Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag auf ihrer auswärtigen Zinssitzung in Athen, die Schlüsselzinsen nicht anzutasten. Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit weiterhin auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent.

Der Leitzins bleibt bei 4,50 Prozent. Ökonomen hatten dies erwartet. In ersten Reaktionen hiess es dazu:

CLEMENS FUEST, IFO-PRÄSIDENT:

«Das ist eine gute Entscheidung. Die schnellen Zinserhöhungen seit etwa einem Jahr haben dazu beigetragen, die Inflation zu dämpfen und die Inflationserwartungen zu stabilisieren, und diese Entwicklung wird sich voraussichtlich in den kommenden Monaten fortsetzen. Für Zinssenkungen ist es allerdings noch zu früh. Dafür muss die Inflation weiter zurückgehen. Vor allem wegen hoher Lohnabschlüsse und Risiken bei den Energiepreisen ist nicht garantiert, dass das so kommt.»

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFÖKONOM:

«Die EZB hat erneut signalisiert, ihre Leitzinsen vermutlich nicht weiter anzuheben. Das ist riskant, weil der Einlagensatz mit 4,0 Prozent mit Blick auf das unterliegende Inflationsproblem nicht sehr hoch ist. Umso wichtiger ist, dass die EZB nicht vor der schwachen Konjunktur einknickt und die Zinsen möglichst lange auf dem erreichten Niveau belässt. Die EZB hat anders als die US-Notenbank, die den Leitzins auf knapp 5,5 Prozent angehoben hat, im kommenden Jahr keinen Spielraum, ihre Zinsen wieder zu senken.»

MICHAEL HEISE, CHEFÖKONOM HQ TRUST:

«Mit dem Verzicht auf eine weitere Zinserhöhung dürfte nun eine Phase stabiler Zinsen begonnen haben. Auch in den kommenden Sitzungen ist kaum mit Zinserhöhungen zu rechnen, denn die Daten, anhand derer die EZB ihre Zinsentscheidungen von Sitzung zu Sitzung prüft, dürften aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Anlass dazu geben.»

(Reuters)