Das Meinungsforschungsinstitut Edison Research sagte in der Nacht auf Sonntag nach tagelangem Auszählungskrimi einen Sieg für die demokratische Senatorin Catherine Cortez Masto im Bundesstaat Nevada voraus. Damit werden die Demokraten über mindestens 50 Sitze in der Kongresskammer verfügen, was der bisherigen Konstellation entsprechen würde. Eine Stichwahl am 06. Dezember um den letzten noch ausstehenden Sitz in Georgia könnte sie im Senat sogar gestärkt aus der Zwischenwahl hervorgehen lassen. Das Ergebnis in Nevada ist auch ein erneuter Rückschlag für Ex-Präsident Donald Trump, weil auch hier ein von ihm unterstützter Kandidat verlor. Die Auszählung für das Repräsentantenhaus läuft noch. In der zweiten Kongresskammer wurde nach wie vor mit einem knappen Sieg der Republikaner gerechnet. Sie könnten damit in den kommenden zwei Jahren politische Projekte von Biden blockieren.

Der amtierende Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, begrüsste das Ergebnis als Zeichen für die Stärke der Demokratie in den USA. "Amerika hat gezeigt, dass wir an unsere Demokratie glauben, dass die Wurzeln der Demokratie tief und stark sind", sagte er vor Journalisten. Biden erklärte seinerseits während eines Aufenthalts in Kambodscha, der Fokus liege nun auf der ausstehenden Abstimmung für den verbliebenen Senatssitz in Georgia. Er räumte ein, dass es schwierig sein werde, auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit zu verteidigen: "Das ist eine Herausforderung."

Gegenwärtig haben beide Parteien im Senat jeweils 50 Sitze. Die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris hat bei Patt-Situationen in der Kongresskammer allerdings die ausschlaggebende Stimme. Da es in den USA keinen Fraktionszwang gibt, war die Mehrheit der Demokraten im Senat in den vergangenen zwei Jahren ausgesprochen fragil. Mit einem Sieg in Georgia würden sie über 51 zu 49 Stimmen verfügen.

Demokraten können Richter-Kandidaten leichter durchbringen

Das Ausgang im Senat ist ein Teilsieg für die Demokraten bei der Zwischenwahl vom Dienstag, bei der einige Umfragen im Vorfeld eigentlich deutliche Mehrheiten für die Republikaner – nach deren Parteifarbe als "rote Welle" bezeichnet – vorhergesagt hatten. Die fortgesetzte Kontrolle über die Kammer dürfte es den Demokraten leichter machen, ausstehende hochrangige Richterposten auf Bundesebene mit ihren Kandidaten zu besetzen. Bidens Nominierungen für Dutzende freie Stellen müssen vom Senat bestätigt werden. Sollte bis zur nächsten Präsidentschafts- und Kongresswahl 2024 sogar ein Sitz am Obersten Gericht freiwerden, könnten die Demokraten die konservative Mehrheit von gegenwärtig 6-3 Sitzen dort zumindest eindämmen.

Wann das Ergebnis aus dem Repräsentantenhaus vorliegen würde, war zunächst unklar. Bis zu einem endgültigen Resultat könnten noch Tage vergehen. Experten rechneten weiter damit, dass die Republikaner eine knappe Mehrheit der 435 Sitze gewinnen dürften. Das Repräsentantenhaus hat bei Haushaltsfragen die Vorhand. Zudem könnten die Republikaner dort Gesetzentwürfe der Demokraten blockieren, die in den USA von beiden Kammern in identischer Form verabschiedet werden müssen. Sie könnten weiter Untersuchungsausschüsse einsetzen und so Druck auf Demokraten ausüben. Auch könnten sie ein Amtsenthebungsverfahren gegen Biden einleiten, obwohl es im Senat zum Scheitern verurteilt sein dürfte. Einer Erhebung der University of Massachusetts vom Mai zufolge unterstützen mehr als zwei Drittel der Republikaner einen derartigen Schritt.

Ergebnis in Nevada ist neuer Rückschlag für Trump

Mit dem Sieg von Amtsinhaberin Cortez Masto gegen ihren republikanischen Herausforderer Adam Laxalt in Nevada muss erneut ein Republikaner eine Niederlage einstecken, der von Trump unterstützt worden war. Am Freitag hatte sich in Arizona bereits der demokratische Senator Mark Kelly gegen den Republikaner Blake Masters durchgesetzt, den Trump ebenfalls unterstützt hatte.

Nach dem Ausbleiben der "roten Welle" haben parteiinterne Kritiker Trump vorgeworfen, Kandidaten zu unterstützen, die zwar seiner politischen Linie folgen, jedoch nicht die Gesamtwählerschaft ansprechen. Trump war dabei zuletzt weiterhin innerhalb seiner Partei beliebt: Eine Reuters/Ipsos-Umfrage vom Oktober ergab, dass drei Viertel in der Republikaner eher für einen Kandidaten stimmen würden, der sich zu Trump bekennt oder von diesem unterstützt wird. In der US-Bevölkerung als Ganzes sind Trumps Zustimmungswerte dagegen vergleichsweise niedrig – wie auch die von Amtsinhaber Biden.

Auch bei der letzten noch anstehenden Senatsabstimmung in Georgia steht mit Herschel Walker ein Republikaner auf dem Wahlzettel, der Unterstützung von Trump erhielt. Sollte sich mit Raphael Warnock auch hier ein Demokrat durchsetzen, dürfte sich die parteiinterne die Kritik an dem Ex-Präsidenten noch verstärken. Trump hatte vor den jüngsten Ergebnissen aus dem Senat für Dienstag eine bedeutende Erklärung angekündigt. Es war spekuliert worden, dass er seine Kandidatur für die Präsidentenwahl 2024 bekanntgeben könnte.

(Reuters)