Die Volatilität beherrscht die Aktienmärkte, es geht rasant hoch und runter mit den Kursen. So sorgten am Montag und Dienstag vermeintlich definitive US-Zölle auf chinesische, kanadische und mexikanische Produkte für Verunsicherung. Die konjunktursensitiven Schwergewichte in der Baubranche wie Geberit, Holcim oder Sika und eine Technologie ausgerichtete ABB fielen an der hiesigen Börse mit Kursverlusten bis zu fünf Prozent auf.
Gerade Nachrichten von US-Präsident Donald Trump haben meist kurze Beine. Die Einführung von Zöllen wurde einmal mehr verschoben. Dies hob die Stimmung an den US-Aktienmärkten merklich.
In Europa sorgte dann eine Ankündigung aus Berlin für ein richtiges Kursfeuerwerk, wonach Deutschland in den nächsten Jahren 400 Milliarden Euro in die Rüstung und weitere 500 Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren wolle.
Mit diesen News konnten die Kursverluste vom Vortag am Mittwoch wieder mehr als wettgemacht werden. Die stärksten Kursavancen verzeichneten Sika (+7.8 Prozent), Geberit (+6.8 Prozent) und Holcim (+6.0 Prozent). Wird das fast eine Billion schwere Fiskalpaket tatsächlich verabschiedet, dürften diese drei Baukonzerne mittelfristig davon profitieren - trotz möglichem Gegenwind aus den USA, wo sich die Konjunktur etwas abzukühlen scheint.
Die US-Investmentbank Stifel zeigt sich in einer Kundennotiz vom Dienstag vor allem bei Geberit angesichts des hohen deutschen Engagements und der indirekten Verbrauchervorteile angetan. Das Sanitärunternehmen hat am Donnerstag seine Jahreszahlen präsentiert. Diese enttäuschten etwas und der Titel wurde in einer ersten Reaktion während der Börseneröffnung 4 Prozent in den Keller geschickt. Danach setzten aber Käufe ein - am späten Donnerstag Morgen gewinnt Geberit 0,9 Prozent auf 559 Franken hinzu. Stifel stuft den Titel weiterhin mit «Buy» und einem Kursziel von 600 Franken ein.
Die Analysten der Basler Kantonalbank (BKB) schreiben in einem Kommentar am Donnerstag, Geberit sehe sich für die Chancen und Herausforderungen gut gerüstet und positioniert. Das Management gäbe wie immer nur einen qualitativen Ausblick und verweist auf die geopolitischen Risiken und makroökonomischen Unsicherheiten, die auf die Bauindustrie wirken könnten. Dennoch dürfte sich die Nachfrage in der Bauindustrie nach den starken Rückgängen seit Mitte 2022 im Verlauf von 2025 insgesamt stabilisieren. Das durch die BKB überarbeitete Kursziel kommt auf neu 550 Franken nach 525 Franken zu liegen. Das Rating «Marktgewichten» wird unverändert bestätigt.
Deutsche Schwergewichte gehören nicht zu den Gewinnern
Neben Geberit dürften gemäss Stifel auch der italienischer Zement- und Baustoffhersteller Buzzi dank des breiteren Volumenerholungspotenzials zu den Gewinnern gehören. Ebenfalls positiv eingestellt ist die US-Investmentbank beim englischen Kalksteinverarbeiter SigmaRoc sowie SPIE, welche technische Dienstleistungen für Gebäude, Anlagen und Infrastrukturen anbietet.
Etwas zurückhaltender zeigt sich Stifel bei Baufirmen, welche einen Grossteil der Rally bereits vorweg genommen haben. Im Rahmen der Volumensensitivitätsanalyse zeigen sich die Analysten vorsichtig bei den globalen ausgerichteten Unternehmen. Der deutsche Konzern Hochtief ist nur zu rund 5 Prozent in Deutschland engagiert, während die Valoren von Heidelberg Materials nun die vollständige Erholung der seit 2021 verlorenen Mengen einpreist. Beide Aktien scheinen eher aufgrund der Stimmung als aufgrund einer positiven Bewertung gehandelt zu werden, so die Stifel-Analysten weiter.
Gebeutelter Personaldienstleister vor Erholung
Ein weiterer Profiteur der deutschen Massnahmen könnte gemäss Barclays Bank der Schweizer Personaldienstleister Adecco sein. Neben der Schweiz ist das Unternehmen stark in Deutschland und Frankreich engagiert. Mit dem Infrastrukturprojekt dürfte die Nachfrage nach Personal und Arbeitnehmern in den nächsten Jahren spürbar anziehen. Der Barclays-Experte erhöhte deshalb das Kursziel für Adecco unter Verschiebung des Bewertungszeitraums auf 40 von 37 Franken. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von rund 50 Prozent. Die Einstufung lautet weiterhin «Overweight».
Der Betriebsgewinn des Personaldienstleisters könnte bis 2027 um mindestens 9 bis 10 Prozent steigen, schreibt der Barclays-Experte. Seines Erachtens sei dies derzeit noch nicht eingepreist. Ein «Momentum-Titel» wie Adecco könnte deshalb von den jüngsten Nachrichten zu den Verteidigungsausgaben profitieren. Aber auch eine neue Vereinbarung zur Steuererhöhung in Deutschland sowie die allgemeine Stabilisierung der Endmärkte könnten vorteilhaft sein.
Damit Adecco wieder auf die Beine kommt, braucht es allerdings auch eine Erholung in Frankreich. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex verharrte auf 50,2 Punkten, wie S&P letzte Woche in London nach einer ersten Schätzung mitteilte. Auffallend war der Rückgang des Indikators für den Dienstleistungssektor, nachdem Stimmungsdaten aus Frankreich unerwartet schwach ausgefallen waren. Auch die Neueinstellung verlaufen schleppend.
Eine Ende des Ukraine-Kriegs dürfte dem Titel ebenfalls helfen, auch wenn ein Teil bereits im aktuellen Kurs eingepreist scheint. Höhere Kurse dürften trotzdem locken. Zum Vergleich: Bei Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine notierten die Adecco-Titel etwas unter 50 Franken.
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