"Der IQB-Bildungstrend 2021 liefert alarmierende Ergebnisse, die uns aufrütteln müssen", sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Montag zur Bildungsvergleichsstudie unter 27'000 Kindern der vierten Klasse. Die Rückstände seien beunruhigend, denn die in der Schule vermittelten grundlegenden Fähigkeiten seien die Basis künftiger Lebenschancen der Kinder und des künftigen Wohlstands in Deutschland insgesamt, erklärte Bildungsexperte Ludger Wössmann vom Münchner Ifo-Institut. "Der Lernverlust von einem Drittel Schuljahr geht über das gesamte Berufsleben gerechnet im Schnitt mit rund drei Prozent geringerem Erwerbseinkommen einher." Für die Wirtschaft insgesamt könnte das zu einem um durchschnittlich 1,5 Prozent niedrigeren Bruttoinlandsprodukt über den Rest des Jahrhunderts führen.

Das Können der Viertklässler in Deutsch und Mathematik ging bundesweit im Vergleich zu den Studien von 2011 und 2016 deutlich zurück. "Der negative Trend hat sich seit 2016 sogar verstärkt", erklärte die Kultusministerkonferenz (KMK). Die Corona-Pandemie mit langen Schulschliessungen, Wechselunterricht und Distanzlernen habe Spuren hinterlassen, sagte KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU). Vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien und oder mit Migrationshintergrund seien betroffen. Zudem werde zu spät individuell gefördert. "Wir investieren in Deutschland zu wenig in den Elementarbereich", sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin. Stark-Watzinger plädierte für langfristige Massnahmen. Ziel des Startchancen-Programms seien bis zu 4000 Schulen mit Modellcharakter, "die dort unterstützen, wo die Herausforderungen am grössten sind".

Ifo-Fachmann Wössmann betonte: "Diese riesigen Lernrückstände werden nicht einfach weggehen." Sie hätte hohe Folgekosten für den Wohlstand der Schülerinnen und Schüler und der gesamten Gesellschaft, wenn nicht gegensteuert werde.

(Reuters)