Die Aktien von Nestlé steigen auch am Dienstagmorgen. Kurz nach der Börseneröffnung ziehen sie 1,3 Prozent auf 78,62 Franken an. Das ist der höchste Stand seit Mitte des vergangenen Novembers, als man vorübergehend 79,26 Franken je Nestlé-Aktie bezahlte. Schon am Montag legten die Valoren des Lebensmittelriesen in der Spitze rund 4 Prozent auf 77,80 Franken zu.

Auch andere defensive Schwergewichte des Swiss Market Index (SMI) sind seit dem Handelsauftakt am Montag im Aufwind: Die Genussscheine des Pharmaunternehmens Roche ziehen 3,1 Prozent auf 283,00 Franken an. Die Titel des Branchennachbarn Novartis gewinnen insgesamt 2,8 Prozent und notieren nun bei 93,10 Franken.

Hingegen: Die Anteilsscheine von ABB fallen über 7 Prozent, jene der VAT-Group fast 6 Prozent. Sie bewegen sie damit weniger ausgeprägt, aber in die gleiche Richtung wie andere Technologiewerte - allen voran: Nvidia. Der Chiphersteller sackte am Montag 17 Prozent ein; das war ein Rekordverlust. Noch nie verlor ein Unternehmen so viel Wert an einem Tag.

Auslöser war der Coup des chinesischen KI-Startups DeepSeek. Dessen neuestes KI-Modell soll ausgesprochen kosteneffizient sein und womöglich mit weniger starken Chips für Künstliche Intelligenz auskommen als die Modelle der etablierten Anbieter, dies allerdings ohne nennenswerte Qualitätseinbusse. Da und dort spielen weitere kursrelevante Faktoren für den Performanceunterschied eine Rolle. So hat Kepler Cheuvreux das Kursziel für Novartis auf 106 von 104 Franken erhöht und die Einstufung bei «Buy» belassen, und Roche hat mit den Brustkrebs-Kandidaten Itovebi einen Forschungserfolg verzeichnet.

Im Grossen und Ganzen hat jedoch DeepSeek Anleger zu starken Umschichtungen veranlasst. Eine defensivere Positionierung ist jetzt erwünscht, da die grossen Technologiekonzerne nun nicht mehr als unverwundbar gelten. Offen ist derzeit, ob die jüngsten Kursverluste der Technologiewerte nur vorübergehend oder anhaltend sind. Börsianer vermuten aber, DeepSeek könne eine Konsolidierung der teilweise hohen Bewertungen im Technologiesektor auslösen. 

Die Experten der IG Bank schreiben, das chinesische KI-Start-up gefährde das Geschäftsmodell von Unternehmen wie Nvidia, das auf teuren Prozessoren und mit hohen Margen basiere. «Dies könnte die gesamte KI-Branche revolutionieren.»

Reto Zanettin
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