Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft - also Industrie und Dienstleister - sank im August überraschend den zweiten Monat in Folge. Mit 48,5 Zählern entfernte sich das wichtige Konjunkturbarometer weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Wie der Finanzdienstleister S&P Global am Donnerstag zu seiner monatlichen Firmenumfrage mitteilte, ist dies das niedrigste Niveau binnen fünf Monaten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen kleinen Anstieg erwartet, nach einem Wert von 49,1 im Juli.
Das Barometer, bei dem Firmenmanager die Geschäftsbedingungen beurteilen, gilt den Finanzmärkten als wichtiger Signalgeber für das Auf und Ab der Wirtschaft. «Die PMI-Daten enttäuschen im August einmal mehr auf ganzer Linie», sagte Robin Winkler, Chefvolkswirt für Deutschland bei Deutsche Bank Research. «Der deutschen Wirtschaft ist über den Sommer vollkommen die Luft ausgegangen.» Die Frage für den Rest des Jahres sei nicht mehr, wann die Erholung komme, sondern ob sich eine weitere Rezession vermeiden lasse: «Wahrscheinlich wird es auf ein Jahr der Stagnation hinauslaufen.»
Damit richten sich nun alle Blicke auf das Münchner Ifo-Institut, das am Montag die Umfrage zum Geschäftsklima im August veröffentlicht. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hatte sich im Juli den dritten Monat in Folge eingetrübt, was als Warnzeichen für die Konjunktur gilt. «Wir gehen derzeit davon aus, dass der Ifo-Index für August eine weitere Verschlechterung der Stimmung anzeigen wird», meint Senior Economist Vincent Stamer von der Commerzbank. Auch die Geschäftserwartungen dürften sich eintrüben: «Bei den Unternehmern und Unternehmerinnen dürfte sich nun verstärkt die Erkenntnis durchsetzen, dass sich die Erholung verzögert und die Wirtschaft noch nicht wie erhofft anspringt.»
Diese dümpelt hierzulande bereits seit längerem vor sich hin: Von April bis Juni war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wegen sinkender Investitionen um 0,1 Prozent zum Vorquartal geschrumpft, nach einem Plus von 0,2 Prozent zu Jahresbeginn.
In der Euro-Zone erwiesen sich im August die Olympischen Spiele in Paris als Schrittmacher für das Wirtschaftswachstum. Der Einkaufsmanagerindex für den Euroraum legte auf 51,2 Zähler von 50,2 Punkten im Juli zu. Experten hatten einen minimalen Rückgang auf 50,1 Zähler erwartet.
Der Aufschwung sei grösstenteils auf einen Anstieg der Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor Frankreichs zurückzuführen, sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Der kräftige Anstieg des Barometers für den französischen Servicesektor um fast fünf Punkte auf 55,0 Zähler hänge wahrscheinlich mit den Olympischen Spielen in Paris zusammen. Die französische Statistikbehörde Insee erwartet durch Olympia einen Wachstumsschub. So könnte im laufenden dritten Quartal ein Plus beim BIP Frankreichs von 0,5 Prozent herausspringen. Ticket-Verkäufe und Fernsehrechte dürften dabei 0,3 Prozentpunkte zum Wachstum beisteuern, hiess es dazu vor einigen Wochen, als die Spiele noch liefen.
Die Wirtschaft im Euroraum hatte im Frühjahr ihr moderates Wachstumstempo gehalten. Das BIP legte in den Monaten April bis Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal zu. Schon zu Jahresbeginn hatte der Zuwachs bei 0,3 Prozent gelegen. «Die heutigen Zahlen sind insgesamt noch kein Befreiungsschlag für die Euro-Konjunktur im zweiten Halbjahr – gerade wegen eines möglichen Olympia-Einmaleffektes in Frankreich», sagte Commerzbank-Volkswirt Stamer zu den PMI-Daten. Die «schwache Dynamik» bei den Stimmungsindikatoren dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) darin bestärken, die Leitzinsen im September erneut zu senken. Anfang Juni hatte sie erstmals seit 2019 die Zinsen gesenkt. Seither liegt der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz bei 3,75 Prozent.
(Reuters)