Sie EZB hob am Donnerstag die Schlüsselsätze erneut um 0,25 Prozentpunkte an - und damit auf das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, steigt somit von 3,75 auf 4,00 Prozent.

Ökonomen und Finanzexperten sagten in ersten Reaktionen:

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFÖKONOM:

«Zum Glück hat sich die EZB heute zu einer weiteren Zinserhöhung durchgerungen. Dafür verdient sie Lob. Aber es ist fraglich, ob die Leitzinsen bereits hoch genug sind, um das tiefsitzende Inflationsproblem zu lösen. Vermutlich sind weitere Zinsschritte notwendig. Aber die EZB-Ratsmitglieder dürften wegen der fallenden konjunkturellen Frühindikatoren bald kalte Füsse bekommen und die Zinsen in den kommenden Monaten nicht weiter erhöhen. Die Inflation wird im Durchschnitt der kommenden Jahre wohl deutlich über dem Ziel von zwei Prozent liegen.»

JÖRG ASMUSSEN, HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER VERSICHERERVERBAND GDV:

«Mit der erneuten, aber vermutlich letzten Zinserhöhung um 25 Basispunkte schreitet die EZB auf ihrem Pfad der Inflationsbekämpfung richtigerweise voran. Zuletzt stagnierte die Teuerungsrate im Euroraum nur, anstatt weiter zu sinken. Auch alle aktuellen Inflationsprognosen deuten derzeit darauf hin, dass das Inflationsziel in 2024 verfehlt wird. Damit war es noch zu früh, eine Pause einzulegen oder das Ende des Zinsanhebungszyklus‘ auszurufen. Jetzt könnte der Moment erreicht sein, ab dem das Zinsniveau für eine längere Zeit auf dem nun erreichten Niveau gehalten wird, bis deutlich ins nächste Jahr hinein.»

FLORIAN HEIDER, WISSENSCHAFTLICHER DIREKTOR DES LEIBNIZ-INSTITUTS FUER FINANZMARKTFORSCHUNG SAFE: 

«Die EZB bleibt ihrem Mandat treu und verfolgt einen strikten Kurs sukzessiver Zinserhöhungen, um die nach wie vor hohe Inflation zu bekämpfen. Ausschlaggebend ist die Gefahr, dass die Inflation sich in Zukunft weit weg des Zwei-Prozent-Ziels einpendelt. Das war nicht unbedingt zu erwarten, denn die Marktsignale – Inflation und Konjunktur – gehen momentan in unterschiedliche Richtungen. Allerdings ist dies nur eine Erhöhung um 25 Basispunkte, die somit kleiner ausfällt als die vorherigen Zinsschritte. Somit signalisiert die EZB ein Ende der Zinserhöhungen.»