Die von der Nachrichtenagentur AWP befragten Analysten erwarten von Swisscom einen Jahresumsatz von 11,04 Milliarden Franken sowie einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 4,61 Milliarden Franken. Der Reingewinn sollte bei 1,738 Milliarden zu stehen kommen nach 1,603 Milliarden Franken im Vorjahr. 

Swisscom hat Anfang November mit den Drittquartals-Zahlen bereits eine leichte Umsatzzielsenkung verkündet. Das negative Überraschungspotenzial dürfte sich mit den Zahlen fürs Gesamtjahr daher in Grenzen halten. Die Analysten-Community erwartet vielmehr ein Resultat, das beim Umsatz auf Höhe der angepassten Prognose zu liegen kommt und beim EBITDA am erwarteten, unteren Ende der Bandbreite.

Die Swisscom hatte die Anleger im November bei der Präsentation der Neunmonatszahlen mit einer Umsatzzielsenkung verschreckt. Eigentlich hatte sich der grösste Telekomanbieter der Schweiz gut geschlagen. Der Umsatz wuchs von Januar bis Ende September um 0,3 Prozent auf 8,2 Milliarden Franken. Dabei machte der Swisscom aber die Euro-Schwäche zu schaffen, die den Ergebnisbeitrag der Mailänder Breitbandtochter Fastweb nach unten drückte. Bereinigt um Währungseffekte wäre der Konzernumsatz um 0,9 Prozent gestiegen.

Wegen der Euro-Talfahrt und schwächerer Handyverkäufe stutzte die Swisscom daher das Umsatzziel fürs gesamte Geschäftsjahr 2023 auf 11,0 Milliarden Franken (zuvor: 11,1 bis 11,2 Milliarden). Die übrigen Ziele liess der Branchenprimus grundsätzlich unverändert: Konkret soll der EBITDA (das untere Ende der Bandbreite von) 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken erreichen.

Eine Busse ist noch ausstehend

Die Swisscom wartet diese Tage auf ein Urteil der Eidg. Wettbewerbskommission (Weko), das mit einer Busse für den «Blauen Riesen» enden dürfte. So gehen Experten davon aus, dass die Kartellwächter die Bauweise des Glasfasernetzes der Swisscom für wettbewerbswidrig halten könnten und daher den Konzern wohl zu einer Strafe verdonnern werden. Laut ZKB dürfte diese allerdings wohl eher nicht «substanziell» ausfallen.

Konkret geht es darum, dass die Wettbewerbshüter im Dezember 2020 den Glasfaserausbau der Swisscom mit vorsorglichen Massnahmen gestoppt hatten. Die von der Swisscom geänderte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht verstösst laut Weko gegen das Kartellrecht. Die Wettbewerbskommission pocht auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt. Nur so können Konkurrenten der Swisscom den Kunden eigene Internetangebote machen, die sich von jenen der Swisscom unterscheiden, und beispielsweise höhere Surfgeschwindigkeiten anbieten als der «Blaue Riese». Zudem erhält so jeder Haushalt eine Direktleitung in die Telefonzentrale und muss sich nicht die Zuleitung mit den Nachbarn teilen.

Allerdings ist diese Bauweise teurer, als nur eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor den Häusern zu verlegen. Die Swisscom hat aus Kostengründen die billigere Variante gewählt und trotz des Vetos der Wettbewerbshüter lange daran festgehalten. Im Oktober 2022 hatte die Swisscom dann die Kehrtwende vollzogen. Denn der Druck durch hunderttausende blockierte Anschlüsse, die nicht in Betrieb genommen werden dürfen, wurde zu gross. Nun baut der Konzern wieder Direktleitungen von der Telefonzentrale bis zu den Haushalten. Zudem hat der «blaue Riese» zehntausende blockierte Anschlüsse umgebaut und mit Direktleitungen versehen.

Was macht die Swisscom in Italien?

Die Swisscom könnte laut einem Medienbericht ausserdem schon bald ein Angebot für das Italien-Geschäft von Vodafone abgeben. Der Telekomkonzern könnte dabei das Glasfasernetz seiner italienischen Tochter Fastweb mit dem italienischen Mobilfunkangebot von Vodafone kombinieren. Swisscom und Vodafone seien derzeit in Verhandlungen über eine mögliche Transaktion, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg Ende 2023. Offiziell wollte die Swisscom das aber nicht kommentieren.

Die Aktien von Swisscom sind ein klassisch defensiver Titel und haben sich daher wenig überraschend im bisherigen Jahresverlauf kaum verändert - wie auch der Gesamtmarkt. 2023 entwickelten sich die Papiere derweil unterdurchschnittlich. Mittlerweile steht die Aktie auf dem Stand von Dezember 2022.

(AWP)