI-Länderindex befindet sich in einer schweren Krise. Das Land, das kürzlich den G20-Gipfel der bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer ausgerichtet hat, kämpft mit hoher Inflation und musste dieses Jahr den Weltwährungsfonds um Hilfe bitten. Auch Griechenland, das mit der Folge des de-facto-Staatsbankrotts vor sieben Jahren kämpft, und die Türkei mit ihrem spektakulären Währungszerfall im Lauf des Jahres weisen Aktienmärkte mit tief gefallenen Kursen auf.
Allerdings: Sowohl die sehr gut als auch sehr schlecht performenden Länder sind Märkte unter Extrembedingungen, die von hausgemachten Problemen verursacht wurden. Bei westeuropäischen Ländern zeigt sich ein realistischeres Bild, wie die Aktienmärkte sich 2018 entwickelt haben. In diesen breiter diversifizierten Aktienmärken spiegelt sich, dass der Handel unter einem schlechten Stern gestanden hat. Die Gründe sind überall ähnlich: Reife Märkte, Konjunktursorgen, die Furcht vor politischen Krisen und vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China haben die Investoren in die Verkäufe getrieben. Dazu kommt die Unsicherheit, die weniger lockere Notenbankpraktiken mit sich gebracht haben.
Entwicklung von MSCI-Indices in Europa
Beste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2018 (in Prozent) | Schlechteste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2018 (in Prozent) |
Serbien | +0,2 | Irland | -27,2 |
Finnland | -3,5 | Österreich | -27 |
Slowenien | -6,1 | Belgien | -25,9 |
Rumänien | -7,3 | Deutschland | -22,3 |
Norwegen | -8,9 | Grossbritannien | -17,8 |
Der deutsche Markt, wo bei den grosskapitalisierten Werten Technologie-, Industrie- und Bankenaktien reihenweise abgestürzt sind, hat deutlich gelitten. Grossbritannien befindet sich unter den fünf am schlechtesten performenden Märkten in Europa, allerdings macht sich dort auch die Abwertung des Pfunds zum Dollar als Folge des Brexit-Votums bemerkbar. Österreich, in früheren Jahren einer der perfomancestärksten Märkte in Westeuropa, bildet diesmal das Schlusslicht. Spezifische Gründe der dortigen Aktienlandschaft gibt es nicht. In Wien schlugen die Unsicherheiten einfach noch etwas mehr zu als in anderen Märkten.
Zu den besten Märkten in Europa gehören osteuropäische, wobei MCSI diese als "Frontier Markets" einstuft. Das sind in der Regel eher kleinere Länder, deren Wirtschaftsentwicklung weniger stabil ist als jene der Schwellenländer. Sie gelten als risikoreicher, und bieten daher auch höhere Chancen.
Der beste solche Markt ist Serbien. Das starke Wirtschaftswachstum von zwischen 3,8 und 4,6 Prozent in den ersten drei Quartalen schlägt sich auch im Aktienhandel positiv nieder. Auch Slowenien kennt Wachstumsraten von um 4 Prozent. Der MSCI-Index für Frontier Markets in Zentral- und Osteuropa hat dieses Jahr um 7,7 Prozent nachgegeben, was angesichts der Börsenschwächen allerorten noch ein guter Wert ist.
Damit stehen diese Länder insgesamt besser da als die Schwellenländer. Der MCSI-Index "Schwellenländer ohne China" hat 15,1 Prozent verloren. Neben hausgemachten Wirtschaftsproblemen leiden die vom Dollar abhängigen Schwellenländer unter der Straffung der US-Geldpolitik. Die 50 wichtigten chinesischen A-Aktien indessen gingen um 24,3 Prozent zurück. Dort kommt klar der Handelskonflikt hinzu, der dem Aktienmarkt massiv zugesetzt hat.