Cyberkriminalität rangiert in dem am Dienstag veröffentlichten "Risikobarometer" des zur Allianz-Gruppe gehörenden Industrieversicherers AGCS erneut auf dem Spitzenplatz. An zweiter Stelle liegt die oft damit in Zusammenhang stehende Gefahr vor Betriebsunterbruch. Schliesslich legen Hacker bei ihren Attacken mit Erpressungssoftware häufig den Betrieb der angegriffenen Firmen lahm.
Die AGCS befragte für die Neuauflage des jährlich erscheinenden Berichts im vergangenen Herbst 2712 Sicherheitsfachleute und Manager aus 94 Ländern. Das waren so viele wie noch nie zuvor. Darunter waren knapp 1300 Führungskräfte grosser Unternehmen mit mehr als 500 Millionen Dollar Jahresumsatz.
Energiekrise Risiko Nummer eins in der Schweiz
Auch in der Schweiz beurteilten die Befragten Cyberkriminalität als das grösste Risiko. Damit liegt dieses Risiko auch hierzulande wie bereits im Vorjahr auf dem ersten Platz.
Auf den weiteren Rängen zeigt sich jedoch ein etwas anderes Bild als auf globaler Ebene: Auf Platz zwei der grössten Risiken folgt das Szenario einer Energiekrise mit Unterbrüchen in der Energieversorgung und Preisfluktuationen.
Geschäftsunterbrüche belegen in der Schweiz den dritten Rang, gefolgt von politischen Risiken und Gewalt - etwa durch Krieg, politische Instabilität, Terrorismus, Unruhen, Aufruhr, Streiks oder Plünderungen. Am wenigsten Sorgen machen sich die Schweizer Manager in Bezug auf den Klimawandel. Dieses Thema landet abgeschlagen auf dem zehnten Platz.
Datendiebstahl hat bei Cyberrisiken am meisten Gewicht
Was die Cyberkriminalität betrifft, so ist laut der weltweiten Umfrage Datendiebstahl das grösste Problem für Unternehmen, gefolgt von Erpressung mit Ransomware. Die AGCS verweist auf Schätzungen, wonach die Durchschnittskosten für betroffene Firmen nach Datendiebstahl im 2022 auf eine neue Rekordsumme von 4,35 Millionen US-Dollar gestiegen sind. Für 2023 wird demnach ein weiterer Anstieg auf über fünf Millionen Dollar erwartet.
Die unsichere Weltlage und die wirtschaftliche Ungewissheit spiegeln sich in dem Bericht ebenfalls wider: Auf Platz drei liegt global die Sorge vor ungünstigen volkswirtschaftlichen Entwicklungen, Energiesorgen belegen den vierten Platz weltweit und die Angst vor politisch motivierter Gewalt den zehnten Rang.
Corona spielt dagegen kaum mehr eine Rolle: Die Pandemie rutschte aus den Top Ten in die hinteren Ränge ab. Etwas an Dringlichkeit verloren, allerdings weniger stark als in der Schweiz, hat nach Einschätzung der weltweit befragten Manager und Experten der Klimawandel. Er rutschte global gesehen von Platz sechs auf sieben.
Fachkräftemangel neu in Top 10
Der Fachkräftemangel wird mittlerweile offensichtlich weltweit in den Unternehmen als ein immer grösseres Problem wahrgenommen. Er erscheint mit Platz acht erstmals in der Liste der zehn grössten Unternehmensrisiken.
"Die Unternehmen - vor allem in Europa und den USA - machen sich Sorgen über die anhaltende "Permakrise", die aus den Nachwehen der Pandemie und den wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des anhaltenden Krieges in der Ukraine resultiert", kommentierte AGCS-Vorstandschef Joachim Müller. "Die aktuelle Lage ist ein Stresstest für jedes Unternehmen."
Das Ranking entsteht, indem die Studienteilnehmer, die aus verschiedenen Branchen und unterschiedlich grossen Unternehmen stammen, bis zu drei Risiken auswählen können, die sie als besonders gefährlich für ihre Branche erachten.
(AWP)