Die Bank habe entschieden, für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit bereits bekannten Rechtsangelegenheiten weitere rund 600 Millionen Franken beiseite zu legen, wurde mitgeteilt. Dies werde zu einer Gesamtrückstellung für Rechtsstreitigkeiten von rund 700 Millionen Franken im ersten Quartal führen. Die Credit Suisse wird den detaillierten Quartalsabschluss in einer Woche vorlegen.
Als eine von mehreren Banken hat die deutsche DZ Bank das Kursziel für die Credit Suisse gesenkt, und zwar von von 8 auf 6,20Franken. Die Einstufung lautet weiterhin "Verkaufen". Die Grossbank bleibe ein Fass ohne Boden, schreibt Analyst Timo Dums mit Blick auf die jüngste Ankündigung zahlreicher Belastungen, die zusammengenommen zu einem Verlust im ersten Quartal führen dürften. Die Nachrichtenlage führe vor Augen, dass die Grossbank noch viele Aufräumarbeiten zu leisten habe und damit die Unabwägbarkeiten dominierten.
Die Bank Vontobel schreibt, ein weiterer Quartalsverlust sei eine klare Enttäuschung. Während er für das Quartal mit ausserordentlichen negativen Effekten von rund 600 Millionen Franken gerechnet hatte, übersteige der Bruttoeffekt von 1,25 Milliarden und der Nettoeffekt von rund 900 Millionen deutlich die negativen Annahmen, schreibt der zuständige Analyst.
Auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) zeigt wenig Begeisterung für den Inhalt des CS-Communiqués: "Die heute Morgen bekannt gegebenen Informationen sind insgesamt als negativ einzuschätzen", heisst es in einem Kommentar.
Ankündigung im Kontrast zu früheren Gottstein-Aussagen
Die CS berichtet von weiteren Belastungen. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Gegenparteien und die Kreditrisiken drückten das Ergebnis durch negative Erträge und Rückstellungen für Kreditverluste um rund 200 Millionen Franken. Die Wertminderung der 8,6-Prozent-Beteiligung an der börsennotierten Allfunds Group schlage zudem mit rund 350 Millionen Franken zu Buche.
Und schliesslich wirke sich auch der Rückgang der Kapitalmarktemissionen und eine geringere Geschäftsaktivität negativ auf das Geschäft aus. Einen positiven Effekt hätten dagegen die Auflösung der Rückstellungen in Höhe von rund 170 Millionen Franken in Zusammenhang mit dem zusammengebrochenen Kunden Archegos und Immobiliengewinne in Höhe von rund 160 Millionen Franken.
Die Gewinnwarnung steht in Kontrast zu Aussagen, die Konzernchef Thomas Gottstein Mitte März auf einer Anlegerkonferenz gemacht hatte. Er hatte den Geschäftsverlauf in den ersten beiden Monaten damals als "relativ solide" bezeichnet.
Die zweitgrösste Schweizer Bank hatte bereits im Gesamtjahr 2021 vor allem wegen einer Milliardenbelastung durch Archegos und einer überteuerten Übernahme einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken eingefahren.
(Reuters/cash/AWP)