Rund zwei Wochen vor dem Urnengang geben gemäss zwei Umfragen 61 respektive 67 Prozent der Stimmberechtigten an, die Vorlage abzulehnen, beide Male mehr als in der ersten Umfragewelle.

Gemäss der zweiten SRG-Trendumfrage vom 15. bis 23. Januar stieg der Nein-Anteil im Verlauf der Kampagne um 12 Prozentpunkte auf 61 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit des Neins beziffern die Forschenden vom Institut gfs.bern auf 95 Prozent.

37 Prozent würden bestimmt für die Initiative stimmen, ein Rückgang von 8 Punkten gegenüber der ersten Umfrage. In ihrer Prognose des Resultats gingen 86 Prozent von einer Ablehnung aus. Eine Meinung hatten sich 83 Prozent der Befragten gebildet, 22 Prozentpunkte mehr als in der Umfrage vom 20. Dezember 2024.

Grundsätzlicher Abwehrreflex

«Angesichts der verhaltenen Medienaufmerksamkeit, welche dieser Vorlage zuteil wird, vermögen diese Werte zu erstaunen und verweisen auf einen grundsätzlichen Abwehrreflex dem Vorhaben gegenüber», schrieb das Forschungsinstitut zu der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage.

Zustimmung fand die Initiative nur noch im links-grünen Spektrum und in den Haushalten mit den tiefsten Einkommen. Bei Sympathisanten der Grünen war das Ja mit 97 Prozent am stärksten. Am deutlichsten fiel die Ablehnung mit 93 Prozent bei FDP-Wählerinnen und -Wählern aus.

Bestehen blieb der Elite-Basis-Graben bei den Grünliberalen. Ihre Wählerschaft wollte Ja stimmen, obwohl Parteileitung und Delegiertenversammlung die Ablehnung empfehlen. Die Nein-Parole der Delegierten könnte aber auch hier den Nein-Trend beschleunigen.

Nach Sprachregionen brach die Zustimmungsrate in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zwar ein, blieb aber mit 43 und 41 Prozent höher als in der Deutschschweiz (35 Prozent).

Hauptargument für die Ablehnung war die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten, obwohl Anliegen wie die Ressourcenschonung und die Verantwortung für Umweltschäden im Ausland Zustimmung fanden. Mit 39 Prozent prophezeit die SRG-Umfrage eine unterdurchschnittliche Stimmbeteiligung (47 Prozent im Mittel 2011 bis 2023). Das Institut befragte rund 16'000 Stimmberechtigte.

In der zweiten Befragungswelle von Tamedia und «20 Minuten» kam die Umweltverantwortungsinitiative auf 32 Prozent Zustimmung. Die Meinungsbildung war weit fortgeschritten, nur ein Prozent zeigte sich unentschieden. 67 Prozent wollten Nein stimmen.

Die ausserordentlich starke Polarisierung zwischen dem linken und rechten Lager bestätigte sich: Bei Grünen- und SP-Wählerinnen und -Wählern erreichte die Zustimmung 88 respektive 69 Prozent.

Frauen eher dafür

Auch zwischen den Geschlechtern erbrachte die Umfrage grosse Unterschiede. Während nur 24 Prozent der Männer Ja stimmen wollten, waren es bei den Frauen 40 Prozent.

An den wichtigsten Argumenten gab es im Vergleich zur ersten Umfrage kaum Veränderungen. Für die Befürworter gab die Klimaerwärmung und der dringliche Handlungsbedarf den Ausschlag. Die Gegnerschaft argumentierte mit den immensen Kosten für den Umbau der Wirtschaft sowie den Wettbewerbsnachteilen und dem Wohlstandsverlust. Befragt wurden rund 13'500 Personen am 22. und 23. Januar.

(AWP)