Das Barometer für die Einschätzung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten stieg im Januar um 2,4 Punkte auf 15,2 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 173 Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist bereits der sechste Anstieg in Folge, womit das Barometer nunmehr auf dem höchsten Stand seit Februar 2023 liegt. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang gerechnet. Zugleich trübte sich die Einschätzung der aktuellen Lage etwas ein: Dieses Barometer gab um 0,2 auf minus 77,3 Punkte nach.

«Die Konjunkturerwartungen für Deutschland sind erneut gestiegen», sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. «Das hängt damit zusammen, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Befragten davon ausgeht, dass die EZB im ersten Halbjahr Zinssenkungen vornimmt.» Die im Dezember gestiegene Inflation in Deutschland und im Euroraum habe somit keinen Einfluss auf die geldpolitischen Erwartungen der Befragten. Noch stärkere Verschiebungen gebe es bei den amerikanischen Zinserwartungen. Mehr als zwei Drittel der Befragten prognostiziert Zinssenkungen durch die US-Zentralbank in den kommenden sechs Monaten. Billigeres Geld kann die Konjunktur auf beiden Seiten des Atlantiks anschieben.

Die deutsche Wirtschaft steht aktuell mit einem Bein in der Rezession. Sie schrumpfte im vierten Quartal 2023 nach einer ersten Prognose des Statistischen Bundesamt um 0,3 Prozent. Kommt es im laufenden ersten Vierteljahr zu einem erneuten Rückgang, wird von einer technischen Rezession gesprochen. Die Wirtschaft wird nach Einschätzung des Industrieverbands BDI in diesem Jahr kaum zulegen. Das Wachstum dürfte lediglich 0,3 Prozent betragen, nach einem Rückgang von 0,3 Prozent im vergangenen Jahr.

(Reuters)