Die grössten deutschen Immobilienkonzerne sehen ein Ende der Abwertungswelle bei ihren Wohnungsbeständen. Der Immobilienkonzern LEG grenzte im ersten Halbjahr seinen Verlust deutlich ein und musste sein Portfolio nur noch um 1,6 Prozent abwerten. Branchenprimus Vonovia hatte zum Halbjahr bereits erklärt, er habe die Immobilien-Krise hinter sich gelassen. Vonovia hatte den Wert der Bestände im ersten Halbjahr um 1,7 Prozent heruntergeschrieben.

«Der Abwertungszyklus kommt absehbar zu einem Ende und wir sehen eine Belebung am Transaktionsmarkt», sagte LEG-Chef Lars von Lackum. «Wir erwarten für das zweite Halbjahr eine deutliche Stabilisierung der Werte», fügte er hinzu. Den Aktionären stellte er eine deutlich höhere Dividende für 2024 in Aussicht. Bei den Anlegern kam das gut an. LEG-Aktien steigen am Morgen um 5,3 Prozent auf ein Zweieinhalb-Monats-Hoch von 85,42 Euro. Auch Vonovia-Anteilsscheine legten zu.

Milliarden-Verluste im Vorjahr

Rasant gestiegene Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) und hohe Baukosten hatten den Immobilienkonzernen im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Die Immobilienpreise brachen ein. Zahlreiche Projektentwickler schlitterten in die Pleite. Branchenprimus Vonovia und die LEG hatten im Vorjahr Milliarden-Verluste ausweisen müssen. Kumuliert hatte das Portfolio der LEG seit dem Höchstwert Mitte 2022 knapp 17 Prozent an Wert verloren.

Doch nun wittern die Konzerne wieder Morgenluft. Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hatte erklärt, bei den Immobilienpreisen zeichne sich eine Trendwende ab. Investoren würden erneut Vertrauen in die langfristige Wertsteigerung von Immobilien gewinnen. Die Wohnungsknappheit sorge zudem für hohe Mieten - für die Konzerne ist das eine gute Nachricht, für Wohnungssuchende weniger.

«Wir blicken optimistisch in die Zukunft», sagte von Lackum nun. «Nach langer Zeit gibt uns auch der Gesamtmarkt wieder Rückenwind.» In den Transaktionsmarkt komme zunehmend Bewegung. Auch das Verhalten von Investoren habe sich geändert, die von der LEG Wohnungen kaufen wollten. Diese achteten nicht mehr nur auf den Preis - sondern auch auf einen raschen Abschluss. Denn der Wert der Immobilien könnte ja nun wieder steigen.

Auf Wachstum schalten

Die LEG habe seit Jahresbeginn den Verkauf von rund 2900 Wohnungen für rund 285 Millionen Euro vereinbart und teils auch schon abgeschlossen. Die Preise lägen dabei insgesamt leicht über dem Buchwert. Vonovia-Chef Rolf Buch hatte bereits angekündigt, bald wieder auf Wachstum schalten zu wollen.

Für die LEG zähle aber weiter der Abbau von Schulden durch Verkäufe von Wohnungen. «Jetzt noch nicht losrennen, Lars», sagte Finanzchefin Kathrin Köhling. Im operativen Geschäft lief es für die börsennotierte Nummer zwei am deutschen Wohnungsmarkt mit über 165'000 Wohnungen im ersten Halbjahr rund.

Die LEG erzielte bei ihrem wichtigsten Ertragswert, dem Mittelzufluss (AFFO), ein Ergebnis von 110 (Vorjahr: 118,6) Millionen Euro. Der Vorjahreszeitraum sei noch von einem positiven Sondereffekt in Höhe von 16 Millionen Euro geprägt worden. Ohne Sondereffekte stiege der AFFO um 6,9 Prozent und läge damit deutlich über dem Vorjahreswert.

Die Prognose für den AFFO im Gesamtjahr erhöhte die LEG auf 190 bis 210 Millionen Euro - von zuvor 180 bis 200 Millionen Euro. Die Nettokaltmiete legte im Halbjahr um 3,3 Prozent zu. Unter dem Strich schrieben die Düsseldorfer im zweiten Quartal einen Verlust von 143 Millionen Euro, vor Jahresfrist waren es aufgrund von Abwertungen der Immobilien noch mehr als eine Milliarde Euro.

(Reuters)