"Das ist das neue Deutschland-Tempo", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag bei der offiziellen Einweihung mit Blick auf die vergleichsweise schnelle Genehmigungs- und Bauzeit des Terminals. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner nahmen teil. "Ende nächsten Jahres werden wir voraussichtlich über eine Importkapazität von über 30 Milliarden Kubikmeter Gas verfügen", fügte der Kanzler mit Blick auf weitere in Bau befindliche und geplante LNG-Terminals an der deutschen Küste hinzu. Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich verrechnet, als er dachte, er könnte Deutschland mit dem Stopp russischer Gaslieferungen erpressen, betonte der Kanzler.

"Wir sind noch lange nicht durch", warnte Habeck zugleich. Voraussetzung, dass man gut durch diesen und den nächsten Winter komme, seien auch Sparanstrengungen der Bevölkerung, die nicht nachlassen dürften. Mit den weiteren LNG-Terminals in Lubmin und Brunsbüttel dürfte die Versorgung in diesem Winter gesichert sein, sagte Habeck auch mit Blick auf die derzeit noch mit fast 90 Prozent gefüllten Gasspeicher. Um gut auch durch den Winter 2023/24 zu kommen, bedürfe es aber neben dem Bau weiterer Anlagen für die Anlandung von Flüssigerdgas auch eines schnelleren Umstiegs auf Erneuerbare Energien.

Die fünf fest staatlichen geplanten LNG-Terminals deckten etwa ein Drittel des deutschen Gasverbrauchs, fügte Habeck hinzu. Scholz verwies darauf, dass weiteres Gas aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich komme. Von teilweise berichteten Überkapazitäten bei LNG-Terminals könne gar keine Rede sein. Wenn feste Terminals funktionsfähig würden, würden die schwimmenden LNG-Terminals nicht mehr gebraucht. "Es gibt Verträge über fünf, zehn und 15 Jahren, so dass wir sehr flexibel agieren können", betonte der Grünen-Politiker mit Blick auf die Schiffe. Lindner sagte, dass das Geld gut angelegt sei, weil es Lieferabhängigkeit verringere.

Ungewöhnliche Tempo bei der Genehmigung und Planung 

Alle Redner bei der Festveranstaltung lobten das für Deutschland ungewöhnliche Tempo bei der Genehmigung und Planung der Anlagen. "Persönlich hätte ich mir auch das Wort 'Niedersachsen'-Geschwindigkeit denken können", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil mit Blick darauf, dass an der Nordseeküste nun das erste LNG-Terminal nach 194 Tagen Planungs- und Bauzeit fertiggestellt und an das Gasnetz angeschlossen wurde.

"Russlands Krieg und der Einsatz von Energie als Waffe ist da lediglich ein zusätzliches Argument, ein weiterer Ansporn, noch schneller, noch entschlossener, noch nachdrücklicher in den Ausbau Erneuerbarer Energien zu investieren", sagte Scholz. "Auch deshalb ist es so wichtig, dass die neue Leitung hierher nach Wilhelmshaven gleich so geplant und gebaut wurde, dass sie für den Transport von Wasserstoff umgerüstet werden kann."

Frank Reiners, Geschäftsführer der Firma OGE, die die 26 Kilometer Leitungen für das LNG-Terminal gebaut hat, sagte, diese seien zu "100 Prozent" wasserstofftauglich. Holger Kreetz, Chef des Asset Managements beim Energieversorger Uniper, der hinter dem LNG-Terminalprojekt in Wilhelmshaven steht, betonte, dass das Unternehmen bereits 2030 zehn bis 20 Prozent des gesamten Wasserstoff-Bedarfs Deutschlands über Wilhelmshaven zur Verfügung stellen wolle. Die Stadt solle nicht nur Durchleiter von Energie werden, sondern auch Produktionsstandort werden.

Bei der LNG-Technologie wird Erdgas für den Schiffs-Transport verflüssigt. In Anlandeanlagen wie nun in Wilhelmshaven wird es von den extrem niedrigen Transport-Temperaturen dann wieder erwärmt, um es in Pipelines transportieren zu können. Die in Spanien beladene "Höegh Esperanza", die nun als schwimmendes Terminal dient, hatte 165'000 Kubikmeter LNG an Bord, teilte der Energiekonzern Uniper mit. Dies entspricht etwa 96 Millionen Kubikmeter Erdgas und kann zwischen 50'000 und 80'000 Haushalte für ein Jahr versorgen. Die Bundesregierung hat insgesamt fünf dieser schwimmenden Anlagen gemietet. Die täglichen Mietkosten werden auf 200'000 Euro geschätzt. Jede schwimmende Einheit soll eine Kapazität von mindestens fünf Milliarden Kubikmeter (bcm) pro Jahr haben - jeweils etwas mehr als fünf Prozent des deutschen Jahresverbrauchs.

(Reuters)