Viele Jahre war China für die deutschen Autokonzerne ein Selbstläufer: Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz verkaufen auf dem weltgrössten Automarkt mehr als jedes dritte ihrer Fahrzeuge und waren als Platzhirsche auf ihren Märkten unangefochten. Doch mit dem Umschwung zu Elektroautos werden die Karten neu gemischt, immer stärkere chinesische Konkurrenz hängt die Deutschen ab. «Die Herausforderung in China ist die grosse Zahl heimischer Anbieter von Elektroautos - über 50 sind in den vergangenen Jahren dazugekommen», sagt Helena Wisbert, Forschungschefin am CAR Center Automotive Research. Überkapazitäten verschärften den Preisdruck und liessen Exporte aus China, auch nach Europa, anschwellen.
VW und Co stünden vor einer «herkulischen» Aufgabe, um bei Kosten und Innovationen mit den Chinesen mitzuhalten, erklärt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM). Die EU-Kommission argwöhnt, Subventionen ermöglichten den Chinesen Dumpingpreisen, was die Europäische Union mit höheren Zöllen bekämpfen könnte. Die deutschen Autobauer, allesamt mit chinesischen Wettbewerbern in Partnerschaft, halten davon nichts und pochen nur auf fairen Wettbewerb. Auf der Branchenschau «Auto China 2024» in Peking kommende Woche lässt sich das deutsch-chinesische Kräftemessen neu bewerten.
Die Messe in Shanghai dominierten vor einem Jahr die vielen heimischen Elektroauto-Hersteller, allen voran BYD - westlichen Managern, die erstmals nach der Corona-Pandemie wieder vor Ort sein konnten, fiel die Kinnlade herunter. Ihren kleinen Marktanteil bei E-Autos konnten die deutschen Hersteller 2023 um rund einen Prozentpunkt auf 6,5 Prozent ausbauen, wie aus Daten des Automobilverbandes VDA hervorgeht. Ihr Marktanteil insgesamt schrumpfte in den vergangenen fünf Jahren von 24 auf rund 17 Prozent. Der VW-Konzern und BMW erzielten 2023 leichtes Absatzwachstum, Mercedes verkaufte etwas weniger, die Luxusmarke Porsche erlebte einen Einbruch um 15 Prozent.
Das erste Quartal war für Mercedes und Porsche ein Fiasko mit zweistelligen Rückgängen, auch der Premiummarktführer BMW schwächelte. Das Luxussegment sei extrem unter Druck, erklärt Daniel Schwarz, Autoanalyst von Stifel Research. «Die Nachfrage ist hier eingebrochen mit der Immobilienkrise und Verlusten am Aktienmarkt in China, die den Appetit wohlhabender Kunden auf Luxus gezügelt haben.»
Renaissance der Verbrenner
Zuletzt verlangsamte sich auch in China das Wachstum bei Elektroautos trotz einer heissen Rabattschlacht, während das Interesse an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zunahm. Das verschaffe den bei konventionellen Autos weiterhin starken Deutschen eine Atempause, erklärt Branchenexpertin Wisbert. «Ihr Marktanteil hat sich stabilisiert, der freie Fall ist gestoppt.» Der Verbrenner sei ein Statussymbol, weil die Käufer in grossen Städten dafür teure Lizenzen erstehen müssten. Vor allem Plug-in-Hybride (PHEV) seien gefragt. Hier müssten die Deutschen aufpassen, genug Modelle zu bringen, denn der Wettbewerb kontert auch hier seitens BYD und ausländischen Konkurrenten wie Toyota und General Motors. «PHEV sind erfolgskritisch in China in den nächsten Jahren», betont Wisbert.
Viel in der Pipeline
Sollte das Verbrenner-Revival anhalten, könnten die Autobauer eine Schwächephase mit begrenztem E-Auto-Angebot besser überstehen. VW und Mercedes bringen erst in den nächsten ein bis zwei Jahren wichtige Neuheiten auf den Markt. Auf der Messe in Peking (25.4. bis 4.5.) gibt VW einen Vorgeschmack auf künftige «in China, für China» entwickelte Kompaktwagen. Mercedes zeigt mit dem Konzeptfahrzeug CLA die nächste E-Generation. BMW bringt die «Neue Klasse» als Visionsfahrzeug mit. Auch an Infotainment haben die Unternehmen viel in den Pipelines. Wenn die Autobauer künftig Erfolg haben wollten, müssten sie das Problem zu hoher Kosten in den Griff bekommen, mahnt Autoexperte Bratzel. Die Chinesen seien effizient und unglaublich innovativ. «Der Druck kommt von zwei Seiten: Bei den Innovationen, etwa bei Reichweite, Ladeleistung und Verbrauch, und bei den Kosten.»
VW hat sich nach dem Schock, dass die Kernmarke Ende 2022 in China als Marktführer von BYD verdrängt wurde, mit dem chinesischen E-Autobauer Xpeng verbündet. Gemeinsam wollen sie 2026 die ersten beiden Kompaktwagen zu niedrigeren Kosten produzieren als die erste elektrische Generation. E-Autos dürften nicht mehr kosten als Verbrenner oder besser billiger sein, sagt Bratzel. «Ich glaube, dass es VW schaffen kann, aber es werden sehr harte Jahre.» Der Kampf spiele sich bisher im Massenmarkt ab, während das Premiumsegment von chinesischer Konkurrenz weitgehend verschont blieb. «Aber auch in diesem Segment greifen die Chinesen an - BMW und Mercedes dürfen sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.»
(Reuters)
2 Kommentare
Die Deutsche Autoindustrie hat sich mit der Dieselgate und der China Nähe ihr Grab selbst geschaufelt!
Tesla investiert in Deutschland und wird dafür schikaniert und bestraft, die Deutschen kuscheln mit den Chinesen, welche keine Menschenrechtlichen Gesetze (Uiguren) einhalten! Was sind das für geldgierige deutsche Manager?!!!
Manager sind keine Unternehmer. Beim Manager zählt kurzfristiges Denken und grosser Bonus. Zeit das System zu hinterfragen?
Wie auch immer, die Zeit fossiler Fahrzeuge ist vorbei. Freut die Garagen nicht unbedingt, da auch die jährliche Wartung, Schmierstoffe und die vielen Wartungsteile entfallen. Ausser Tesla wollen alle noch eine jährliche, meist überflüssige, Wartung. In einer Garage daher eher nicht zur Meinung über Elektroautos fragen. Genauso wenig wie die gekauften Politiker, die die eigene Industrie im vorgestern halten wollen. Ausnahmen wie Habeck bestätigen die Regel. Habeck hat es jedoch schwer gegen die Meute von vorgestern.