Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe schrumpfte inflationsbereinigt (real) um 7,4 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Oktober war der Rückgang mit 5,4 Prozent schwächer, im September dagegen mit minus 7,6 Prozent sogar noch stärker ausgefallen. Auch die Bilanz für Januar bis November 2023 ist angesichts stark gestiegener Zinsen und teurer Materialien negativ: In diesem Zeitraum schrumpften die Aufträge um 4,7 Prozent.

Eine grundlegende Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe verschlechterte sich im Januar weiter, wie das Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. «Die Firmen beurteilten ihre aktuelle Lage schlechter», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest dazu. «Der ohnehin schon düstere Ausblick für die kommenden Monate trübte sich weiter ein.»

Die Entwicklung der Aufträge verlief zuletzt zweigeteilt. Das Neugeschäft im Tiefbau, wozu beispielsweise der staatlich dominierte Strassenbau zählt, nahm im November stark ab: Es schrumpfte um 15,1 Prozent zum Vormonat. Der Hochbau - der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt und überwiegend von der privaten Nachfrage abhängig ist - meldete hingegen ein Wachstum von 1,6 Prozent. Im Wohnungsbau allein gab die Nachfrage allerdings nach, und zwar um 6,8 Prozent.

Schlecht für Wohnungssuchende

«Eine besorgniserregende Entwicklung», sagte dazu der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. «Nicht nur für die Bauunternehmen, sondern auch für die Menschen, die dringend eine Wohnung suchen.» Er forderte bessere Strukturen - von der Vereinheitlichung der 16 Landesbauordnungen über die Einführung eines digitalen Bauantrags bis hin zu bundesweiten digitalen Verwaltungsprozessen.

Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die hohe Inflation bekämpfen will, machen insbesondere dem Wohnungsbau zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für Bauherren unrentabel. Das ist nach Einschätzung vieler Experten ein soziales Problem, da bezahlbarer Wohnraum vor allem in die Städte auf Jahre hinaus Mangelware bleiben dürfte. Viele Ökonomen gehen aber davon aus, dass die EZB in diesem Jahr ihre Zinsen mehrfach senken wird, was Bauen wieder günstiger machen könnte.

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe schrumpfte im November ebenfalls. Er fiel um 3,2 Prozent niedriger aus als im Vorjahresmonat. Von Januar bis November 2023 sanken die Umsätze real um 3,1 Prozent. Dennoch erhöhte sich die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen im vergangenen November um 1,0 Prozent zum Vorjahresmonat.

(Reuters)