Während der gebürtige Texaner Anderson noch immer die Optionen prüft, den Wert des auf den Säulen Pharma, persönliche Gesundheit und Landwirtschaft fussenden Konzerns zu steigern, droht ihm das Dickicht aus US-Prozessen um den krebsverdächtigen Unkrautvernichter Roundup über den Kopf zu wachsen.

In dieser Woche erlitten die Leverkusener eine herbe Niederlage. Ein US-Bundesberufungsgericht wies das Argument des Konzerns zurück, dass Roundup-Klagen abgewiesen werden sollten, weil sie im Widerspruch zu Bundesvorschriften über die Kennzeichnung von Roundup-Verpackungen stünden. Ein zweites Berufungsverfahren in der Sache ist noch bei einem anderen US-Bundesgericht anhängig. Das Urteil vom Montag senkt aber die Chance, dass sich das oberste US-Gericht jemals mit den Argumenten von Bayer befassen wird.

Damit dürfte der Druck auf Bayer steigen, sich mit Tausenden von Klägern zu einigen, die ihre Krebserkrankungen durch den Wirkstoff Glyphosat verursacht sehen. Obgleich Bayer bei seiner Linie bleibt, dass Roundup sicher ist: Die 16 Milliarden Dollar, die Bayer für Vergleiche eingeplant hat, könnten einfach nicht reichen. Morgan Stanley hatte schon im Januar gemutmasst, Bayer könnte gezwungen sein, die Dividende zu kürzen, um Barmittel freizusetzen.

Seit Bayer Monsanto übernommen hat, ist der Börsenwert des Konzerns um rund 70 Prozent gefallen. Viele Investoren wünschen sich von Anderson eine fokussiertere Strategie als die bisherige mit den drei Sparten Pharma, Consumer Health und Agrar. Eine Neuausrichtung könnte aber Zeit und Geld brauchen. Beides hat der Bayer-Chef nur in begrenztem Masse. Und das gilt auch für die Aktionäre, die im Zweifel mit den Füssen abstimmen, wie der Kurschart zeigt.

(Bloomberg)