Der deutsche Leitindex Dax verlor am Donnerstag 0,2 Prozent auf 15'088 Zähler, sein europäisches Pendant EuroStoxx50 trat mit 4194 Punkten mehr oder weniger auf der Stelle. Die wichtigsten US-Indizes gewannen dagegen zwischen einem und zwei Prozent. Jetzt überwiege bei den Investoren die Zuversicht, dass der Zinsgipfel in Reichweite rücke, sagten Börsianer.

Die US-Notenbank Fed setzte am Mittwoch den Schlüsselsatz für die Zinsen wie erwartet um einen Viertel Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Einige Investoren hatten wegen des jüngsten Bankenbebens auf eine Zinspause gehofft. Allerdings strichen die Währungshüter eine Passage aus ihrem Text, wonach weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Stattdessen spricht die Fed jetzt davon, dass noch "eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung" angebracht sein könnte. "Die Anleger gehen davon aus, dass sie nur noch eine weitere Zinserhöhung vor sich haben", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth. Hoffnungen auf eine Zinssenkung seien allerdings vom Tisch. "Man will nicht, dass sich die Lage so sehr verschlimmert, dass kleinere Zinssätze notwendig werden".

Dollar unter Druck - Euro im Aufwind

Die Anti-Krisen-Währung Dollar ging auf Tauchstation. Der Dollar-Index fiel am Donnerstag zeitweise um 0,4 Prozent auf 101 Zähler, den niedrigsten Stand seit Anfang Februar. Im Gegenzug zog der Euro um bis zu 0,7 Prozent auf 1,0929 Dollar an.

Bergauf ging es auch für den Franken, nachdem die Schweizer Nationalbank (SNB) wegen des erneut gestiegenen Inflationsdrucks den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent anhob. Der Dollar rutschte um 0,6 Prozent auf 0,9118 Franken ab. Die SNB-Zinserhöhung war von Experten erwartet worden - trotz der am Wochenende von der Schweizer Regierung orchestrierten Rettungsaktion für die Credit Suisse. Auch die Bank of England (BoE) erhöhte den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag wie erwartet um einen Viertel Prozentpunkt auf 4,25 Prozent.

Europas Banken erneut auf Talfahrt - US-Geldhäuser im Plus

An den europäischen Aktienmärkten gerieten die Bankentitel nach den Zins-Entscheiden der Notenbanken unter die Räder. Der europäische Sektorindex rutschte um 1,7 Prozent ab. Die Aktien der Commerzbank hielten mit einem Kursverlust von 2,8 Prozent die rote Laterne im Dax, die Titel der Deutschen Bank fielen um 1,3 Prozent. Die Analysten der Citigroup stuften den europäischen Bankensektor auf "Neutral" von "Overweight" herunter. Die Fundamentaldaten für die Institute sähen zwar gesund aus. "Aber die anhaltende Vertrauenskrise könnte die Risikobereitschaft der Banken einschränken und den Kreditfluss verringern", sagten die Aktienstrategen.

In den USA steht der in Schwierigkeiten geratene regionale Kreditgeber First Republic Bank weiterhin im Fokus der Anleger. Dessen Aktien erholten sich nach einem Kurssturz von Mittwoch, als Finanzministerin Janet Yellen die Anleger mit der Bemerkung aufschreckte, dass es keine Diskussion über die Versicherung aller Bankeinlagen gegeben habe. Die Papiere legten vier Prozent zu. Die regionalen Institute PacWest und Western Alliance gewannen 1,5 und 7,2 Prozent. Auch Grossbanken wie JP Morgan und Citigroup lagen im Plus.

Bei anderen Einzelwerten brachen die Aktien der Krypto-Börse Coinbase um knapp 16 Prozent ein. Die US-Börsenaufsicht (SEC) drohte damit, Coinbase wegen einiger Produkte zu verklagen. Im Aufwind waren hingegen die Titel des US-Biotechunternehmens Regeneron nach Studienerfolgen des gemeinsam mit dem Pharmakonzern Sanofi entwickelten Medikamentes Duxipent zur Behandlung von Raucherlungen. Regeneron-Papiere stiegen um 7,6 Prozent.

(Reuters)