Bei einem Umsatzsprung von 40 Prozent auf 88,9 Milliarden Dollar im zweiten Quartal verdoppelte der Online-Gigant seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr auf 5,2 Milliarden Dollar, wie er in der Nacht zum Freitag mitteilte. Einzelhändler hatten in zahlreichen Ländern durch die behördlichen Auflagen rund um die Welt ihre Läden schließen müssen oder konnten die Kunden nur beschränkt in die Filialen lassen. Amazon spielte dieser Vorteil im Wettbewerb in die Karten.

Der Online-Riese stellte in den vergangenen Monaten weltweit allein 175.000 Menschen ein, um die explodierende Nachfrage bedienen zu können. Jeff Bezos, Amazon-Gründer und reichster Mensch der Welt, sprach von einem "sehr ungewöhnlichen Quartal". Das "ungewöhnliche Quartal" machte Bezos als größten Anteilseigner noch reicher: Amazon-Aktien haben dieses Jahr bereits 60 Prozent an Wert gewonnen, im nachbörslichen Handel in den USA legten sie um weitere fünf Prozent zu.

Allein der Umsatz der Amazon-Online-Stores schoss im Quartal um 48 Prozent auf 45,9 Milliarden Dollar in die Höhe. Amazon profitierte aber auch von einem weiteren Effekt der Corona-Krise. Zahlreiche Angestellte arbeiten vom Home-Office aus, die Cloud-Dienste des US-Riesen legten dadurch ebenfalls zu. Der Umsatz der Amazon Web Services (AWS) kletterte um fast 29 Prozent auf über zehn Milliarden Dollar. Auch Konkurrent Google profitierte vom Trend zum Arbeiten aus dem heimischen Räumen.

Das rasante Gewinnwachstum im Online-Handel überraschte selbst Amazons Finanzchef Brian Olsavsky. Im ersten Quartal hatten die Verbraucher vor allem zu Waren mit geringen Gewinnmargen wie etwa Masken, Plastik-Handschuhen oder Lebensmitteln gegriffen: "Diese Mischung ist nicht super-profitabel." Amazon rechnete damit, dass sich der Trend fortsetzt. Aber das änderte sich im zweiten Quartal, die Kunden orderten auch wieder teurere Waren mit höheren Margen - und insgesamt erheblich mehr. Für das dritte Quartal erwarte Amazon nun einen Umsatz zwischen 87 und 93 Milliarden Dollar.

Der operative Gewinn soll in der Spanne zwischen zwei und fünf Milliarden Dollar liegen. Auf das vierte Quartal verschob Amazon angesichts der Pandemie mit Ausnahme Indiens seine Schnäppchenschlacht Prime Day. Die Kunden werden sich hier gedulden müssen.

(Reuters)