In der Medienmitteilung der Credit Suisse wird zwar verlautbart, dass Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam freiwillig seinen Posten räumt. Natürlich wird niemand so treuherzig sein, das zu glauben. Thiam musste nach all den Beschattungsvorfällen abtreten. Und nach all den Skandalen weiss man ja gar nicht, ob da nicht noch mehr Leichen im Keller sind. Und was die Finma herausfinden wird. Sie untersucht derzeit mögliche Kontrollmängel auf CS-Führungsebene.

Die Geschehnisse bei der CS in den letzten Monaten auf einen Nenner gebracht: Das Vermögensverwaltungsgeschäft, das Aushängeschild des Swiss Banking, verträgt sich nicht mit den Vorkommnissen bei der Credit Suisse. Das Private Banking ist auf Diskretion bedacht. Die Skandale mit den bizarr anmutenden und aufgeflogenen Beschattungsvorgängen gegen eigene Mitarbeiter – das ist das Gegenteil von Diskretion. Auch wenn solche Beschattungen in der Bankenwelt gang und gäbe sind.

Die Finanzwelt rieb sich zunehmend über die Vorgänge bei der Credit Suisse und in der braven Schweiz. Und auch die Kunden stellten ihren Beratern Fragen. Der Abgang von Thiam, der auch heute noch nichts von den Beschattungsvorfällen gewusst haben will, war unvermeidlich. 

Spätestes jetzt stellt sich die Frage nach der Rolle von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. Er wünscht Thiam im Communiqué "für die Zukunft alles Gute" und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Thiam-Nachfolger Thomas Gottstein. Die Message: Vorwärts schauen.

Doch so einfach ist das nicht. In einer Phase höchster Not machte Rohner 2015 Thiam zum CS-Chef. Verteidigte ihn lange in der Beschattungsaffäre. Blamierte sich, indem er die erste Affäre noch auszubügeln versuchte und kurz danach von der zweiten überrollt wurde.

Rohner hinterliess in den letzten zwölf Monaten nicht den Eindruck, dass er die Zügel der Bank in der Hand hält. Die Glaubwürdigkeit litt erheblich. Er will noch bis 2021 als VR-Präsident der CS amtieren. Fragt sich, ob das auch die Aktionäre so sehen.